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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Lösung dieses Problems gab. Er hoffte, dass die Angreifer einfach durch die Schlucht stürmen und den zweiten Hang hinaufbranden würden wie eine unwiderstehliche Woge, die durch eine Barriere gebrochen war, und alles auf ihrem Weg überwand, doch er wagte nicht, solchen Optimismus auszusprechen. Er wollte nicht eingestehen, dass er seine Männer zu einem Angriff auf das innere Fort verdammte, das Mauern ohne Bresche und gut vorbereitete Verteidiger hatte. »Wenn wir sie nicht per Eskalade nehmen können«, sagte er knapp und schob sein Fernrohr zusammen, »müssen wir mit unseren Batterien vom äußeren Fort aus auch dort eine Bresche schlagen und es auf die harte Weise erledigen.«
    Mit anderen Worten, dachte Stokes, Sir Arthur hat keine Ahnung, was getan werden muss. Er weiß nur, dass es getan werden muss. Durch die Erstürmung mit Leitern oder durch das Schlagen einer Bresche. Mit Gottes Gnade und viel Glück würden die Angreifer vielleicht in die Schlucht gelangen, doch dort würden sie in den Händen des Teufels sein.
    Es war ein heißer Dezembertag, doch Stokes erschauerte, denn er hatte Mitleid mit dem Himmelfahrtskommando, das nach Gawilgarh hinauf musste.
 
    Captain Torrance hatte einen bemerkenswert glücklichen Abend genossen. Jama war noch nicht zum Lager zurückgekehrt, und seine großen grünen Zelte mit seinen verschiedenen Freuden standen leer, aber es gab viele andere Ablenkungen im britischen Lager. Eine Gruppe schottischer Offiziere und ein Sergeant, der die Flöte spielte, gaben ein Konzert. Torrance machte sich nicht viel aus Kammermusik, doch er fand die Melodien passend zu seiner guten Stimmung. Sharpe war erledigt, Torrances Schulden waren beglichen, er hatte überlebt. Er war vom Konzert fort zu den Kavallerie-Linien gegangen, denn er wusste, dass er dort eine gute Partie Whist spielen konnte, und er hatte von einem nervösen Major 35 Guineen und weitere zwölf von einem käsigen Ensign gewonnen, der sich dauernd an seinem Geschlechtsteil kratzte. »Wenn Sie die Syphilis haben«, hatte der Major schließlich gesagt, »dann sollten Sie verdammt zu einem Doktor gehen.«
    »Es sind Läuse, Sir.«
    »Dann hören Sie um Himmels willen auf, herumzuzappeln. Sie lenken mich ab.«
    »Kratzen Sie weiter«, hatte Torrance gesagt und sein Gewinnerblatt hingelegt. Er hatte gegähnt, die gewonnenen Münzen eingesammelt und seinen Mitspielern eine gute Nacht gewünscht.
    »Es ist teuflisch früh«, hatte der Major gegrollt. Er wollte eine Chance haben, sein Geld zurückzugewinnen.
    »Die Pflicht«, hatte Torrance vage gesagt. Dann war er in das Lager der Händler spaziert und hatte sich die Frauen angesehen, die sich in der heißen Nacht Luft zugefächert hatten. Eine Stunde später war er in sein Quartier zurückgekehrt. Sein Diener kauerte auf der Veranda. Torrance scheuchte den Mann fort.
    Sajit saß noch an seinem vom Kerzenschein erhellten Schreibtisch über Schreibarbeit. Als Torrance eintrat, blickte er auf, erhob sich und verneigte sich. »Sahib.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Alles prima, Sahib. Die Lieferscheine für morgen.« Er schob einen Stapel Papiere über den Schreibtisch.
    »Die sind bestimmt in Ordnung«, sagte Torrance, und er war sich dessen ziemlich sicher. Sajit hatte sich als ausgezeichneter Schreiber erwiesen. Torrance ging zur Tür zu seinem Quartier. Dort wandte er sich um, und seine Miene verfinsterte sich. »Dein Onkel ist noch nicht zurückgekommen?«
    »Er kommt morgen, Sahib, da bin ich mir sicher.«
    »Sag ihm, dass ich mit ihm sprechen will. Aber nicht mehr heute Nacht. Heute Nacht will ich nicht gestört werden.«
    »Selbstverständlich, Sahib«, sagte Sajit und verneigte sich wieder, als Torrance den Musselinvorhang zur Seite schob und durch die Tür ging.
    Der Captain schob den Riegel vor, dann machte er Jagd auf die wenigen Motten, die es geschafft hatten, hinter den Musselinvorhang zu gelangen. Er zündete eine zweite Lampe an, legte den Gewinn der Nacht auf den Tisch und rief nach Clare. Sie kam mit verschlafenen Augen aus der Küche.
    »Arrak, Brick«, befahl Torrance. Dann zog er seinen Rock aus, während Clare den scharfen Branntwein einschenkte. Sie wendete den Blick ab, als er sich nackt auszog und in seine Hängematte legte. »Du könntest mir eine Wasserpfeife vorbereiten«, schlug er vor, »und mich dann mit einem Schwamm abwaschen. Ist ein frisches Hemd für den Morgen da?«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    »Doch nicht das geflickte?«
    »Nein,

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