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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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seiner Haut spürte. Sie schnappte nach Luft.
    »Es ist alles in Ordnung, Miss«, sagte er. »Gut gemacht.«
    »Geht es ihr gut?«, fragte Vicente ängstlich.
    »Es ist ihr nie besser gegangen«, sagte Sharpe. »Es gibt so einige Soldaten, die ich nicht nach hier unten bringen würde, weil sie zusammenbrechen würden, aber Miss Fry macht ihre Sache gut.« Sie hielt sich an ihm fest, zitterte leicht. »Wissen Sie, was mir an Ihnen gefällt, Miss?«
    »Was?«
    »Sie haben sich nicht ein Mal beklagt. Nun gut, über unsere Flucherei natürlich schon, aber daran werden Sie sich gewöhnen, aber Sie haben sich nicht ein einziges Mal über das, was geschehen ist, beklagt. Nicht viele Frauen könnte man einen Abwasserkanal hinunterführen, ohne die Ohren vollgebrüllt zu bekommen.« Er trat zurück und versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien, aber Sarah bestand darauf, ihn festzuhalten. »Sie müssen ein bisschen Platz für Jorge machen«, sagte er und führte sie eine Schritt tiefer in den Kanal hinein. Sie ließ den Arm um seine Taille liegen. »Wenn ich nicht wüsste, dass das ein dummer Gedanke ist«, sagte er, »dann würde ich annehmen, Sie hätten Ihr Vergnügen.«
    »Das habe ich«, sagte Sarah, dann kicherte sie. Sie hielt ihn noch immer fest, und ihr Gesicht lag an seiner Brust, also neigte Sharpe, ohne recht nachzudenken, den Kopf und küsste sie auf die Stirn. Eine Sekunde lang war sie völlig still, dann legte sie den anderen Arm um ihn und hob ihr Gesicht, um ihre Wange an seine zu drücken. Zum Teufel, dachte Sharpe. Und das in einem Abwasserkanal?
    Es gab ein platschendes Geräusch, jemand sprang in Sharpe und Sarah hinein und hielt sich an beiden fest. »Bist du in Sicherheit, Jorge?«, fragte Sharpe.
    »Ja, ich bin in Sicherheit. Bitte entschuldigen Sie, Miss«, sagte Vicente, der wohl der Ansicht war, seine Hand habe unabsichtlich nach etwas gegriffen, das sich nicht ziemte.
    Als Letzter kam Harper, und Sharpe drehte sich um und führte sie weiter, wobei er Sarahs Hände auf seiner Taille sehr bewusst spürte. Er schauderte, als sie an einem weiteren Kanal vorüberkamen, der auf der rechten Seite abging. Irgendetwas tropfte von seiner Öffnung und fiel ihm auf den Oberschenkel. Er spürte, dass der Kanal jetzt steiler nach unten führte. Der Unrat war hier flacher, denn eine Menge von dem Dreck wurde hinter der Stelle, wo sich der Boden nach oben gekrümmt hatte, aufgehalten, aber das, was noch da war, floss schneller, und er bemühte sich, nicht daran zu denken, was ihm die Knöchel umspülen mochte. Er ging in kleinen Schritten, aus Angst vor den glitschigen Steinen unter ihm, obwohl seine Zehen die meiste Zeit über in gallertartigen Schlamm tappten. Er begann, den Degen mehr zum Stützen als zum Abtasten zu benutzen, und jetzt war er sicher, dass der Boden steiler wurde. Wo würde der Gang enden? Im Fluss? Der Kanal begann sich nach unten zu neigen, und Sharpe blieb stehen, weil er vermutete, dass er nicht weiter würde gehen können, ohne zu stürzen und in das Entsetzliche dort unten zu fallen, was immer es auch war. Er konnte den ekelhaften Strom tief unter sich gurgeln hören, aber in was? In ein Becken voll Unrat? Einen weiteren Kanal? Und wie tief ging es hinunter?
    »Was ist los?«, fragte Sarah, die sich Sorgen machte, weil Sharpe stehen blieb.
    »Ärger«, sagte er, dann lauschte er wieder und bemerkte ein neues Geräusch, ein Hintergrundgeräusch, unentwegt und leise, aber ihm wurde klar, dass es der Fluss sein musste. Der Kanal fiel nach unten ab, dann mündete er wahrscheinlich in den Mondego, aber wie tief oder wie steil er abfiel, vermochte er nicht zu sagen. Er tastete mit dem rechten Fuß nach einem losen Stein oder einer Ziegelscherbe, und als er etwas fand, schob er es die Krümmung an der Seite des Kanals hinauf, bis es aus der Flüssigkeit tauchte. Er warf es nach vorn, hörte ein Rasseln gegen die Seite des Kanals, als es niederfiel, und dann ertönte ein Platschen.
    »Der Kanal führt nach unten«, erklärte er, »und er öffnet sich in eine Art Becken.«
    »Nicht in eine Art Becken«, mischte sich Harper hilfreich ein. »Sondern in ein Becken voll mit Pisse und Scheiße.«
    »Vielen Dank, Sergeant«, sagte Sharpe.
    »Wir müssen zurück«, schlug Vicente vor.
    »Zurück in den Keller?«, fragte Sarah entsetzt.
    »Guter Gott, nein«, sagte Sharpe. Er fragte, ob er sich an den Gurten des Gewehrs in die Tiefe lassen sollte, aber dann erinnerte er sich an das Entsetzen, als er in

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