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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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»Dieser irische Sergeant fehlt noch immer«, teilte er ihnen in tadelndem Tonfall mit.
    »Wir haben gerade darüber gesprochen«, sagte Lawford.
    »Ich werde ihn in den Büchern als Deserteur eintragen«, gab Slingsby bekannt. »Als Deserteur«, wiederholte er noch einmal mit Nachdruck.
    »Sie werden nichts dergleichen tun«, fuhr Lawford ihn mit einer Schärfe, die ihn selbst überraschte, an. Doch noch während er sprach, fiel ihm auf, dass er Slingsby allmählich als lästig empfand. Der Mann war wie ein hechelnder Hund, der einem ständig auf den Fersen saß und nach Aufmerksamkeit lechzte, und Lawford hatte außerdem begonnen, zu befürchten, dass der neue Befehlshaber seiner Leichten Kompanie dem Trunk ein wenig zu sehr zugeneigt war. »Sergeant Harper«, erklärte er in ruhigerem Ton, »befindet sich mit einem Offizier dieses Bataillons auf einer Mission im Außendienst. Mit einem angesehenen Offizier, Mister Slingsby, und Sie stellen die Bedeutung dieser Mission gefälligst nicht in Frage.«
    »Natürlich nicht, Sir«, erwiderte Slingsby, erschrocken vom Tonfall des Colonels. »Ich habe nur gern alles wohl geordnet. Sie kennen mich doch, Sir. Alles an seinem Platz und einen Platz für alles.«
    »Alles ist an seinem Platz«, sagte der Colonel, auch wenn das keineswegs zutraf. Sharpe und Harper wurden vermisst, und Lawford hatte insgeheim Angst, dass er die Schuld daran trug. Er drehte sich noch einmal um, aber kein Zeichen von den vermissten Männern war zu sehen. Und dann hatte das Bataillon die Brücke überquert und marschierte in die Schatten der kleinen Gassen rund um das Kloster.
    Coimbra lag in seltsamer Stille, als hielte die Stadt den Atem an. Ein paar Leute gingen zu den alten Stadttoren, die Breschen in den mittelalterlichen Mauern darstellten, blickten ängstlich auf die Straßen hinaus und hofften wider besseres Wissen, dass die Franzosen nicht kommen würden.
    Ferragus machte sich keine Sorgen wegen der Franzosen, noch nicht. Erst hatte er seine eigene Rache zu vollziehen, und er hatte sieben Männer zum Lagerhaus geführt, wo er zunächst zwei Kohlebecken entzünden ließ, ehe er die Falltür freilegte. Es dauerte eine Weile, bis das Anmachholz die Kohle in Brand setzte, und diese Minuten nutzte er, um aus den Fässern mit Salzfleisch Barrikaden zu bauen, sodass die drei Männer, falls sie die Stufen hinauf einen Angriff wagen würden, zwischen den Barrikaden, hinter denen seine Männer warteten, gefangen wären. Als die Kohle endlich ihren stinkenden Rauch ausstieß, befahl er seinen Männern, die Bodenklappe freizulegen. Er lauschte auf Geräusche von unten, konnte aber nichts hören. »Sie werden schlafen«, sagte Francisco, der Größte von Ferragus’ Männern.
    »Sie werden bald für immer schlafen«, entgegnete Ferragus.
    Männer hielten ihre Musketen im Anschlag, vier rückten die Fässer und Kisten beiseite, und als diese alle aus dem Weg geräumt waren, befahl Ferragus zweien der vier, ihre Musketen aufzunehmen, und den übrigen beiden, die Pflastersteine, die die Falltür bedeckt hatten, wegzuzerren. Er gluckste vor Lachen, als er die Löcher in dem Holz entdeckte. »Sie haben es versucht, was? Muss sie Stunden gekostet haben. Vorsicht jetzt!« Nur eine einzige Platte war noch übrig, und er rechnete damit, dass die Bodenklappe jeden Augenblick mit Gewalt in die Höhe gestoßen werden könnte. »Feuern Sie nach unten, sobald sie sie hochdrücken«, befahl er seinen Männern. Dann sah er zu, wie die letzten Steine davongeschleppt wurden.
    Nichts geschah.
    Er wartete, beobachtete die geschlossene Falltür, und noch immer tat sich nichts. »Sie glauben, wir kommen nach unten«, sagte Ferragus. Er schlich zur Falltür, ergriff ihren metallenen Griff und nickte seinen Männern zu, um sicherzustellen, dass sie bereit waren. Dann zog er.
    Die Falltür hob sich ein paar Zoll weit, und Francisco drückte seinen Musketenlauf dazwischen, um sie ein Stück weiter zu öffnen. Halb erwartete er einen Schuss, der aus der Dunkelheit blitzte, aber nichts als Stille empfing ihn.
    Ferragus trat vor die Falltür und zog sie ganz auf, sodass sie gegen die hintere Wand des Lagerhauses knallte. »Jetzt«, sagte er, und zwei Männer traten die Kohlebecken um. Die brennenden Kohlen polterten die Stufen hinab und füllten den Keller mit dichtem, erstickendem Rauch. »Das überstehen sie nicht lange«, sagte Ferragus und zog eine Pistole. Erst die Männer töten, dachte er, die Frau hebe ich mir für später

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