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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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als sie schließlich sicher waren, dass nichts mehr lebte, wo sich der Staub und die Fliegen auf den frischen Leichen niedergelassen hatten, flogen sie zu ihrem Festmahl hinab.
 
    Es dauerte zwei Tage, um das Kriegsgericht einzuberufen. Die Armee konnte die Zeit auf dem Marsch nicht erübrigen, um die Sache gleich zu erledigen, und so musste Captain Morris warten, bis die große, schwerfällige Horde einen halben Tag Ruhe bekam und die beim Marsch zurückgebliebenen Herden die Hauptarmee eingeholt hatten. Erst dann war Zeit, dass sich die Offiziere versammelten und Private Sharpe in Major Shees Zelt brachten, von dem eine Seite hochgeschlagen wurde, um mehr Platz zu schaffen.
    Captain Morris verlas die Anklage, und Sergeant Hakeswill und Ensign Hicks sagten als Zeugen aus.
    Major John Shee war gereizt. Der Major war meistens gereizt, doch die Notwendigkeit, mindestens scheinbar nüchtern zu bleiben, ging ihm auf die Nerven und war zu viel für sein irisches Temperament. Es machte ihm keine Freude, das 33. Regiment zu kommandieren, wenn er nüchtern genug war, um zu argwöhnen, dass er seine Sache schlecht machte. Diese Selbstzweifel hatten zur Furcht vor Meuterei geführt, und Meuterei wurde nach Major Shees meistens berauschtem Verstand durch Missachtung der etablierten Autorität signalisiert. Private Sharpe war offenkundig übervoll mit Missachtung der Autorität. An dem, was ihm zur Last gelegt wurde, gab es keine Zweifel, und ebenso wenig an der Strafe dafür, doch die Verhandlung des Kriegsgerichts wurde verzögert, weil Lieutenant Lawford, der für Sharpe aussagen sollte, nicht anwesend war.
    »Wo, zum Teufel, ist er?«, wollte Shee wissen.
    Captain Fillmore, der Chef der 4. Kompanie, sprach für Lawford. »Er wurde zu General Harris’ Zelt befohlen.«
    Shee starrte Fillmore finster an. »Er wusste, dass er hier sein soll?«
    »In der Tat. Doch der General bestand auf seinem Kommen.«
    »Und wir sollen Däumchen drehen, während er mit dem General Tee trinkt?«, fragte Shee.
    Captain Fillmore blickte durch die offene Seite des Zelts, als hoffe er zu sehen, dass Lawford zum Kriegsgericht eilte, doch er sah nur Wachtposten. »Lieutenant Lawford hat mich gebeten, Sir, dem Kriegsgericht zu versichern, dass Private Sharpe ein äußerst zuverlässiger und fähiger Mann ist«, sagte Fillmore und fürchtete, dass es nicht sehr gut für ihn war, für den unglücklichen Gefangenen einzutreten. »Der Lieutenant hätte dem Gefangenen ein gutes Zeugnis ausgestellt, Sir, und das Gericht gebeten, im Zweifelsfall zugunsten des Angeklagten zu entscheiden.«
    »Zweifel?«, blaffte Shee. »Welcher Zweifel soll das sein? Er hat einen Sergeant geschlagen, und das in Anwesenheit zweier Offiziere, und Sie glauben, dass es Zweifel gibt? Das ist ein ganz klarer Fall. Ohne den geringsten Zweifel. Ohne den geringsten!«
    Fillmore zuckte mit den Schultern. »Ensign Fitzgerald möchte auch etwas dazu sagen.«
    Shee starrte Fitzgerald an. »Ich glaube, da gibt es nicht viel zu sagen, Ensign, oder?«
    »Was immer nötig sein wird, um einen Justizirrtum zu verhindern, Sir.« Fitzgerald, jung und selbstsicher, stand auf und lächelte seinen befehlshabenden Offizier an, der wie er Ire war. »Ich bezweifle, dass wir einen besseren Soldaten als Private Sharpe im Regiment haben, Sir, und ich nehme an, dass man ihn provoziert hat.«
    »Captain Morris bestätigt das nicht«, sagte Shee. »Und ebenso wenig Ensign Hicks.«
    »Ich kann dem Captain nicht widersprechen, Sir«, sagte Fitzgerald ruhig, »aber ich habe früher am Abend mit Timothy Hicks getrunken, Sir, und wenn er gegen Mitternacht noch etwas hat richtig sehen können, dann muss er einen Magen wie einen flandrischen Kessel haben.«
    Shee sah plötzlich gefährlich kriegerisch aus. »Beschuldigen Sie einen Offizierskollegen, unter dem Einfluss von berauschenden Getränken gewesen zu sein?«
    Fitzgerald nahm an, dass die meisten in der Kantine des 33. Regiments immer unter dem Einfluss von Arrak, Rum oder Brandy standen, aber er wusste auch, dass es besser war, das nicht zu sagen. »Ich stimme nur mit Captain Fillmore überein, dass wir im Zweifelsfall zugunsten von Private Sharpe entscheiden sollten.«
    »Zweifel?«, stieß Shee hervor. »Es gibt keinen Zweifel! Nicht den geringsten!« Er wies zu Sharpe, der ohne Mütze vor seiner Eskorte stand. Fliegen krochen über Sharpes Gesicht, doch man erlaubte ihm nicht, sie wegzuwischen. Shee schien zu erschauern, als er an Sharpes unverschämte

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