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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sagt mir, hier anzugreifen, Gentlemen, genau hier.« Er wies auf den Westwall. »Durch die seichten Stellen des Flusses und die schwächsten Stellen der Mauer. Dies scheint offenbar die richtige Stelle zu sein.« Er tippte wieder auf die Karte. »Genau hier.«
    Genau dort hatte Tippu seine Falle aufgebaut.
 
    Allah, in Seiner unendlichen Gnade, war gut zu Tippu gewesen, denn Allah, in Seiner unermesslichen Weisheit, hatte die Existenz eines Händlers enthüllt, der Informationen zur britischen Armee schickte. Der Mann handelte mit Metallen, Kupfer, Zinn und Messing, und seine Wagen passierten mit ihrer schweren Ladung häufig eines der beiden Haupttore der Stadt. Gott allein wusste, wie viele solcher Frachten in den vergangenen drei Monaten Seringapatam verlassen hatten, doch schließlich hatte einer der Wachleute am Tor den richtigen Wagen durchsucht und den verschlüsselten Brief entdeckt.
    Beim Verhör hatte der ertappte Händler zugegeben, dass der Brief einen Bericht über die seltsamen Arbeiten enthielt, die in dem alten, geschlossenen Torweg der westlichen Mauer gemacht worden waren. Diese Arbeiten sollten ein Geheimnis gewesen sein, denn die Männer, die in die Nähe des Torwegs gelassen wurden, waren Gudins zuverlässigste Soldaten und ein kleines Kommando von Tippus moslemischen Kriegern, die er als völlig vertrauenswürdig betrachtete.
    Der Händler, nicht überraschend, war ein Hindu, doch als seine Frau in den Verhörraum gebracht und mit glühend heißen Zangen bedroht wurde, hatte der Händler die Namen des moslemischen Soldaten gestanden, den er mit seinem Gold zum Verrat angestiftet hatte. Und mit viel Gold! Mit einem ganzen Tresorinhalt Gold, weitaus mehr, als er vom Handel mit Zinn, Messing und Kupfer verdient haben konnte. Es war so viel britisches Gold, dass er eine Rebellion innerhalb von Seringapatam hätte anzetteln können.
    Tippu betrachtete sich nicht als grausam, doch ebenso wenig als sanftmütig. Er war ein Herrscher, und Grausamkeit und Gnade waren Waffen des Herrschers. Jeder Monarch, der vor Grausamkeit zurückschreckte, würde nicht lange herrschen, und jeder Herrscher, der Gnade und Barmherzigkeit vergaß, würde bald Hass ernten, und so versuchte Tippu Grausamkeit und Gnade auszugleichen. Er wollte ebenso wenig in dem Ruf stehen, milde zu sein, wie als Tyrann betrachtet werden, und so versuchte er Gnade und Barmherzigkeit und Grausamkeit gleichermaßen zu nutzen.
    Der Hindu-Händler hatte nach seinem Geständnis um Gnade gefleht, doch Tippu wusste, dass er sich nicht erlauben konnte, Schwäche zu zeigen. Dies war die Zeit, die Leute in den Straßen und Gassen von Seringapatam vor Entsetzen erschauern zu lassen, seine Feinde wissen zu lassen, dass der Preis für Verrat der Tod war, und so standen der Händler und der moslemische Soldat im heißen Sand des Hofes vom Inneren Palast, wo sie von zweien von Tippus jettis bewacht wurden.
    Die jettis waren Hindus, und ihre bemerkenswerte Kraft war ihrer Religion gewidmet. Das amüsierte Tippu. Einige Hindus betrachteten es als eine göttliche Belohnung, wenn sie ihr Haar und die Fingernägel wachsen ließen, andere versagten sich Essen, und manche enthielten sich aller irdischen Vergnügungen. Die jettis strebten danach, ihre Muskeln zu entwickeln, und das Ergebnis war außerordentlich, wie Tippu zugeben musste.
    Er mochte ihre Religion ablehnen, doch er ermunterte sie trotzdem dazu, und wie sein Vater hatte er ein Dutzend der beeindruckendsten Muskelmänner angestellt, die ihn amüsierten und ihm dienten.
    Zwei der besten standen jetzt unterhalb des Balkons vom Thronraum, bis zur Hüfte nackt und die breite Brust eingeölt, sodass ihre Muskeln in der Sonne des frühen Nachmittags dunkel glänzten. Die sechs Tiger, unruhig, weil sie nicht wie sonst ihr Mittagsmahl aus frisch geschlachtetem Ziegenfleisch bekommen hatten, starrten gierig von den Rändern des Hofes.
    Tippu kam von seinen Gebeten zum Balkon und öffnete die mit Filigranarbeiten verzierten Fensterläden, sodass er und sein Gefolge freie Sicht auf den Hof hatten.
    Colonel Gudin war anwesend, ebenso Appah Rao. Beide Männer waren von den Wällen der Stadt herbefohlen worden, wo sie die letzten Vorbereitungen für die Ankunft der Briten beaufsichtigten. Geschützlafetten waren repariert worden, Munition war tief genug in den Depots gelagert worden, sodass sie vom Einschlag feindlichen Haubitzenfeuers abgeschirmt war, während Dutzende Raketen in den Magazinen auf den Wällen

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