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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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schoss unter dem Nagel heraus, als er einschlug.
    Der jetti trat zurück und wies auf den Nagel, wie um zu zeigen, wie viel Kraft er gebraucht hatte, um ihn so tief in den Schädel des Soldaten zu treiben.
    Der Verräter lebte noch. Er stammelte Unverständliches und schrie gellend, und Blut rann in schnellen Rinnsalen über sein Gesicht, als er auf den Knien schwankte. Sein Körper erzitterte, doch dann wölbte er plötzlich den Rücken, starrte mit weit aufgerissenen Augen zu Tippu hinauf und fiel vorwärts. Sein Körper zuckte zweimal und rührte sich dann nicht mehr.
    Einer der sechs angeketteten Tiger roch das Blut und lief vorwärts, wie es die Kette bis zur vollen Länge erlaubte, und die ihn dann zurückhielt. Die Bestie fauchte und ließ sich dann nieder, um zu beobachten, wie der zweite Mann sterben würde.
    Tippu und sein Gefolge applaudierten dem ersten jetti , und dann wies Tippu auf den Hindu-Händler.
    Der zweite Gefangene war ein großer Mann, fett wie Butter, und seine Größe würde die zweite Demonstration nur noch beeindruckender machen.
    Der erste jetti holte nach seiner erfolgreich durchgeführten Hinrichtung einen Stuhl aus dem Torweg. Dann stellte er ihn hin und zwang den fetten, weinenden Händler auf den Sitz. Er kniete sich vor den Stuhl und befestigte die gefesselten Arme des Mannes vor seinem herabhängenden Bauch, sodass er sich nicht bewegen konnte. Der Stuhl stand gegenüber Tippu, und der kniende jetti blieb geduckt, damit er seinem Herrn nicht die Sicht beeinträchtigte.
    »Es bedarf mehr Kraft, als Sie denken, einen Nagel in einen Schädel zu treiben«, bemerkte Tippu zu Gudin.
    »Hoheit waren so freundlich, mich schon darüber aufzuklären«, antwortete Gudin trocken.
    Tippu lachte. »Macht es Ihnen keinen Spaß, sich dies anzusehen, Colonel?«
    »Der Tod von Verrätern ist immer nötig, Sire«, sagte Gudin ausweichend.
    »Aber ich könnte meinen, dass Sie keine Belustigung dabei finden. Gewiss wissen Sie die Kraft meiner Männer zu schätzen?«
    »Ich bewundere sie, Hoheit.«
    »Dann können Sie sie jetzt noch einmal bewundern«, sagte Tippu, »denn die nächste Hinrichtung erfordert sogar noch mehr Kraft als der Nagel.«
    Tippu lächelte und wandte sich wieder dem Innenhof zu, wo jetzt der zweite jetti hinter dem Gefangenen auf dem Stuhl stand. Er wartete einen Moment, hob dann die Hand, hielt den Finger wie zuvor einen Moment hoch und ließ die Hand dann abrupt sinken.
    Der Händler schrie auf und begann zu zittern, als der jetti beide Hände gegen die Seiten vom Schädel des Opfers legte. Seine Berührung war zuerst sanft, fast wie eine Liebkosung. Seine Handflächen bedeckten die Ohren des Händlers, als seine Finger unter den feisten Wangen nach einem Halt tasteten. Dann verstärkte der jetti plötzlich seinen Griff, das feiste Gesicht des Händlers verzerrte sich, und er begann zu schreien, bis ihm schließlich die Luft wegblieb und er vor Entsetzen nur noch wimmern konnte.
    Der jetti holte Luft, verharrte einen Moment, um all seine Kraft zu sammeln, und stieß dann einen markerschütternden Laut aus, der die sechs Tiger alarmiert aufspringen ließ.
    Während des Schreies verdrehte der jetti den Kopf des Händlers. Er brach seinem Opfer das Genick, wie man einem Hähnchen den Hals umdreht, nur war dieser Hals dick und fett. Doch die erste große Anstrengung des jettis reichte aus, um ihn so weit herumzudrehen, dass das Gesicht bereits zurück über seine rechte Schulter blickte, als der Henker sich mit einem Grunzlaut zum zweiten Mal anstrengte und den Kopf ganz herumzog.
    Gudin, der bei dem Anblick vom Balkon zusammenzuckte, glaubte das ferne Knacken zu hören, als die Wirbelsäule des Händlers brach. Der jetti ließ den Kopf los und sprang zurück, stolz auf sein Werk, als der tote Händler vom Stuhl fiel.
    Tippu klatschte Beifall und warf dann zwei kleine Beutel mit Gold in den Hof. Er wies auf den Moslem und rief: »Bringt diese Leiche zu den Schweinen, die andere bleibt hier. Und lasst die Tiger frei.«
    Die Läden des Balkons wurden geschlossen. Irgendwo tief im Palast, vielleicht vom Harem, wo die sechshundert Frauen, Tippus Konkubinen und Mägde lebten, erklang eine Harfe, während unten im Hof die Wärter der Tiger ihre langen Stöcke benutzten, um die Bestien zusammenzutreiben und sie von ihren Ketten zu befreien.
    Tippu lächelte seine Gefolgsleute an.
    »Zurück zu den Wällen, meine Herren«, sagte er. »Wir haben noch viel Arbeit zu erledigen.«
    Die Wärter

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