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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Nordwall, das auf den Kaveri blickte, und dort war sein Rückzug gestoppt worden. Ein cushoon Infanterie war in der Sultan-Batterie, der größten Bastion auf dem Nordwall, stationiert gewesen, und diese Soldaten eilten über den Wall, um Tippu zu verstärken, der jetzt genug Männer zur Verfügung hatte, um die Musketenschützen der Angreifer auf dem schmalen nördlichen Schützenauftritt zu überwältigen.
    Tippu führte immer noch den Kampf. Er trug einen Waffenrock aus weißem Leinen und eine Chintzhose mit roter Seidenschärpe um die Hüften. Er hatte juwelenbesetzte Armspangen, der große Rubin funkelte auf dem Helmbusch, eine Kette mit Perlen und einem Smaragd hing an seinem Hals, und der Säbel mit dem goldenen Tigergriff prangte an seiner Seite.
    Durch diese protzige Aufmachung wurde er zum Ziel jedes angreifenden Rotrocks und Sepoys, doch er bestand darauf, in der ersten Reihe zu bleiben, wo er sein Gewehr auf die Angreifer abfeuern konnte, und wie durch Zauberei wurde er von keiner der Kugeln getroffen, die ihn umschwirrten. Er war der Tiger von Maisur, er konnte nicht sterben, nur töten.
    Die Angreifer erlitten noch schlimmeren Schaden durch die Männer auf dem inneren Wall. In diesen Wall war keine Bresche geschlagen worden, und immer mehr tigergestreifte Infanteristen eilten auf die Brustwehr, um die Verteidiger zu verstärken. Sie feuerten über den inneren Graben. Ihre Musketenkugeln mähten die dicht gedrängten Angreifer nieder, und ihr Kanonenfeuer räumte ganze Strecken des äußeren Walls. Nur der dichte Pulverrauch, der zwischen den Wällen hing, schützte die Angreifer, die entweder unter dem schrecklichen Flankenfeuer litten oder sich hinter demontierten Kanonen duckten und beteten, dass ihr Martyrium bald zu Ende sein würde. Sie hatten die nordwestliche Ecke des äußeren Walls eingenommen, doch es hatte den Anschein, als hätten sie nur den Tod gewonnen, denn jetzt waren es die Männer Tippus, die sie abschlachteten.
    Baird begegnete auf dem Weg südlich der Bresche ähnlichem Widerstand, aber Baird war nicht in der Stimmung, um sich aufhalten zu lassen. Er holte auf und passierte die Überlebenden des Himmelfahrtskommandos. Schreiend wie ein Dämon führte er einen verrückten Angriff an dem zerstörten Turmhaus vorbei, wo die Überbleibsel der Sprengladung Tippus rauchten wie der Schlund der Hölle.
    Baird war Major General, doch er hätte gern all die Goldlitzen an seiner Uniform hergegeben, wenn er die Chance gehabt hätte, wie ein gemeiner Soldat zu kämpfen. Dies war die Zeit der Rache, und sein großes Breitschwert hackte in die Feinde, und sein Siegesschrei mischte sich mit dem Zorn bei der Erinnerung an seine Demütigungen in dieser Stadt.
    Er kämpfte wie ein Besessener, trat über die Toten hinweg und rutschte auf ihrem Blut aus, während er den Kampf über die Wälle hinabtrug. Seine Männer brüllten und wüteten mit ihm, angesteckt von Bairds Wahnsinn.
    Zu dieser Stunde, unter dem Feuer der Sonne und ermutigt durch den Arrak und Rum, den sie beim langen Warten in den Schützengräben getrunken hatten, wurden die Rotröcke und Sepoys zu Göttern des Krieges. Sie töteten ungestraft, als sie einem vom Krieg verrückten Schotten einen feindlichen Wall hinabfolgten, der klebrig von Blut war. Baird würde diese Stadt einnehmen oder in ihrem Staub sterben.
    Appah Raos cushoons verteidigten die südwestliche Ecke der Stadt, und Appah Rao beobachtete entsetzt, wie der enorm große Schotte sich einen Weg zu ihm hackte. Er beobachtete den Strom von Rotröcken hinter dem Giganten, und er hörte ihre Schreie und sah ihre Opfer von den Wällen fallen. Die Brigade, die diese Strecke des Walls verteidigte, wurde Mann für Mann getötet, und diejenigen, die noch lebten, gaben auf und flüchteten angesichts des Grauens, und Appah Raos Männer waren die Nächsten für das Blutbad.
    Doch wofür sterben?, fragte er sich. Die Stadt war erledigt, und die Dynastie des Sultans war dem Untergang geweiht. Appah Rao wusste, dass seine Männer ihn beobachteten und auf Befehle warteten, die sie in die Schlacht werfen würden, doch stattdessen wandte sich der General an seinen Stellvertreter.
    »Wann wurden die Männer zum letzten Mal bezahlt?«, fragte er.
    Der Offizier runzelte die Stirn, verwirrt von der Frage, doch schließlich schaffte er es, zu antworten. »Vor drei Monaten, mindestens, Sahib. Vier, nehme ich an.«
    »Sagen Sie ihnen, sie sollen am Nachmittag zum Soldempfang antreten.«
    »Sahib?«

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