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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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verklang in dem unsichtbaren Tunnel. Sharpe konnte gerade so aufrecht stehen, er beugte sich dennoch vor, weil er hoffte, weiter hinten im Tunnel eine Spur Licht zu erhaschen, aber nichts war zu sehen. »Sie halten sich an mir fest, Miss«, sagte er und fand, dass die Höflichkeit, Sie mit Miss anzusprechen, jetzt, wo sie beide praktisch nackt waren und bis zu den Unterschenkeln in Scheiße standen, wirklich überflüssig war, aber er vermutete, dass sie gegen jede andere Anrede protestiert hätte. »Jorge«, fuhr er fort, du hältst dich an Miss Frys Kleidern fest. Und wir gehen alle langsam.«
    Sharpe tastete jeden Schritt zuvor mit dem Degen ab, dann bewegte er sich zollweise vorwärts, ehe er die Klinge wieder ausstreckte, aber nach einer Weile wurde er mutiger, und ihr Tempo steigerte sich zu einem Schlurfen. Sarah hielt ihre Hände an Sharpes Taille, klammerte sich an ihm fest und fühlte sich im Kopf beinahe leicht. Etwas Merkwürdiges war in diesen letzten paar Minuten mit ihr geschehen, beinahe als hätte sie, indem sie sich auszog und hinunter in einen Abwasserkanal stieg, ihr früheres Leben losgelassen, ihren mühsamen, aber unermüdlichen Kampf um eine respektable Existenz, und nun hatte sie sich auf eine Welt der Abenteuer und der Unvernunft eingelassen. Sie war plötzlich und völlig unerwartet glücklich.
    Namenlose Dinge, die von der Decke des Kanals herunterhingen, streiften Sharpes Gesicht, und er duckte sich darunter hinweg. Darüber, um was es sich handeln mochte, wollte er lieber nicht nachdenken, und nach einer Weile benutzte er seinen Degen, um die Luft vor seinem Gesicht zu reinigen. Er versuchte, Fuß und Yards zu zählen, gab es aber bald auf, weil sie so quälend langsam vorankamen. Nach einiger Zeit gab es im Boden des Kanals eine Steigung, während die Decke auf gleicher Höhe weiterverlief. Jetzt musste er sich ducken, um weiter zugehen. Noch mehr Fäden streiften sein Haar. Außerdem tropften Substanzen von der Decke herunter, dann brach der Boden des Tunnels plötzlich weg, und er bohrte mit dem Degen in ein stinkendes Nichts. »Anhalten!«, befahl er seinen Gefährten, dann stieß er den Degen vorsichtig nach vorn und fand den Boden des Abwasserkanals wieder, etwa zwei Fuß entfernt und mindestens einen Fuß tiefer. Hier musste sich eine Art Absatz befinden, oder der Boden des Tunnels war zusammengebrochen. »Lassen Sie mich los«, befahl er Sarah. Er stach wieder in die Brühe, schätzte die Entfernung ein, und dann, noch immer in gebeugter Stellung, machte er einen langen Schritt und erreichte sicher die andere Seite. Als er auftrat, glitt sein Fuß jedoch aus, und er taumelte heftig gegen die Wand des Kanals. Er benutzte ein äußerst schmutziges Wort.
    »Verzeihung, Miss«, sagte er, und seine Stimme hallte im Tunnel wider. Er hatte es geschafft, seine Kleider aus dem Schlamm zu halten, aber der Sturz hatte ihn erschreckt, und seine Rippen schmerzten wieder, sodass ihm jeder Atemzug wehtat. Langsam richtete er sich auf und stellte fest, dass er aufrecht stehen konnte, denn die Decke war jetzt wieder höher. Er wandte sich Sarah zu. »Vor Ihnen befindet sich ein Loch im Boden«, erklärte er ihr. »Es ist nur einen langen Schritt weit. Suchen sie mit einem Fuß den Rand.«
    »Ich habe ihn gefunden.«
    »Sie müssen einen langen Schritt machen«, erklärte ihr Sharpe. »Zwei Fuß vorwärts und einen Fuß in die Tiefe, aber nehmen Sie zuerst meine Hände.« Er lehnte seinen Degen gegen die Wand, streckte die Arme aus und fand ihre Hände. »Sind Sie bereit?«
    »Ja.« Sie klang nervös.
    »Strecken Sie Ihre Hände nach vorn«, wies er sie an, »halten Sie sich an meinen Unterarmen fest, halten Sie wirklich fest.« Sie tat, was er ihr befohlen hatte, und Sharpe packte ihre Arme nah bei ihren Ellbogen. »Ich habe Sie jetzt«, sagte er, »und Sie machen einen langen Schritt, aber seien Sie vorsichtig, es ist so glitschig wie …«
    »Scheiße?«, fragte Sarah und lachte, weil sie es gewagt hatte, das Wort in den Mund zu nehmen, dann holte sie in der verpesteten Luft tief Atem und schwang sich nach vorn, aber der hintere Fuß glitt ihr aus, und sie stürzte. Vor Angst schrie sie laut auf, nur um festzustellen, dass sie in Sicherheit gezogen wurde. Sharpe hatte halb damit gerechnet, dass sie ausgleiten würde, und jetzt zog er sie fest an seinen Körper. Sie ließ sich leicht ziehen, sie hatte überhaupt kein Gewicht, und sie hielt sich an ihm fest, sodass er ihre nackten Brüste auf

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