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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sagen.
    »Ich bin sein Geist, Sir«, sagte Sharpe. Torrance sah tatsächlich aus, als sei ein Gespenst bei ihm eingebrochen. Sharpe schüttelte tadelnd den Kopf. »Meinen Sie, ich soll Sie nicht ›Sir‹ nennen, weil ich ein Offizierskollege und Gentleman bin? Wo ist Sergeant Hakeswill?«
    »Sharpe!«, sagte Torrance noch einmal und sank auf einen Stuhl. »Wir hörten, Sie seien gefangen genommen worden!«
    »Das war ich auch, Sir, doch nicht vom Feind. Jedenfalls nicht von einem richtigen.« Sharpe überprüfte die Pistole. »Die ist ja gar nicht geladen. Was wollten Sie damit tun, Sir? Mich mit dem Lauf niederschlagen?«
    »Mein Gewand, Sharpe, bitte«, sagte Torrance und wies zu dem Seidengewand, das an einem Haken an der Wand hing.
    »Wo ist also Hakeswill, Sir?«, fragte Sharpe. Er blies jetzt Staub aus der Pfanne der Pistole, bevor er mit einem Fingernagel an der Schicht von verkrustetem Pulver kratzte.
    »Er ist unterwegs«, sagte Torrance.
    »Ah, er hat meine Aufgaben übernommen, wie? Sie sollten Ihre Pistole rein halten, Sir. Sehen Sie den Rost auf der Feder? Es ist eine Schande, eine teure Waffe so verkommen zu lassen. Sitzen Sie auf einer Patronentasche?«
    Torrance hob sein Gesäß, um den Lederbeutel darunter hervorzuziehen, der das Pulver und die Kugeln für seine Pistolen enthielt. Er gab den Beutel Sharpe, spielte mit dem Gedanken, selbst sein Gewand vom Haken zu holen, entschied sich jedoch dagegen, weil Sharpe einen Trick vermuten und ärgerlich werden könnte. »Es freut mich, Sie lebend zu sehen, Sharpe«, sagte er.
    »Tatsächlich, Sir?«, fragte Sharpe.
    »Selbstverständlich.«
    »Warum haben Sie mich dann an Jama verkauft?«
    »Sie verkauft? Seien Sie nicht lächerlich. Nein!« Er schrie auf, als der Pistolengriff auf ihn zu sauste, und er stöhnte, als er ihn an der Wange traf. Er tastete sein Gesicht ab und zuckte beim Anblick des Bluts auf seinen Fingern zusammen. »Sharpe ...«, begann er.
    »Halten Sie den Mund, Sir«, sagte Sharpe. Er setzte sich auf die Tischkante und schüttete etwas Pulver in den Pistolenlauf. »Ich habe mit Jama gesprochen. Er hat versucht, mich von zwei jettis töten zu lassen. Sie wissen, was jettis sind, Sir? Religiöse Schläger, Sir. Sie müssen zum falschen Gott gebetet haben, denn ich habe dem einen die Kehle durchgeschnitten und den anderen Scheißkerl fast erblinden lassen.« Er legte eine Pause ein, um aus dem Beutel eine Kugel zu nehmen. »Und ich hatte einen Plausch mit Jama, nachdem ich diese Muskelprotze erledigt hatte. Jama hat mir viel Interessantes erzählt. Zum Beispiel, dass Sie und sein Bruder Handel mit ihm getrieben haben. Sie sind ein Verräter, Torrance.«
    »Sharpe ...«
    »Maul halten, habe ich gesagt!«, fuhr Sharpe ihn an. Er schob die Kugel in die Pistolenmündung, dann nahm er den kurzen Ladestock und schob sie durch den Lauf. »Fakt ist, Torrance«, fuhr er in ruhigerem Tonfall fort, »ich kenne die Wahrheit. Die gesamte. Über Sie und Hakeswill, über Sie und Jama und über Sie und Naig.« Er lächelte Torrance an, dann hakte er den Ladestock in seine Halterung. »Ich habe gedacht, dass Offiziere über dieser Art Verbrechen stehen. Ich wusste, dass die Mannschaften sich auf krumme Sachen einlassen, denn auch ich habe mich mal zu Gaunereien hinreißen lassen, aber man hat keine Wahl, wenn man das tut, denn man besitzt nichts und hat nichts zu verlieren. Aber Sie, Sir, Sie hatten alles, was Sie sich wünschten. Reiche Eltern, anständige Ausbildung.«
    »Sie verstehen das nicht, Sharpe.«
    »O doch, Sir. Sehen Sie mich an. Meine Ma war eine Hure, und nach allem, was ich gehört habe, keine sehr gute. Und sie starb, ohne mir etwas zu hinterlassen. Keinen Penny! Und wissen Sie, was das Komische ist? Wenn ich zu General Wellesley gehe und ihm sage, dass Sie Musketen an den Feind verkauft haben, wem wird er glauben? Ihnen, mit Ihrer richtigen Bildung, oder mir, mit einer Schlampe als Mutter?« Sharpe sah Torrance an, als erwarte er eine Antwort, aber es kam keine. »Er wird Ihnen glauben, nicht wahr? Mir hat er nie geglaubt, weil ich kein richtiger Gentleman bin, der sein Latein kennt. Und wissen Sie, was das bedeutet, Sir?«
    »Sharpe?«
    »Es bedeutet, dass es keine Gerechtigkeit geben wird. Aber andererseits sind Sie ein Gentleman, also kennen Sie Ihre Pflicht, nicht wahr?« Sharpe stieg vom Tisch und hielt Torrance die Pistole hin. »Halten Sie sie an Ihr Ohr«, riet er Torrance, »oder stecken Sie sie in den Mund. Dabei gibt es zwar

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