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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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warteten.
    Tippu liebte es, seine Verteidigungsanlagen zu besichtigen, wo er sich vorstellen konnte, wie seine Raketen und sein Geschützfeuer in die feindlichen Reihen schlug, aber jetzt im Hof seines Inneren Palasts hatte er eine sogar noch angenehmere Pflicht zu erfüllen. Er würde Verräter töten lassen.
    »Beide Männer haben mich verraten«, sagte er Colonel Gudin durch den Dolmetscher, »und einer ist obendrein ein Spion. Was würdet ihr in Frankreich mit solchen Männern machen, Colonel?«
    »Sie zu Madame Guillotine schicken, Hoheit.«
    Tippu kicherte, als die Antwort übersetzt wurde. Auf die Guillotine war er neugierig, und es hatte eine Zeit gegeben, in der er mit dem Gedanken gespielt hatte, solch eine Maschine in der Stadt errichten zu lassen.
    Er war fasziniert von allen französischen Dingen, und als die Revolution über Frankreich hinweggefegt war und das ancien régime 3 vernichtet hatte, war Tippu auch von den neuen Ideen Freiheit, Gleichheit und Brüder­ lichkeit erfasst worden. Er hatte in Seringapatam einen Baum der Freiheit pflanzen lassen, seinen Wachen befohlen, die roten Mützen der Revolution zu tragen, und er hatte sogar die revolutionären Erklärungen in den Hauptstraßen der Stadt anschlagen lassen.
    Doch die Faszination hatte nicht lange angehalten. In Tippu war die Befürchtung aufgestiegen, dass sein Volk zu freiheitsliebend werden könnte oder sich vielleicht sogar von dem Gedanken an Gleichheit anstecken ließ, und so hatte er den Baum der Freiheit und die Anschläge entfernen lassen. Er hegte jedoch immer noch eine Liebe für Frankreich. Er ließ nie die Guillotine errichten, nicht wegen des Mangels an Gold, sondern weil Gudin ihn überzeugt hatte, dass die Maschine ein Gerät der Gnade war, erbaut, um das Leben von Kriminellen mit solcher Schnelligkeit zu beenden, dass dem Opfer gar nicht mal klar werden würde, dass es getötet wurde. Es war ein aufrichtiges Gerät, das musste Tippu zugeben, aber es war viel zu gnädig. Wie konnte eine solche Maschine Verräter abschrecken?
    »Dieser Mann ...«, Tippu wies jetzt auf den moslemischen Soldaten, der die Geheimnisse des Turmhauses verraten hatte, »... wird als Erster getötet, und dann wird seine Leiche an die Schweine verfüttert werden. Ich kann mir kein schlimmeres Schicksal für einen Moslem ausdenken, und glauben Sie mir, Colonel, er fürchtet die Schweine mehr als seinen Tod. Der andere Mann wird an meine Tiger verfüttert, und seine Knochen werden zu Pulver gemahlen und seiner Witwe ausgeliefert. Der Tod der beiden wird kurz sein, vielleicht nicht so schnell wie durch Ihre Maschine, Colonel, aber trotzdem gnädig kurz.«
    Er klatschte in die Hände, und die beiden mit Ketten gefesselten Gefangenen wurden in die Mitte des Hofes gezerrt.
    Der moslemische Soldat wurde auf die Knie gezwungen. Seine tigergestreifte Uniform war von ihm heruntergefetzt worden, und jetzt trug er nur eine kurze Hose aus Baumwolle. Er starrte zu Tippu mit seinem Waffenrock aus gelber Seide und seinem juwelenbesetzten Turban hinauf und hob die gefesselten Hände in einem stummen Flehen um Gnade, das Tippu ignorierte.
    Gudins nervöse Spannung verstärkte sich. Er hatte die jettis schon bei der Arbeit gesehen, doch das machte ihm das Spektakel nicht angenehmer.
    Der erste jetti legte einen Nagel auf den nackten Kopf des Opfers. Der Nagel war aus schwarzem Eisen und hatte einen sechs Zoll langen Schaft mit einem flachen Kopf, der gut drei Zoll breit war. Der Mann hielt den Nagel mit seiner linken Hand an Ort und Stelle, dann blickte er zum Balkon auf.
    Der gefangene Soldat, der die eiserne Spitze auf seinem Skalp spürte, rief um Vergebung.
    Tippu hörte sich kurz das verzweifelte Flehen des Soldaten an und hob einen Finger. Er hielt den Finger ein paar Sekunden erhoben, und dem Soldaten stockte der Atem, weil er hoffte, ihm würde vielleicht verziehen, doch dann fiel Tippus Hand abrupt nach unten.
    Der jetti hob seine rechte Hand, mit der Handfläche nach unten, und holte tief Luft. Er verharrte, sammelte seine enorme Kraft, und dann schlug er die Hand so schnell hinab, dass seine Handfläche den flachen Kopf des Nagels traf. Dabei schrie er laut, und in dem Moment, in dem seine rechte Hand auf den Nagel schlug, riss er die linke Hand von dem Nagelschaft weg, sodass der lange Schaft hart und tief in den Schädel des Soldaten getrieben wurde. Er ging so tief hinein, dass der flache Kopf des Nagels das schwarze Haar des Gefangenen eindrückte. Blut

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