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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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überqueren, um zum Fluss zu gelangen, aber wenn wir erst einmal dort sind, können wir vielleicht ein Boot finden. Eines, das uns stromabwärts nach Lissabon bringt.«
    »Aber vorher haben wir noch etwas anderes zu erledigen«, sagte Sharpe. »Wir müssen Ferragus finden.«
    Vicente furchte die Brauen. »Warum denn?«
    »Weil er uns etwas schuldig ist, Jorge«, sagte Sharpe. »Oder zumindest Sarah ist er etwas schuldig. Er hat ihr Geld gestohlen, der Bastard, also müssen wir es ihr wiederbesorgen.«
    Vicente war sichtlich unglücklich bei dem Gedanken, die Fehde mit Ferragus noch länger auszudehnen, aber er erhob keinen Widerspruch. »Und was, wenn heute hier eine Patrouille herkommt?«, fragte er stattdessen. »Sie werden die Stadt nach ihren eigenen Soldaten absuchen, oder nicht?«
    »Sprichst du die Froschsprache?«
    »Nicht gut, aber ein bisschen schon.«
    »Gut, dann sag ihnen, du bist Italiener, Holländer oder was immer dir gefällt, und versprich ihnen, dass wir zu unserer Einheit zurückkehren. Was wir ja schließlich tun werden, wenn wir hier nur irgendwie herauskommen.«
    Sie machten sich Tee, teilten sich ein Frühstück aus Zwieback, Salzfleisch und Käse, und dann hielten Sharpe und Vicente Wache, während Harper den beiden Frauen half, die Wäsche zu bewältigen. Sie kochten die Kleider, um den Gestank des Abwasserkanals herauszubekommen, und als alles getrocknet war, was den größten Teil des Tages in Anspruch genommen hatte, verwendete Sharpe einen erhitzten Schürhaken, um die Läuse in den Nähten abzutöten. Harper hatte im Schlafzimmer ein paar Vorhänge heruntergerissen, sie gewaschen und in lange Streifen gerissen, und nun bestand er darauf, damit Sharpes Rippen zu bandagieren, die noch immer schmerzten und geschwollen waren. Sarah sah die Narben auf seinem Rücken. »Was ist dir denn da passiert?«, fragte sie.
    »Ich bin ausgepeitscht worden.«
    »Wofür?«
    »Für etwas, das ich nicht getan habe«, sagte Sharpe.
    »Es muss sehr wehgetan haben.«
    »Das Leben tut weh«, erwiderte Sharpe. »Fest wickeln, Pat.« Seine Rippen schmerzten noch, aber er konnte inzwischen wieder tief einatmen, ohne zusammenzuzucken, was sicher bedeutete, dass die Verletzungen heilten.
    Auch in der Stadt schien die Heilung einzusetzen, denn heute war es dort stiller, obwohl die Rauchwolke, die inzwischen dünner geworden war, noch immer über dem Lagerhaus hing. Sharpe vermutete, dass die Franzosen einige Lebensmittel aus dem Feuer gerettet hatten, aber gewiss nicht annähernd genug, um sie von dem Hunger zu erlösen, den Lord Wellington über sie verhängt hatte, um ihre Invasion in die Knie zu zwingen.
    Gegen Mittag schlich sich Sharpe ans Ende der gewundenen Gasse und sah, wie er vermutet hatte, Patrouillen französischer Soldaten, die Männer aus den Häusern scheuchten. Er und Harper füllten die Gasse mit Abfällen aus dem Garten, um anzuzeigen, dass sich hier keine Erkundung lohnte. Das Täuschungsmanöver musste funktioniert haben, denn keine Patrouille machte sich die Mühe, den engen Durchgang zu durchsuchen.
    Als die Nacht hereinbrach, vernahmen sie auf den nahen Straßen das Geräusch von Hufschlag und eisenbeschlagenen Rädern, und als es völlig dunkel war, schlich sich Sharpe um die Hindernisse in der Gasse herum und sah, dass zwei Batterien Artillerie in der Straße abgestellt worden waren. Ein halbes Dutzend Wachtposten bewachte die Gefährte, und einer, der wachsamer war als die übrigen, bemerkte Sharpes Schatten im Eingang der Gasse und rief ihm etwas zu. Sharpe ging in die Hocke. Der Mann rief noch einmal, und als er wiederum keine Antwort erhielt, schoss er in die Dunkelheit. Die Kugel zischte über Sharpes Kopf hinweg, während er rückwärtskroch.
    »Ein Hund«, rief einer der anderen Wachtposten. Der erste Mann spähte die Gasse hinunter, sah nichts und stimmte schließlich zu, es müsse sich um einen Hund gehandelt haben.
    Sharpe stand die zweite Hälfte der Nacht hindurch auf Wache. Sarah blieb bei ihm und starrte hinaus in den mondbeschienenen Garten. Sie erzählte ihm, wie sie aufgewachsen war und ihre Eltern verloren hatte. »Ich wurde zu einem Ärgernis für meinen Onkel«, sagte sie traurig.
    »Also sah er zu, dass er dich loswurde?«
    »So schnell, wie er konnte.« Sie saß in dem Sessel und streckte die Hand aus, um mit einem Finger über die im Zickzack verlaufende lederne Verstärkung auf dem Bein von Sharpes Hose zu streichen. »Werden die Briten wirklich in Lissabon

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