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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Sie desertieren, Sharpe. Vor drei Tagen verloren wir einen guten Mann, einen Colonel namens McCandless. Tippus Soldaten nahmen ihn gefangen und brachten ihn soweit wir wissen nach Seringapatam. Wir wollen, dass Sie zu dieser Stadt gehen und von den Truppen Tippus gefangen genommen werden. Verstehen Sie mich bis jetzt?«
    »Jawohl, Sir«, sagte Sharpe gehorsam.
    »Guter Mann. Wenn Sie Seringapatam erreichen, wird Tippu wollen, dass Sie sich seiner Armee anschließen. Er liebt es, weiße Männer in seinen Reihen zu haben, und so wird es Ihnen keine Mühe machen, für ihn zu dienen. Und wenn man Ihnen erst vertraut, wird es Ihre Aufgabe sein, Colonel McCandless zu finden und ihn lebend aus Seringapatam herauszubringen. Können Sie mir immer noch folgen?«
    »Jawohl, Sir«, sagte Sharpe stoisch und fragte sich, warum man ihn nicht bat, mal kurz nach London zu hüpfen und die Kronjuwelen zu stehlen. Verdammte Idioten! Hefte einem Mann ein goldenes Band an den Rock, und sein Verstand wird zu Brei! Dennoch tat er alles, was sie wollten, und das war, ihn mit einem Tritt aus der Armee zu werfen, und so verhielt er sich sehr still, sehr brav und zuverlässig. Nicht sosehr aus Respekt, sondern weil sein Rücken bei jeder Bewegung teuflisch schmerzte.
    »Sie werden nicht allein gehen«, erklärte Baird. »Lieutenant Lawford hat seine freiwilligen Dienste angeboten und wird Sie begleiten. Er wird sich als Private und Deserteur ausgeben, und Ihre Aufgabe besteht darin, auf ihn aufzupassen.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Sharpe und verbarg seine Bestürzung darüber, dass die Dinge nicht ganz so leicht sein würden. Er konnte jetzt nicht einfach desertieren, nicht mit Lawford am Hals. Er blickte zu dem Lieutenant, der ihn beruhigend anlächelte.
    »Die Sache ist die, Sharpe«, sagte Lawford immer noch lächelnd. »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich als Private durchgehen kann. Aber Ihnen wird man glauben, und Sie können sagen, ich bin ein neuer Rekrut.«
    Ein neuer Rekrut! Fast hätte Sharpe gelacht. Man konnte den Lieutenant ebenso wenig als Rekrut ausgeben wie Sharpe als Offizier! In diesem Augenblick kam ihm eine Idee, und der Gedanke überraschte ihn, nicht weil es eine gute Idee war, sondern weil sie darauf hinauslief, dass er plötzlich versuchte, dazu beizutragen, dass dieser idiotische Plan funktionierte.
    »Es wäre besser, Sie würden sich als Kompanieschreiber ausgeben, Sir.« Er murmelte die Worte zu leise, hatte Hemmungen, sie vor so vielen ranghohen Offizieren klar und deutlich zu äußern.
    »Reden Sie lauter, Mann!«, blaffte Wellesley.
    »Es wäre besser, Sir«, sagte Sharpe so laut, dass es an Unverschämtheit grenzte, »wenn der Lieutenant sich als Kompanieschreiber ausgeben würde, Sir.«
    »Als Schreiber?«, fragte Baird. »Warum?«
    »Er hat weiche Hände, Sir. Saubere Hände. Schreiber kriechen nicht im Dreck herum wie wir anderen. Und Rekruten, Sir, haben für gewöhnlich genauso dreckige Hände wie wir. Aber keine Schreiber, Sir.«
    Harris, der geschrieben hatte, blickte auf, und seine Miene spiegelte so etwas wie Bewunderung wider.
    »Tun Sie ihm etwas Tinte auf die Hände, Sir, und er wird perfekt glaubwürdig aussehen«, sagte Sharpe zu Baird.
    Wellesley schnaubte und blickte dann durch den offenen Zeltzugang, als sei es ihm langweilig.
    General Harris blickte zu Lawford. »Könnten Sie die Rolle eines verärgerten Schreibers spielen, Lieutenant?«, fragte er.
    »Oh, das könnte ich, Sir. Klar, Sir.« Lawford klang sehr zuversichtlich.
    »Gut«, sagte Harris und legte seine Schreibfeder ab. Der General trug eine Perücke, um die Narbe zu verbergen, die von einer amerikanischen Kugelwunde bei Bunker Hill herrührte. Jetzt hob er unbewusst eine Ecke der Perücke und kratzte sich darunter an der alten Narbe. »Und ich nehme an, wenn Sie in die Stadt gelangen, nehmen Sie Kontakt mit diesem Händler auf. Wie war noch mal sein Name, Baird?«
    »Ravi Shekhar, Sir.«
    »Und was ist, wenn dieser Shekhar nicht dort ist?«, fragte Harris. »Oder nicht helfen will?«
    Nach dieser Frage herrschte Schweigen. Die Posten außerhalb des Zelts, die sich außer Hörweite aufhielten, gingen auf und ab. Ein Hund bellte.
    »Sie müssen mit diesen Dingen rechnen«, sagte Harris milde und kratzte sich wieder unter der Perücke.
    Wellesley lachte hart auf, sagte jedoch nichts.
    »Wenn Ravi Shekhar uns nicht helfen wird, Sir«, sagte Baird, »dann müssen Lawford und Sharpe selbst in McCandless’ Kerker gelangen und eine

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