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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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bereitete ihm Genugtuung. Der Sergeant hatte zweifellos gedacht, er könne die Wahrheit aus Sharpe herausbekommen, doch Sharpe hielt alle Trumpfkarten im Ärmel. »Wie geht es Ihrer Nase?«, fragte er Hakeswill höhnisch.
    »Seien Sie vorsichtig, Sharpie. Seien Sie nur ja vorsichtig!«
    »Oh, das bin ich, Sergeant. Ich bin wirklich vorsichtig. Sind Sie jetzt fertig?« Sharpe wartete nicht auf eine Antwort, sondern ging einfach davon. Und er dachte: Wenn ich das nächste Mal Obadiah gegenüberstehe, dann habe ich die Streifen auf meinem Ärmel, und dann gnade ihm Gott.
    Er sprach eine halbe Stunde lang mit Mary, dann war es an der Zeit, die Ausreden zu benutzen, die Lieutenant Lawford mit ihm geübt hatte. Er nahm seinen Tornister und die Muskete und sagte, er müsse sich beim Zelt des Zahlmeisters melden.
    »Ich bin zu leichtem Dienst eingeteilt, bis die Striemen verheilt sind«, sagte er seinen Kameraden. »Bekomme den Sold für Wachdienst. Bis morgen dann.«
    Major General Baird hatte alle Vorbereitungen getroffen. Im Westen wurde das Camp von Männern bewacht, denen er vertrauen konnte, und diese Männer hatten den Befehl, wegzuschauen. Baird hatte Lawford versprochen, dass die Armee am nächsten Tag dafür sorgen würde, dass keine Kavalleriepatrouillen direkt nach Westen geschickt werden würden, damit diese die beiden Flüchtenden nicht entdecken konnten.
    »Euer Job ist es, heute Nacht so weit nach Westen zu flüchten, wie ihr könnt«, instruierte Baird Sharpe und Lawford, als er sich mit ihnen nahe der westlichen Postenlinie traf. »Und dann marschiert ihr am Morgen weiter nach Westen. Habt ihr mich verstanden?«
    »Jawohl, Sir«, antwortete Lawford. Der Lieutenant, mit einem schweren Umhang, der seine Uniform verbarg, trug jetzt den roten Uniformrock und die weiße Hose eines gemeinen Soldaten. Sharpe hatte Lawfords Haar zurückgestrichen und am Ende um das Lederpolster gewickelt, um den Zopf zu bilden, und danach hatte er es mit einer Mischung aus Fett und Pulver geglättet, sodass sich Lawford nicht von irgendeinem anderen Private unterschied, abgesehen davon, das seine Hände immer noch zu weich waren, doch jetzt hatte er wenigstens Tinte unter den Fingernägeln und Schmutz in den Poren.
    Lawford hatte eine Grimasse gezogen und protestiert, als Sharpe ihn im Nacken zwei Mal gequetscht hatte, wo die lederne Halsbinde Schwielen hinterlassen hätte, doch Baird hatte ihn zum Schweigen gebracht. Lawford zuckte wieder zusammen, als Sharpe die Lederbinde anbrachte und erkannte, welches Unbehagen der gemeine Soldat täglich erleiden musste. Jetzt, außer Sicht der Soldaten an ihren Lagerfeuern, ließ er den Umhang fallen, nahm einen Tornister und seine Muskete.
    Baird zog eine große Taschenuhr aus seiner Tasche und hielt das Ziffernblatt ins Mondlicht.
    »Elf Uhr«, sagte der General. »Es wird Zeit, dass ihr aufbrecht.« Er steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus, und die Posten, sichtbar im blassen Mondschein, trennten sich wie durch Zauberei nach Norden und Süden und hinterließen eine Lücke in der Bewachung des Camps. Baird schüttelte Lawford die Hand und klopfte Sharpe auf die Schulter. »Wie geht es Ihrem Rücken, Sharpe?«
    »Tut noch höllisch weh, Sir.«
    Baird blickte besorgt drein. »Aber Sie werden es schaffen?«
    »Ich bin kein Weichei, Sir.«
    »Das habe ich auch nie angenommen, Private.« Baird klopfte Sharpe von Neuem auf die Schulter und wies dann in die Dunkelheit. »Geht los, Jungs, und Gott sei mit euch.«
    Baird beobachtete, wie die beiden Männer über das freie Terrain rannten und auf der fernen Seite in der Dunkelheit verschwanden. Er wartete lange, hoffte einen letzten Blick auf die Schatten der beiden Männer zu erhaschen, doch er sah nichts.
    Eine innere Stimme sagte ihm, dass er vermutlich keinen der beiden Soldaten jemals wiedersehen würde, und dieser Gedanke betrübte ihn. Er stieß wieder einen Pfiff aus und beobachtete, wie die Wachtposten sich wieder zu einer Linie formierten, dann wandte er sich ab und kehrte langsam zu seinem Zelt zurück.
 
    »Hier entlang, Sharpe«, sagte Lawford, als sie außer Hörweite der Posten warten. »Wir folgen den Sternen.«
    »Wie die weisen Männer, Bill«, sagte Sharpe. Es kostete Sharpe große Mühe, Mister Lawfords Vornamen zu benutzen und ihn zu duzen, doch er wusste, dass es sein musste. Sein Überleben und das Lawfords hingen davon ab, dass sie alles richtig machten.
    Doch die Benutzung des Vornamens

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