Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Missetat dachte. »Er schlägt einen Sergeant in Anwesenheit zweier Offiziere, und Sie glauben, dass es einen Zweifel an der Ungeheuerlichkeit gibt?«
    »Das glaube ich, Sir«, erklärte Fitzgerald entschieden. »Das glaube ich in der Tat.«
    In Sergeant Hakeswills Gesicht zuckte es. Er betrachtete Fitzgerald mit Abscheu. Major Shee starrte Fitzgerald ein paar Sekunden an und schüttelte dann den Kopf, als zweifele er an der geistigen Gesundheit des Ensigns.
    Captain Fillmore versuchte es ein letztes Mal. Fillmore zweifelte an den Zeugenaussagen von Morris und Hicks, und er hatte Hakeswill nie getraut, doch er wusste, dass Shee nie überzeugt werden konnte, das Wort eines Private so zu bewerten wie das zweier Offiziere und eines Unteroffiziers. »Könnte ich das Gericht bitten, das Urteil aufzuschieben, bis Lieutenant Lawford für den Gefangenen sprechen kann?«
    »Was kann Lawford sagen, in Gottes Namen?«, erwiderte Shee. In seinem Gepäck wartete ein Flasche Arrak, und er wollte diese Prozedur erledigt haben. Er unterhielt sich kurz in gedämpftem Ton mit seinen beiden Richterkollegen, beides Stabsoffiziere von anderen Regimentern, und blickte dann finster zum Angeklagten. »Sie sind ein verdammter Schurke, Sharpe. Und die Armee kann keine Schurken gebrauchen. Wenn Sie keine Autorität respektieren können, dann erwarten Sie nicht, dass die Autorität Sie respektiert. Zweitausend Peitschenhiebe.« Er ignorierte das Erstaunen und Entsetzen, das einige der Zuschauer äußerten, und schaute stattdessen zum Sergeant Major. »Wann kann das erledigt werden?«
    »Heute Nachmittag ist so gut wie jede andere Zeit, Sir«, antwortete Bywaters gleichmütig. Er hatte als Richterurteil ein Auspeitschen erwartet, wenn auch kein so hartes, und er hatte bereits die notwendigen Vorbereitungen veranlasst.
    Shee nickte. »Lassen Sie das Bataillon in zwei Stunden antreten. Diese Verhandlung ist beendet.« Er blickte angewidert zu Sharpe und schob seinen Stuhl zurück. Shee nahm sich vor, einige Arrak zu trinken, bevor er in der Sonne auf dem Pferd saß und bei zweitausend Peitschenhieben zuschaute. Vielleicht hätte er nur tausend verhängen sollen, denn tausend Peitschenhiebe konnten genauso tödlich sein wie zweitausend, doch jetzt war es zu spät, dies zu ändern, das Urteil war ausgesprochen. Shee hatte nur die Hoffnung, der schrecklichen Hitze zu entgehen, wenn der Gefangene längst tot war, bevor die furchtbare Bestrafung vollendet sein würde.
    Sharpe wurde unter Bewachung gehalten. Die Posten waren keine Männer aus seinem Bataillon, sondern sechs Männer vom 12. Regiment des Königs, die ihn nicht kannten und denen er nicht vertrauen konnte, dass sie seine Flucht stillschweigend dulden würden. Sie hielten ihn in einem provisorischen Pferch hinter Shees Zelt, und niemand sprach dort mit Sharpe, bis Sergeant Green eintraf.
    »Es tut mir leid, Sharpe«, sagte Green und trat über die Munitionskisten hinweg, aus denen die primitiven Wände des Pferchs gebildet waren.
    Sharpe saß mit dem Rücken zu den Kisten. Er zuckte mit den Schultern.
    »Ich bin schon mal ausgepeitscht worden, Sergeant.«
    »Nicht in der Armee, Junge, nicht in der Armee. Hier.« Green streckte ihm eine Feldflasche hin. »Es ist Rum.«
    Sharpe schraubte die Feldflasche auf und trank einen tiefen Schluck.
    »Ich habe trotzdem nichts getan«, sagte er plötzlich.
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, sagte Green. »Aber je mehr Sie trinken, desto weniger spüren Sie. Trinken Sie alles, Junge.«
    »Tomkins sagte, nach den ersten dreißig Schlägen spürt man überhaupt nichts mehr«, sagte Sharpe.
    »Ich hoffe, er hat recht, Junge, das hoffe ich, aber Sie trinken den Rum trotzdem.« Green nahm seinen Hut ab und wischte sich den Schweiß vom kahlen Kopf.
    Sharpe setzte die Feldflasche wieder ab.
    »Und wo ist Mister Lawford?«, fragte er bitter.
    »Sie haben es gehört, Sohn. Er wurde zum General befohlen.« Green zögerte. »Aber was hätte er ohnehin sagen können?«, fügte er hinzu.
    Sharpe lehnte den Kopf gegen die Wand aus Munitionskisten. »Er hätte sagen können, dass Morris ein verlogener Bastard ist und dass Hicks alles bestätigen würde, um ihm zu gefallen.«
    »Nein, das könnte er nicht sagen, Junge, und das wissen Sie.« Green füllte eine Tonpfeife mit Tabak und zündete sie mit seiner Zunderbüchse an. Er setzte sich gegenüber von Sharpe auf den Boden und sah die Furcht in den Augen des jüngeren Mannes. Sharpe tat sein Bestes, um sich seine

Weitere Kostenlose Bücher