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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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unerledigtes Geschäft, das ihn in Indien hielt. Das nächste Jahr, versprach er sich, das Jahr 1800, würde ein gutes Jahr zur Heimkehr sein, doch in Wahrheit hatte er sich das Gleiche jedes Jahr im vergangenen Jahrzehnt versprochen.
    Die sieben Männer banden ihre Pferde los und schwangen sich in die Sättel. Die indische Eskorte war mit Lanzen, Schwertern und Pistolen bewaffnet, während McCandless ein schottisches Breitschwert, eine Reiterpistole und einen Karabiner trug, der in einem Sattelschuh steckte. Er blickte in die aufgehende Sonne, orientierte sich und führte seine Männer dann nordwärts. Er sagte nichts, aber er brauchte diesen Männern auch keine Befehle zu geben. Sie wussten nur zu gut, dass sie in diesem gefährlichen Landstrich wachsam Ausschau halten mussten.
    Denn dies war das Sultanat Maisur, hoch auf dem südlichen indischen Plateau, und so weit der Blick der Reiter reichte, stand das Land unter der Herrschaft des Tippu Sultan. Es war das Kernland Tippus, eine fruchtbare Ebene mit reichen Dörfern, Feldern und Wasserzisternen. Nur jetzt, da die britische Armee vorrückte und sich die Truppen Tippus zurückzogen, war das Land verwahrlost.
    McCandless konnte sechs Rauchsäulen sehen, wo Tippus Kavallerie Kornspeicher niedergebrannt hatte, um sicherzustellen, dass die verhassten Briten keine Nahrung finden konnten. Die Zisternen würden allesamt vergiftet sein, das Vieh westwärts getrieben und jedes Lagerhaus geleert, damit die Armeen von Britannien und Haidarabad all ihre eigenen Vorräte auf den schwerfälligen Ochsenkarren transportieren mussten.
    McCandless nahm an, dass die gestrige kurze und ungleiche Schlacht ein Versuch Tippus gewesen war, die Soldaten von ihrem kostbaren Tross zu trennen, sodass er seine Infanterie mit ihren gefürchteten Reitern auf die Wagen mit Getreide, Reis und Salz loslassen konnte. Doch die Briten waren nicht auf den Köder hereingefallen, was bedeutete, dass General Harris’ schwerfälliges Vorrücken weitergehen würde. Schätzungsweise noch eine Woche, bis sie in Seringapatam eintreffen würden. Dann würden zwei Monate mit knapper Verpflegung und glühendem Wetter vor ihnen liegen, bevor der Monsun los ging, doch McCandless nahm an, das zwei Monate genug Zeit waren, um den Job zu erledigen, besonders, wenn die Briten bald wissen würden, wie sie Tippus Falle an den Mauern im Westen umgehen konnten.
    Er trieb sein Pferd durch ein Waldstück mit Korkeichen, froh über den Schatten, den das Blätterdach warf. Am Rand des Hains verharrte er, um das Land voraus zu beobachten, das sanft in ein Tal abfiel, wo ein Dutzend Leute auf Reisfeldern arbeiteten.
    McCandless nahm an, dass das Tal weit genug von der Linie der vorrückenden Briten entfernt und ihm die Zerstörung der Lager und Wasservorräte erspart geblieben war.
    Ein kleines Dorf lag westlich der Reisfelder, und McCandless konnte ein weiteres Dutzend Leute in kleinen Gärten um die Häuser arbeiten sehen. Er wusste, dass er und seine Männer entdeckt werden würden, sobald sie die Deckung des Korkeichenwaldes verließen, doch er bezweifelte, dass irgendeiner der Dorfbewohner wegen der sieben Reiter Ermittlungen anstellen würde.
    Die Leute von Maisur, wie die Dorfbewohner in all den indischen Staaten, mieden geheimnisvolle Soldaten in der Hoffnung, dass die Soldaten sie ebenfalls meiden würden.
    Am fernen Ende der Reisfelder gab es Plantagen mit Mango und Dattelpalmen, und jenseits davon erstreckte sich ein kahler Höhenrücken. McCandless beobachtete den leeren Höhenrücken eine Weile, und dann, zufrieden, dass kein Feind in Sicht war, trieb er seine Stute an.
    Die Leute auf den Reisfeldern flüchteten sofort zu ihren Heimen, und McCandless schwenkte nach Osten ab, um ihnen zu zeigen, dass er keine Bedrohung war. Dann versammelte er die Stute und ließ sie traben. Er ritt neben einem Hain von sorgfältig gepflegten Maulbeerbäumen, ein Teil vom Plan Tippus, das Weben von Seide zu einer bedeutenden Industrie Maisurs zu machen, und dann trieb er das Pferd zum Galopp, als er sich dem Talgrund näherte.
    Die Kandaren und das Zaumzeug seiner Eskorte klirrten hinter ihm, als die Pferde den Hang hinabdonnerten, durch das fast wasserlose Bachbett ritten und dann den sanften Anstieg zu den Dattelpalmen begannen.
    In diesem Augenblick sah McCandless das Blitzen zwischen den Mangobäumen.
    Instinktiv zog er sein Pferd herum, ritt in die aufgehende Sonne und gab ihm die Sporen. Er blickte zurück, hoffte, dass das

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