Sharpes Flucht
Bussaco gesehen, das den Namen Convento dos Carmelitas Descalços trägt, und ebenso das Mosteiro de Carmelitas , und ich spreche in diesem Buch ausdrücklich von einem Mönchskloster, um den Eindruck zu vermeiden, es habe dort auch Nonnen gegeben. Es wurde bis 1843, als die portugiesischen Mönchsklöster aufgelöst wurden, von den barfüßigen Karmelitern bewohnt. Es existiert noch immer, auch die Tonstatuen in ihren Ziegelhäusern sind noch vorhanden und können besichtigt werden. Ein großes Hotel, das zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts als königlicher Palast errichtet wurde, steht heute neben dem Mönchskloster.
Masséna befand sich am Vorabend der Schlacht tatsächlich zweiundzwanzig Meilen hinter Bussaco. Er hatte den Ort flüchtig besucht, dann war er zu seiner achtzehnjährigen Mätresse Henriette Leberton zurückgekehrt, und Neys Adjutant D’Esmenard war gezwungen, durch deren geschlossene Schlafzimmertür mit ihm zu sprechen. Masséna schaffte es, sich aus Henriettes Armen zu reißen und zurück nach Bussaco zu reiten, wo er sich dagegen entschied, irgendwelche Erkundigungen einzuziehen, und seine Truppen einfach in den Angriff schickte. Es war eine törichte Entscheidung, denn die Höhe von Bussaco ist ein ausgezeichneter Stützpunkt. Einige seiner Generäle rieten ihm von einem Angriff ab, aber Masséna war zuversichtlich, dass seine Truppen in der Lage sein würden, die Linien der Briten und Portugiesen zu durchbrechen. Es war ein Irrtum, der seinem übersteigerten Selbstbewusstsein entstammte. Obwohl die französischen Kolonnen in der Tat den Hügelkamm erreichten, wie es im Roman beschrieben ist, wurden sie dort abgefangen und geschlagen.
Die französische Plünderung von Coimbra hat sich in jeder Einzelheit so abscheulich abgespielt, wie sie in »Sharpes Flucht« dargestellt wird. Die ersten Truppen, die die Stadt erreichten, waren neue Rekruten, schlecht ausgebildet und undiszipliniert, und sie liefen Amok. Die Stadt hatte zu Beginn des Feldzugs 40 000 Einwohner, und mindestens die Hälfte davon hatte sich entschlossen, sich nicht nach Lissabon zurückzuziehen. Von jenen, die zurückblieben, wurden etwa tausend von den Besatzern ermordet. Die Universität wurde geplündert, die Königsgräber in Santa Cruz geöffnet und entweiht, und auch wenn die hungrigen Franzosen jede Menge Vorräte in der Stadt vorfanden, wurde der größten Teil von ihnen vernichtet. Lagerhäuser voller Lebensmittel wurden in Brand gesteckt, sodass Massénas Armee, als sie schließlich gen Süden marschierte, noch immer so hungrig war wie bei ihrer Ankunft.
Masséna ließ seine Verwundeten in Coimbra unter völlig unzureichender Bewachung zurück. Die Wachen konnten die Stadt lediglich vier Tage lang halten, dann eroberte Colonel Trant, ein britischer Offizier, der eine portugiesische Bürgerwehr befehligte, Coimbra von Norden aus. Nachdem er einige Probleme hatte, seine Gefangenen vor den Racheakten der Stadtbewohner zu schützen, gelang es ihm, mit ihnen gen Norden nach Oporto zu marschieren beziehungsweise sie dorthin zu tragen.
In der Zwischenzeit war Masséna auf die Befestigungen von Torres Vedras gestoßen und war völlig überrascht. Wellington und sein leitender Ingenieur Colonel Fletcher hatten es irgendwie geschafft, das massive Bauprojekt geheim zu halten (sogar vor der britischen sowie der portugiesischen Regierung), und auch wenn Masséna Gerüchte über eine Reihe von Forts zu Ohren gekommen waren, war er in keiner Weise auf die tatsächliche Lage vorbereitet. Die Verteidigungslinien bestanden aus 152 Befestigungen (Bastionen oder Forts), sie waren mit 543 Kanonen bestückt und bedeckten 52 Meilen Boden. Die ersten beiden Linien hinderten die Franzosen am Vormarsch nach Lissabon, die dritte, die sehr viel weiter südlich lag, umschloss eine Notfall-Enklave, in die sich Wellington mit seinen Truppen zurückziehen konnte, falls dies notwendig werden sollte. Ein französischer Offizier berichtete über die beiden ersten Linien, sie seien von »so außergewöhnlicher Gestalt, dass ich zu behaupten wage, es ließe sich auf der Welt kein Stützpunkt finden, der ihnen vergleichbar ist«. Ein anderer Franzose, ein Offizier der Husaren, formulierte griffiger: »Vor uns lag ein Wall aus Eisen und hinter uns das Land des Hungers.« Masséna starrte durch sein Fernglas auf diese Befestigungslinien und wurde von einem Kanonenschuss vertrieben, auf den er reagierte, indem er seinen Hut vom Kopf zog. Das war höflich
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