Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
der nächsten Ecke. Hakeswill war ein Teufel, ein Satan in einem schicken roten Rock, der mit dem Rangabzeichen des Sergeants verziert war.
    Doch wenn man Hakeswill genau betrachtete, sah man den perfekten Soldaten. Es stimmte, dass sein sonderbar klumpiges Gesicht alle paar Sekunden zuckte, als verzerre ein teuflischer Geist seine Züge unter der sonnengeröteten Haut, doch seine Augen waren blau, sein Haar war so weiß wie der Schnee, der nie auf dieses Land fiel, und seine Uniform war so elegant wie die eines Wachsoldaten beim Windsor Castle. Er war gedrillt wie ein Preuße, und jede Bewegung war so schneidig und korrekt, dass es eine Freude war, sie zu sehen. Doch wenn es in seinem Gesicht zuckte und es in seinen sonderbar kindlichen Augen flackerte, konnte man den Teufel darin sehen. Als Hakeswill ein Rekrutierungs-Sergeant gewesen war, hatte er sorgfältig darauf geachtet, das Teuflische zu verbergen, und so hatte Sharpe ihn kennen gelernt, aber jetzt, als der Sergeant keine jungen Narren mehr übertölpeln und mit Tricks in die Armee zu locken brauchte, war es ihm gleichgültig, dass man seine Bösartigkeit sehen konnte.
    Sharpe stand reglos, als der Sergeant den Lappen abwickelte, den er als Schutz des Musketenschlosses vor dem tückischen roten Staub benutzte. Hakeswill betrachtete das Schloss, fand nichts zu beanstanden und wandte sich dann von Sharpe ab, sodass der Sonnenschein voll auf die Waffe fallen konnte. Er spähte wieder darauf, spannte die Waffe und schien das Interesse daran zu verlieren, als ein Trio von Offizieren ihre Pferde zur Spitze der Kolonne trieb.
    »Kompanie!«, brüllte Hakeswill. »Kompanie, Achtung!«
    Die Männer standen still, als die drei Offiziere vorbeigaloppierten. Hakeswill hatte eine grotesk steife Haltung angenommen: die Hacken zusammengeschlagen, Kopf und Schultern zurückgeworfen, den Bauch vorgestreckt und die Hände an die Seiten gepresst. Keine der anderen Kompanien des 33. Regiments des Königs hatte stillgestanden, um den vorbeireitenden Offizieren Respekt zu zollen, doch Hakeswills Geste des Respekts wurde trotzdem ignoriert. Der Sergeant schien diese Missachtung nicht zu bemerken, und als die drei Offiziere vorbeigeprescht waren, befahl er der Kompanie zu rühren und starrte dann wieder auf Sharpes Muskete.
    »Sie werden nichts daran zu bemängeln finden, Sarge«, sagte Sharpe.
    Hakeswill, der immer noch stillstand, rührte flott und stampfte den rechten Stiefel auf den Boden. »Habe ich gehört, dass ich Ihnen die Erlaubnis zum Sprechen gegeben habe, Sharpie?«
    »Nein, Sarge.«
    »Nein, Sarge. Nein, Sie hatten keine Sprecherlaubnis und reden trotzdem. Das ist eine strafbare Handlung, Sharpie.« Hakeswills rechte Wange zuckte wie in einem Krampf, der sein Gesicht alle paar Sekunden verzerrte, und das Teuflische war plötzlich so intensiv, dass die ganze Leichte Kompanie den Atem anhielt und mit Sharpes Bestrafung rechnete.
    Doch plötzlich donnerte wieder die feindliche Kanone, und die schwere Kugel schlug in den grünen Streifen eines Reisfelds. Die Wucht des harmlosen Geschosses, das ausrollte und liegen blieb, nachdem es eine Schneise gerissen hatte, schien Hakeswill abzulenken.
    »Verdammt mieser Schuss«, sagte er verächtlich. »Die Heiden können wohl keine Geschütze ausrichten, oder vielleicht spielen sie mit uns. Ha, sie spielen!« Bei diesem Gedanken brach er in Gelächter aus.
    Sharpe nahm an, dass die Erwartung von Aufregung Sergeant Obadiah Hakeswill in diesen fast jovialen Zustand brachte, der Gedanke, dass eine Schlacht zu Gefallenen und Leid führen würde, denn Leid war seine Freude. Er mochte es, Männer zu sehen, die litten und Angst hatten, denn das machte sie gefügig, und Sergeant Hakeswill war stets am glücklichsten, wenn er die Kontrolle über unglückliche Männer hatte.
    Die drei Offiziere hatten ihre Pferde an der Spitze der Kolonne gezügelt und spähten jetzt durch ihre Fernrohre zum fernen Hügelkamm, über dem nach dem Schuss der feindlichen Kanone Rauch wölkte.
    »Das ist unser Colonel, Jungs«, verkündete Hakeswill der 33. Leichten Kompanie. »Colonel Arthur Wellesley persönlich, Gott segne ihn, denn er ist ein Gentleman und ihr nicht. Er ist gekommen, um euch kämpfen zu sehen, also tut das. Kämpft wie die Engländer, die ihr seid.«
    »Ich bin Schotte«, sagte eine mürrische Stimme in der hinteren Reihe.
    »Das habe ich gehört! Wer hat das gesagt?« Hakeswill starrte wütend zur Kompanie, und in seinem Gesicht zuckte es

Weitere Kostenlose Bücher