Sharpes Feuerprobe
erheben, und schien verwirrt zu sein, weil ihr die Hinterbeine nicht gehorchten. Sie wieherte wieder, diesmal so kläglich, dass McCandless wusste, dass sie nie wieder dahinjagen würde wie der Wind, und so tat er seine Pflicht, die er ihr schuldig war.
Er ging zu ihrem Kopf, zog ihr die Zügel herab, hauchte ihr einen Kuss auf die Nüstern und gab ihr dann oberhalb der Augen den Gnadenschuss. Sie ruckte zurück, die Augen weit aufgerissen, während Blut spritzte, und dann sank sie zurück. Ihre Vorderhand zuckte ein paar Mal, und dann blieb sie reglos liegen. Die ersten Fliegen ließen sich auf ihren Wunden nieder.
Des Havildars kleine Gruppe ritt in vollem Tempo in die Verfolger. Der Feind hatte sich in seinem Galopp weit auseinander gezogen, und der Trupp des Havildars war formiert, und so war es in den ersten Sekunden ein leichter Sieg. Zwei Lanzen stießen in Bäuche der Maisur-Reiter, zwei Säbel fanden ebenfalls ihr Ziel, doch dann war der Haupttrupp des Feindes heran und griff in den Kampf ein.
Der Havildar war durch die ersten Reihen des Feindes geritten, hatte seine Lanze zurücklassen müssen und blickte jetzt zurück, um zu sehen, wie seine Männer verzweifelt mit einer Gruppe von feindlichen Reitern kämpften. Er zog seinen Säbel und wollte zurückreiten, um ihnen zu helfen, als er McCandless’ Ruf hörte.
»Reite, Mann, reite!«, brüllte McCandless und wies nach Norden. Der Havildar konnte nicht die lebenswichtigen Informationen überbringen, die McCandless von Appah Rao bekommen hatte, doch es war trotzdem wichtig, dass die Armee von der Gefangennahme des Colonels erfuhr. McCandless war nicht eitel, doch er kannte seinen Wert, und er hatte sorgfältig Instruktionen gegeben, die etwas von dem Schaden seiner Gefangennahme wieder gutmachen konnten. Diese Informationen boten der Armee eine Chance, McCandless zu befreien, und diese gefährliche Unternehmung war jetzt die einzige Hoffnung des Schotten, Appah Raos Botschaft weiterzugeben.
»Reite!«, brüllte McCandless, so laut er konnte.
Der Havildar wurde zwischen seinem Pflichtgefühl gegenüber seinen Männern und seiner Pflicht, McCandless’ Befehl zu erfüllen, hin- und hergerissen. Er zögerte, und zwei der Verfolger trieben ihre Pferde zu ihm, um anzugreifen. Das gab den Ausschlag. Er gab seinem Pferd die Sporen, trieb es mitten zwischen sie und schwang seinen Säbel, als er zwischen ihnen hindurchjagte. Er traf den Hals des einen Feindes, und während er fiel, bog der Havildar an dem anderen vorbei und galoppierte nordwärts, während sich die restlichen Feinde um die Überlebenden der Eskorte scharten, um sie zu töten.
McCandless warf seine Pistole und den Karabiner auf den Boden, zog sein schottisches Breitschwert und ging auf die Kämpfenden zu. Ein feindlicher Offizier trieb sein Pferd dem Schotten entgegen. Der Offizier von Maisur stieß seinen Säbel in die Scheide und streckte stumm die Hand nach McCandless’ Breitschwert aus. Hinter ihm taten die Säbel und Lanzen kurz ihr tödliches Werk, dann war der kleine Kampf vorüber, und McCandless wusste, dass seine Eskorte, alle außer dem Havildar, tot war.
Er blickte auf den Reiter, der über ihm aufragte.
»Dieses Breitschwert«, sagte er bitter, »gehörte meinem Vater und dessen Vater.« Er sprach englisch. »Es wurde von Charles Stuart bei Culloden getragen.«
Der Offizier sagte nichts, hielt nur die Hand ausgestreckt, und sein Blick ruhte auf McCandless. Der Schotte drehte langsam die Klinge um und hielt das Breitschwert mit dem Griff nach oben. Der Offizier von Maisur nahm es und wirkte überrascht vom Gewicht des Schwertes.
»Was habt ihr hier getrieben?«, fragte der Offizier auf Kanarese.
»Sprechen Sie englisch?«, fragte McCandless in dieser Sprache, entschlossen, seine Kenntnis von indischen Sprachen geheim zu halten.
Der Offizier zuckte mit den Schultern. Er schaute auf das alte Breitschwert und schob es dann hinter seine Schärpe.
Seine Männer versammelten sich aufgeregt, um den Gefangenen anzustarren. Sie sahen einen alten Mann, und einige fragten sich, ob sie den General des Feindes gefangen genommen hatten, doch der Gefangene schien keine Sprache zu sprechen, die einer von ihnen kannte, und so würde die Klärung seiner Identität warten müssen. Man gab ihm eines der Pferde seiner toten Eskorte, und als die Sonne aufwärts zu ihrer täglichen Backofenhitze stieg, wurde McCandless nach Westen zur Feste Tippus gebracht.
Hinter ihnen kreisten die Geier, und
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