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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Sie noch zu einem Glas überreden?«
    Wellesley schüttelte den Kopf. »Ich habe genug getrunken, danke, Sir.« Doch dann blickte der junge Colonel zu seinem Rivalen Baird. »Vielleicht sollte ich doch noch ein Glas akzeptieren, um auf Ihren Erfolg und Ruhm zu trinken.«
    Baird, dessen Abneigung gegen den jungen Colonel in den letzten paar Tagen nur gewachsen war, schaffte es, einen erfreuten Ausdruck auf sein Gesicht zu zaubern. »Das ist freundlich von Ihnen, Wellesley.« Er zwang sich, höflich zu sein. »Sehr freundlich von Ihnen.«
    Harris war dankbar für Wellesleys Großzügigkeit. Er mochte es nicht, wenn seine Stellvertreter uneinig waren, besonders nicht, seit er entschieden hatte, dass es Wellesley sein sollte, der jüngere und dienstjüngere Mann, der zum Gouverneur von Maisur gemacht werden sollte, wenn die Stadt fiel. Baird würde sich zweifellos darüber ärgern, denn der Schotte würde die Ernennung seines Rivalen als eine Kränkung betrachten, doch in Wahrheit disqualifizierte Bairds Hass auf alle indischen Dinge ihn für einen solchen Posten. Britannien brauchte ein friedliches Maisur, und Wellesley war ein taktvoller Mann ohne Vorurteile gegen Eingeborene.
    »Gut von Ihnen, Wellesley«, sagte Harris, prostete ihm zu und trank. »Sehr gut von Ihnen, dessen bin ich sicher.«
    »Morgen um diese Zeit«, sagte Meer Allum mit seinem sonderbaren englischen Akzent, »werden wir in Tippus Palast dinieren. Von seinem Silber trinken und seinem Gold essen.«
    »Ich bete, dass es so sein wird«, sagte Harris. »Und ich bete, dass wir es ohne ernsthafte Verluste schaffen.« Er kratzte sich an der Narbe unter seiner Perücke.
    Die Offiziere waren immer noch ernst, als das Mahl endete. Harris wünschte ihnen eine gute Nacht. Als sie fort waren, stand er eine Weile vor seinem Zelt und starrte auf die mondbeschienenen Wälle der fernen Stadt. Die weiß gekalkten Brustwehren schienen zu glühen und ihm zuzuwinken, aber wozu?
    Er ging zu Bett und schlief schlecht, und in den wachen Momenten dachte er über Ausreden nach, wenn er scheitern würde.
    Baird lag ebenfalls eine Weile wach, betrank sich mit Whisky, und danach, in voller Uniform und mit seinem schottischen Breitschwert neben dem Bett, fiel er in einen unruhigen Schlaf.
    Wellesley schlief gut.
    Die Männer drängten sich in den Schützengräben und fanden kaum Schlaf.
 
    Hornsignale begrüßten die Morgendämmerung. Die Sturmwolken im Westen hatten sich verdichtet, doch es war kein Regen gefallen, und die aufgehende Sonne brannte bald die kleinen dünnen Wolken über der Stadt weg.
    Die Sturmtruppen kauerten in den Gräben, wo sie von den Wällen Seringapatams aus nicht gesehen werden konnten. Die kleinen weißen Wimpel flatterten im Fluss.
    Die Belagerungsgeschütze feuerten weiter. Einige Kanoniere versuchten, die Bresche zu erweitern, doch die meisten versuchten nur, die Verteidiger zu entmutigen, Reparaturarbeiten an der Bresche vorzunehmen oder Hindernisse auf den Hang davor zu legen. Die unbeschädigten Brustwehren schimmerten weiß in der Sonne, während die Bresche wie eine rotbraune Narbe im langen Schutzwall der Stadt wirkte.
    Tippu hatte die Nacht in einer kleinen Posten-Schutzhütte auf dem Nordwall verbracht. Er erwachte früh, denn er rechnete mit einem Angriff in der Morgendämmerung und hatte all seinen Soldaten auf den Wällen Bereitschaft befohlen. Es fand jedoch kein Angriff statt, und als die Sonne höher stieg, erlaubte er einigen der Verteidiger, in ihre Kasernen zu gehen, um sich auszuruhen. Er selbst ging in den Inneren Palast.
    Er spürte die nervöse Erwartung in den überfüllten Straßen, und er selbst war besorgt und unruhig, denn er hatte in seiner unruhigen Nacht von Affen geträumt, und Affen waren immer ein böses Omen. Die Stimmung des Sultans besserte sich nicht, als die Wahrsager berichteten, dass das Öl in ihren Töpfen trübe gewesen war.
    Heute war anscheinend ein unheilvoller Tag, doch Glück war beeinflussbar, und so versuchte er, den unglücklich begonnenen Tag zu verändern, indem er Geschenke zu verteilen begann. Er ließ einen Hindu-­Priester zu sich kommen und übergab dem Mann einen Elefanten, einen Sack Saatgut und einen Beutel Gold. Dem Brahmanen, der den Priester begleitete, schenkte er einen Ochsen, eine Ziege, zwei Büffel, einen schwarzen Hut, eine schwarze Jacke und einen seiner kostbaren Töpfe mit weissagendem Öl.
    Dann wusch er seine Hände und setzte einen Kriegshelm auf, der in eine heilige Quelle

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