Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Wällen sehen. Die Soldaten trugen tigergestreifte Röcke und schauten besorgt westwärts.
    Sharpe war dem Palankin instinktiv gefolgt, doch nun steckte er in einer schlimmen Lage. Das dicke Tor des Tunnels war hinter ihm geschlossen, die Luft stank fürchterlich, und vor ihm war der Feind. Er duckte sich neben dem feuchten Wall und überlegte, was er tun sollte. Er hatte vier Musketen, drei davon geladen, und seine Ersatzpatronen waren in den Taschen seines roten Rocks, der zusammengeknotet auf seinem Nacken hing. Die Taschen waren deshalb schwer zu erreichen.
    Er richtete sich auf, lehnte die Musketen gegen den Wall, zog den Rock vom Nacken und schob die Arme in die von den Tigern zerrissenen Ärmel. Er war wieder ein Rotrock. Er lud die leere der vier Musketen und kroch dann auf die Mündung des Tunnels zu.
    Und er sah Tippu.
    Der kleine, protzig wirkende Mann rannte vom äußeren Wall die Rampe herunter. Umgeben von seinen Leibwächtern und Adjutanten stoppte er neben der Sänfte. Sharpe sah, dass Tippu zum Kampf zurückschaute, dann den Kopf schüttelte. Daraufhin löste sich sofort ein Adjutant von der Gruppe und rannte auf den Tunnel zu, wo Sharpe wartete. Tippu warf einen letzten Blick westwärts und folgte ihm dann.
    Sharpe fluchte. Die ganze verdammte Horde kam in seine Richtung!
    Er wich im Tunnel zurück, spannte eine seiner Musketen und sank auf ein Knie.
    Der Adjutant rannte in den Tunnel und rief, dass das Tor geöffnet werden sollte. Dann sah er Sharpe im Halbdunkel, und sein Ruf erstarb. Er zog eine Pistole aus der grünen Schärpe an seiner Hüfte, doch es war zu spät.
    Sharpe feuerte. Das Mündungsfeuer war hell im Dunkel des Tunnels, der Knall ohrenbetäubend.
    Sharpe sah, dass der Adjutant zurückgeschleudert wurde. Er packte eine zweite geladene Muskete, und genau in diesem Augenblick öffnete sich das Tor hinter ihm. Er fuhr herum. Der Offizier, der das Tor bewachte, sah den roten Rock und warf das Tor ohne zu denken wieder zu. Sharpe hörte, wie der Riegel vorgeschoben wurde.
    Tippus Leibwache rannte auf den Tunnel zu. Sharpe feuerte seine zweite Muskete ab. Er wusste, dass er sie nicht alle niederkämpfen konnte. Seine größte Chance zu überleben bestand darin, zu verhindern, dass sie in den Tunnel vordrangen.
    Dann kündigte ein Donnern von Musketenfeuer an, dass er Hilfe bekam. Und mit der dritten Muskete in der Hand spähte er durch den dichten Pulverrauch, um zu sehen, dass Tippus Leibwache durch einen neuen Feind abgelenkt worden war. Einige britische Soldaten hatten Stufen gefunden, die hinab zum Zwischenraum zwischen den Wällen führten, und diese Soldaten griffen jetzt zum Wassertor hin an. Die Leibwache zog sich vor den neuen Angreifern zurück und gab den Eingang des Tunnels frei.
    Sharpe rannte auf das Tageslicht zu. Er duckte sich gerade noch innerhalb des Tunnels an die Wand und sah Tippu.
    Auf einer Seite war der Palankin mit der zweifelhaften Chance, schwerfällig zu entkommen, und auf der anderen Seite war das bedrohte Wassertor, das durch den inneren Wall zu seinen Pferden führte. Die Leibwache feuerte und lud neu, feuerte und lud wieder, während Tippu in seiner Unentschlossenheit wie erstarrt wirkte.
    Ein Hurraschrei ertönte zu Sharpes Linker. Weitere Musketen feuerten, und dann suchten plötzlich zwei Rotröcke Deckung im Tunnel. Einer sah Sharpe und wirbelte mit erhobener Muskete herum.
    »He«, rief Sharpe, »ich bin verdammt auf eurer Seite!«
    Der Mann, mit wildem Blick und von Pulverrauch geschwärzter Wange, wandte sich wieder dem Feind zu. »Welches Regiment?«, rief er Sharpe zu.
    »Haferkuchen. Und du?«
    »Old Dozen 5 .« Der Mann feuerte und wich sofort in Deckung zurück, um seine Muskete zu laden. »Es stinkt hier drin schlimmer als auf der Latrine«, sagte er und rammte eine Kugel in den Lauf.
    Weitere Rotröcke besetzten die Sultan-Batterie des äußeren Walls. Sie hatten keine britische Flagge, um ihre Eroberung der riesigen Bastion anzuzeigen, und so hängten sie einen roten Rock an den Flaggenmast. Der Rock hatte blassgelbe Aufschläge, die anzeigten, dass er vom 12. Regiment des Königs aus Suffolk stammte.
    »Das sind unsere!«, schrie der Mann neben Sharpe begeistert, und dann schien er zu gurgeln. Seine Augen waren plötzlich weit aufgerissen, er starrte Sharpe wie erstaunt und fast vorwurfsvoll an und fiel dann nach ein paar torkelnden Schritten rückwärts in eine der stinkenden Pfützen. Blut tropfte auf den blassgelben Aufschlag seines

Weitere Kostenlose Bücher