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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sonst konnte Sharpe keine Truppen sehen, mit Ausnahme der beiden französischen Kolonnen, die sich auf halber Höhe der Straße befanden, und einer dritten, kleineren Kolonne, die ein Stück weiter hinten marschierte. Die riesigen französischen Formationen zeichneten sich schwarz gegen den Hügel ab. Britische und portugiesische Geschütze feuerten vom Kamm und verschleierten mit ihrem grauweißen Rauch die Sicht.
    »Sir! Mister Sharpe, Sir!« Es war Patrick Harper, der nach ihm rief.
    Sharpe schob das Fernglas zusammen, ging den Weg zurück und entdeckte dabei den Grund für Harpers Ruf. Zwei Kompanien von Cazadores in braunen Röcken näherten sich dem Vorsprung, und Sharpe vermutete, dass die portugiesischen Truppen Befehl hatten, den Feind von der Felsnase zu vertreiben. Zwei Neunpfünder wurden in eine neue Position gebracht, um ihren Angriff zu unterstützen, aber Sharpe rechnete ihnen keine allzu guten Chancen aus. Zahlenmäßig waren die Cazadores und die Voltigeure in etwa ausgeglichen, aber die Franzosen hatten Deckung, und es würde einen hässlichen Kampf geben, wenn sie beschlossen, die Stellung zu halten.
    »Ich wollte nicht, dass Sie im Weg stehen, wenn diese Kanoniere anfangen zu feuern«, erklärte Harper und wies mit dem Kopf auf die beiden Neunpfünder.
    »Anständig von Ihnen, Pat.«
    »Wenn Sie sterben, würde Slingsby übernehmen«, erwiderte Harper ohne eine Spur von Unterwürfigkeit.
    »Und das möchtest du nicht?«, fragte Sharpe.
    »Ich komme aus Donegal, Sir, ich finde mich mit aller Unbill, die der liebe Herrgott mir sendet, ab.«
    »Er hat mich gesendet, Pat, er hat mich gesendet.«
    »Die Wege des Herrn sind unergründlich«, warf Harris ein.
    Die Cazadores warteten fünfzig Schritte hinter Sharpe. Er achtete nicht auf sie, sondern fragte stattdessen noch einmal, ob einer der Männer Dodd gesehen hatte. Mister Iliffe, der Sharpes frühere Frage nicht gehört hatte, nickte nervös. »Er ist geflohen, Sir.«
    »Wo?«
    »Als wir beinahe abgeschnitten wurden, Sir. Den Hügel hinunter. Wie ein Hase gerannt ist er.« Das passte zu dem, was Carter, Dodds Partner, vermutet hatte. Die beiden Männer waren um ein Haar von den Voltigeuren eingeschlossen worden, und Dodd hatte den schnellsten Ausweg, den Hügel hinab, gewählt, während Carter das Glück gehabt hatte, mit nicht mehr als einer feindlichen Musketenkugel im Tornister bergan zu entkommen. Sharpe nahm an, Dodd würde später wieder zu ihnen stoßen. Er war ein Mann vom Lande, konnte sich den Bodenverhältnissen anpassen und würde zweifellos den Franzosen ausweichen und im südlichen Teil der Anhöhe aufsteigen. Wie auch immer, im Augenblick konnte Sharpe sowieso nichts für ihn tun.
    »Wollen wir also diesen portugiesischen Jungs helfen?«, fragte Harper.
    »Bei deinem verdammten Leben nicht«, erwiderte Sharpe, »es sei denn, sie setzen ein ganzes verdammtes Bataillon ein.«
    »Er kommt, um Sie zu fragen«, sagte Harper warnend und nickte in Richtung eines schlanken portugiesischen Offiziers, der sich der Leichten Kompanie näherte. Seine braune Uniform hatte schwarze Besätze, und auf seinem hohen Tschako prangte eine lange schwarze Feder. Sharpe bemerkte, dass der Offizier einen schweren Kavalleriedegen und – was ungewöhnlich war – ein Gewehr bei sich trug. Sharpe fiel lediglich ein einziger Offizier ein, der auf solche Weise bewaffnet war, und das war er selbst. Es irritierte ihn, dass es offenbar noch einen anderen Offizier mit solchen Waffen gab, dann aber zog der Mann im Näherkommen seinen Tschako mit der schwarzen Feder vom Kopf und lächelte Sharpe breit entgegen.
    »Guter Gott«, brach es aus Sharpe heraus.
    »Aber nicht doch, ich bin es nur.« Jorge Vicente, den Sharpe zuletzt im wilden Land nordöstlich von Oporto gesehen hatte, streckte ihm die Hand hin. »Mister Sharpe«, sagte er.
    »Jorge!«
    »Inzwischen Capito Vicente.« Vicente umarmte Sharpe, und dann brachte er den Schützen in Verlegenheit, indem er seinen Freund auf beide Wangen küsste. »Und du, Richard – inzwischen Major, nehme ich an?«
    »Zum Teufel, nein, Jorge. Kerle wie mich befördern die nicht. Der Ruf der Armee könnte Schaden nehmen. Wie geht es dir?«
    »Nun, ich – wie heißt das bei euch? – ich blühe und gedeihe.« Vicente entdeckte Sharpes zerschlagenes Gesicht und furchte die Stirn. »Bist du verwundet?«
    »Bin ein paar Stufen runtergefallen«, brummte Sharpe.
    »Du solltest vorsichtig sein«, sagte Vicente ernst, dann lächelte er

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