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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zu, und er wich entsetzt zurück und geriet ins Straucheln.
    Bevor er sich wieder gefangen hatte, stieß Sharpe mit dem Speer zu. Prithvirajs Abwehrbewegung kam viel zu spät, und die Speerspitze drang durch Haut und Muskeln in seinen Bauch. Sharpe drehte den Stahl und riss ihn wieder heraus. Blut schoss aus der Wunde auf den Boden des Tempelhofs, und Prithviraj krümmte sich vornüber und presste die Hände auf seinen Bauch. Und dann schnitt der Speer von der Seite her seine Kehle durch.
    Ein Seufzen ging durch die Menge.
    Prithviraj brach zusammen und stürzte auf den Boden. Blut quoll aus seiner Bauchwunde und pulsierte aus seiner Kehle.
    Sharpe trat dem jetti den tulwar aus der Hand. Dann wandte er sich um und blickte zu Jama. »Du und dein Bruder, ihr habt Geschäfte mit Captain Torrance gemacht?«
    Jama schwieg.
    Sharpe ging auf das Grabmal zu. Die Wachen wollten ihn aufhalten, doch Sevajees Männer legten ihre Musketen an und einige grinsten und sprangen in den Hof hinab. Ahmed sprang ebenfalls aus dem Säulengang und hob den tulwar auf. Prithviraj lag jetzt auf der Seite und starb.
    Jama erhob sich hastig, als Sharpe die Treppe zu ihm hinaufging, und wollte davonhinken, doch er war mit seiner Behinderung nicht schnell genug, und plötzlich spürte er die Spitze des Speers auf seinem Bauch.
    »Ich habe dir eine Frage gestellt«, sagte Sharpe.
    Jama sagte immer noch nichts.
    »Willst du leben?«, fragte Sharpe.
    Jama blickte hinab auf den Speer, dessen Klinge blutbefleckt war.
    »War es Torrance, der mich dir ausgeliefert hat?«, fragte Sharpe.
    »Ja«, sagte Jama.
    »Wenn ich dich noch einmal sehe, werde ich dich töten«, sagte Sharpe. »Wenn du in das britische Lager zurückkehrst, werde ich dafür sorgen, dass du hängst wie dein Bruder, und wenn du eine Botschaft zu Torrance schickst, um ihn zu warnen, werde ich dir bis in die letzte Ecke von Gottes Erde folgen und dich mit meinen bloßen Händen kastrieren.« Er drückte die Speerspitze so leicht gegen Jamas Bauch, dass es ihn gerade kitzelte, und wandte sich dann ab. Die Menge war stumm, eingeschüchtert durch Sevajees Männer und das grausame Geschehen im Hof des Tempels. Sharpe warf den Speer fort, zog Ahmed zu sich und tätschelte seinen Kopf. »Du bist ein guter Junge, Ahmed. Ein verdammt guter. Und ich brauche was zu trinken. Himmel, bin ich durstig.«
    Aber er war auch lebendig.
    Was bedeutete, dass einige andere Männer bald tot sein würden.
    Denn Sharpe war mehr als am Leben. Er war wütend. Höllisch wütend. Und er wollte Rache.
 
    Sharpe borgte sich von einem von Sevajees Männern einen Umhang, hüllte sich darin ein und zog sich dann hinter Ahmed auf Major Stokes’ Pferd. Sie ritten langsam von dem Dorf fort, wo die Fackeln im Tempel nacheinander erloschen. Sie ritten nach Westen, wo der rötliche Lichtschein vor dem Himmel verriet, dass das britische Lager einige Meilen entfernt war. Sevajee erzählte Sharpe, während sie trabten, wie Ahmeds Flucht ihn geradewegs in die Arme seiner Männer geführt hatte. »Zu Ihrem Glück, Ensign«, sagte der Inder. »Ich habe ihn wiedererkannt.«
    »Deshalb haben Sie also Hilfe geschickt, nicht wahr?«, fragte Sharpe sarkastisch. »Deshalb haben Sie einige Rotröcke geholt, um mich aus diesem verdammten Zelt herauszuholen.«
    »Ihre Dankbarkeit berührt mich tief«, sagte Sevajee mit einem Lächeln. »Wir brauchten lange, bis die Worte Ihres Jungen einen Sinn für uns ergaben, und ich gebe zu, dass ich ihm selbst dann noch nicht ganz glaubte. Als wir ihn endlich ernst nahmen, waren Sie bereits abtransportiert worden. So folgten wir Ihnen. Ich dachte, wir könnten etwas zur Unterhaltung des Abends beitragen, und das haben wir dann getan.«
    »Es freut mich, dass ich Ihnen nützlich sein konnte, Sahib«, sagte Sharpe.
    »Ich wusste, dass Sie in einem fairen Kampf einen jetti besiegen können.«
    »Ich habe einst drei auf einmal in Seringapatam besiegt«, sagte Sharpe, »aber ich weiß nicht, ob es ein fairer Kampf gewesen ist. Ich mache mir nicht viel aus fairen Kämpfen. Ich liebe unfaire. Faire Kämpfe sind etwas für Gentlemen, die es nicht besser wissen.«
    »Deshalb haben Sie also dem jetti den Säbel gegeben«, bemerkte Sevajee trocken.
    »Ich wusste, dass er damit nicht umgehen konnte«, sagte Sharpe. Er war plötzlich müde, und all die Schmerzen und Leiden waren zurückgekehrt. Über ihm funkelten die Sterne, während die dünne Mondsichel direkt über der fernen Festung zu hängen schien. Dodd

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