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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Tunnel?«, fragte Sharpe.
    »Der Fluss«, sagte Sarah. »Die Römer müssen ihn kanalisiert haben.«
    »Und wir werden hindurchbrechen«, sagte Sharpe. Er konnte das Plätschern jetzt viel deutlicher hören. Hier floss also wirklich Wasser, und das Wasser strömte durch einen Tunnel auf den Fluss zu, und dieser Gedanke erfüllte ihn mit wilder Hoffnung.
    Er kniete am Rand des Lochs nieder und balancierte auf einer Bodenplatte, die nicht länger stabil war, weil das Geröll darunter hervorgerollt war. Mit der Messingplatte seines Gewehrkolbens begann er zu hämmern.
    »Das, was du da machst, trifft nur das Dach des Tunnels«, sagte Vicente, der lediglich aus dem dumpfen Geräusch, das der Kolben auf den Ziegeln verursachte, schließen konnte, was vor sich ging. »Das presst die Ziegel höchstens fester zusammen.«
    »Was ich da mache«, entgegnete Sharpe, »wird das verdammte Ding kaputt kriegen.« Er dachte sich, dass Vicente vermutlich recht hatte, aber er war zu frustriert, um geduldig die alten Ziegel zu bearbeiten. »Und ich hoffe, ich mache es mit deinem Gewehr«, fügte er hinzu. Wieder schlug der Kolben wie ein Hammer zu, dann schloss sich Harper ihm auf der anderen Seite an, und dann konnte Sharpe hören, wie Teile ins Wasser fielen. Harper versetzte der Tunneldecke einen mächtigen Hieb, ein großer Brocken des alten Ziegelwerks platzte ab, und auf einmal füllte sich der Keller, sofern das überhaupt möglich war, mit einem noch schlimmeren Gestank, als käme er aus den faulsten Tiefen der Hölle.
    »O Scheiße!«, sagte Harper und schauderte.
    »Genau das ist es«, erwiderte Vicente mit schwacher Stimme. Der Geruch war so ekelhaft, dass ihnen das Atmen schwerfiel.
    »Ein Abwasserkanal?«, fragte Sharpe ungläubig.
    »Jesus Christus«, sagte Harper, nachdem er versucht hatte, sich die Lungen zu füllen. Sarah seufzte.
    »Er kommt aus der Oberstadt«, erklärte Vicente. »Die meisten Leute in der Unterstadt benutzen Sickergruben in ihren Kellern. Es ist ein römischer Abwasserkanal. Sie nannten es cloaca .«
    »Und ich nenne es unseren Weg in die Freiheit«, sagte Sharpe und schlug wieder mit dem Gewehr zu. Die Steine lösten sich jetzt leichter, und er konnte spüren, wie sich das Loch weitete. »Es ist Zeit, sich mal wieder etwas Sicht zu verschaffen«, sagte er.
    Er zog die restliche Hälfte von Lawfords Ausgabe der Times heraus, nahm sein eigenes Gewehr, denn er wusste, es war noch ungeladen, und machte es jetzt schussfertig, während Harper die Zeitung zu einem Fidibus rollte. Beim zweiten Versuch fing der Fidibus Feuer, und die Zeitung loderte auf, dann nahmen die Flammen einen seltsamen blaugrünen Farbton an, als Harper das brennende Papier näher an das Loch heranführte.
    »O nein!«, rief Sarah und blickte nach unten.
    Das Geräusch mochte ein Plätschern sein, aber es stammte von einer schmutzig-grünen Flüssigkeit, die etwa sieben oder acht Fuß unter ihnen glitzerte. Erschrocken vor dem plötzlichen Lichtschein flitzten Ratten am Rand des Schleims entlang und kletterten die alten Wände hinauf, die pelzig bewachsen waren. Aus der Krümmung des alten Abwassertunnels schloss Sharpe, dass die Flüssigkeit dort unten etwa einen Fuß tief sein musste, dann verbrannten die Flammen Harper die Finger, und er ließ die Fackel fallen. Eine Sekunde lang leuchtete sie blau auf, dann standen sie wieder im Dunkeln. Gott sei Dank hatten die meisten reichen Leute Coimbra bereits verlassen, ansonsten würde der antike Abwasserkanal vermutlich bis über den Rand mit Unrat gefüllt sein.
    »Hast du wirklich vor, dort hinunterzusteigen?«, fragte Vicente mit ungläubiger Stimme.
    »Wir haben keine andere Wahl«, antwortete Sharpe. »Wir bleiben hier und sterben, oder wir steigen dort hinunter.« Er zog sich die Stiefel aus. »Sie werden vielleicht meine Stiefel anziehen wollen, Miss«, sagte er zu Sarah. »Sie sollten hoch genug sein, um Sie aus der Sie-wissen-schon herauszuhalten, aber Sie sollten Ihren Rock vielleicht ausziehen.«
    Ein paar Sekunden lang herrschte Schweigen. »Sie wollen, dass ich …«, begann Sarah, dann versagte ihr die Stimme.
    »Nein, Miss«, entgegnete Sharpe geduldig, »ich möchte nicht, dass Sie irgendetwas tun, das Sie nicht tun wollen, aber wenn Ihr Kleid in diesen Schlamm hängt, wird es zum Himmel stinken, wenn wir erst einmal durch sind, und soweit ich weiß, haben Sie nichts anderes anzuziehen. Ich habe auch nichts, und deshalb ziehe ich mich aus.«
    »Du kannst doch Miss Fry

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