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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dem Schornstein in Kopenhagen gefangen gewesen war. Alles war besser, als das noch einmal durchzumachen. »Pat? Geh zurück, geh langsam, und klopf die Wände ab. Wir folgen dir.«
    Im Dunkeln drehten sie um. Sarah bestand darauf, hinter Sharpe zu gehen, und hielt die Hände auf seiner Taille. Harper benutzte den Griff seines Schwertbajonetts, und der dumpfe Klang hallte verloren in der völligen Schwärze wider. Wider besseres Wissen hoffte Sharpe, dass sie etwas finden würden, einen Keller, an dem der Kanal entlangführte, irgendetwas, das nicht von mannshoher Erde und Geröll bedeckt war, und wenn sie es nicht fanden, dann würden sie an dem Keller des Lagerhauses vorbeigehen müssen und eine Stelle finden, an der sich der Kanal zur Oberfläche hin öffnete. Es würde eine lange Nacht werden, dachte er, wenn es überhaupt noch Nacht war, und dann, keine zehn Schritte den Kanal hinauf, veränderte sich der Klang. Harper klopfte noch einmal, und wieder war ein hohles Geräusch sein Lohn. »Ist es das, was Sie gesucht haben?«, fragte er.
    »Wir müssen die verdammte Wand einbrechen«, sagte Sharpe. »Jorge? Du musst Sergeant Harpers Kleider halten. Miss Fry? Sie halten meine. Und halten Sie die Munition aus dem Dreck.«
    Sie klopften die Wand gründlich ab und entdeckten, dass die hohle Stelle ungefähr zehn Fuß entlang der oberen Krümmung des Kanals verlief. »Falls da oben irgendwer ist«, sagte Harper, »werden wir ihm die Überraschung seines Lebens bereiten.«
    »Was, wenn es auf uns niederstürzt?«, fragte Sarah.
    »Dann werden wir zerdrückt«, antwortete Sharpe. »Also wenn Sie an Gott glauben, Miss, dann beten Sie.«
    »Tun Sie’s nicht?«
    »Ich glaube an das Baker-Gewehr«, erwiderte Sharpe. »Und an den schweren Pattern-Kavalleriedegen von 1796 – sofern Sie die hintere Schneide herunterschleifen, damit es nicht von den Rippen der Froschfresser abgleitet. Wenn Sie die hintere Schneide nicht herunterschleifen, dann könnten Sie die Bastarde genauso gut damit zu Tode prügeln.«
    »Ich werde es mir merken«, sagte Sarah.
    »Bist du fertig, Pat?«
    »Fertig«, erwiderte Harper und hob sein Gewehr.
    »Dann lass uns diesem Bastard eine Tracht Prügel verpassen.«
    Und das taten sie.
    Die letzten britischen und portugiesischen Truppen verließen Coimbra im Morgengrauen des Montags. Soweit sie wussten, war jeder Krumen Essbares in der Stadt zerstört oder verbrannt oder in den Fluss geworfen worden, und die Öfen sämtlicher Bäcker lagen in Trümmern. Die Stadt hätte menschenleer sein sollen, aber mehr als die Hälfte der vierzigtausend Einwohner hatte sich geweigert, aufzubrechen, denn sie waren zu dem Schluss gekommen, dass eine Flucht nichts brachte, dass die Franzosen, wenn sie sie hier nicht erwischten, ihrer spätestens in Lissabon habhaft werden würden. Einige, wie zum Beispiel Ferragus, blieben, um ihren Besitz zu schützen, andere waren zu alt, zu kränklich oder zu mutlos, um die Flucht zu wagen. Lasst die Franzosen doch kommen, dachten die, die zurückblieben, bei sich. Sie würden es schon aushalten, und die Welt würde sich weiterdrehen.
    Das South Essex Regiment war das letzte Bataillon auf der Brücke. Lawford ritt am Ende und sah sich um in der Hoffnung, ein Zeichen von Sharpe oder Harper zu entdecken, aber in der aufgehenden Sonne konnte er erkennen, dass der Kai des Flusses leer war. »Das sieht Sharpe gar nicht ähnlich«, beklagte er sich.
    »Und ob es Sharpe ähnlich sieht«, bemerkte Major Leroy. »Er hat einen Hang zur Unabhängigkeit, Colonel. Der Mann ist ein Rebell. Er steckt voller Trotz. Äußerst bewundernswerte Eigenschaften für einen Schützen, finden Sie nicht auch?«
    Lawford vermutete, dass er verhöhnt wurde, aber er war ehrlich genug, sich einzugestehen, dass die höhnischen Worte der Wahrheit entsprachen. »Er wird doch nicht einfach desertiert sein?«
    »Nicht Sharpe«, erwiderte Leroy. »Er steckt in irgendwelchen Schwierigkeiten. Er kommt zurück.«
    »Er hat mir gegenüber erwähnt, dass er mit dem Gedanken spielt, in den Dienst der Portugiesen zu treten«, bemerkte Lawford besorgt. »Sie glauben doch nicht, dass er das tun wird, oder?«
    »Ich könnte es ihm nicht verdenken«, sagte Leroy. »Ein Mann braucht Anerkennung für seine Dienste, finden Sie nicht auch, Colonel?«
    Eine Antwort blieb Lawford erspart, weil Captain Slingsby im Sattel von Portia über die Brücke zurückgesprengt kam. Er wendete das Pferd und ordnete sich neben Lawford und Leroy ein.

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