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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wieder. »Sergeant Harper! Wie schön, Sie zu sehen.«
    »Keine Küsserei, Sir. Ich bin Ire.«
    Vicente begrüßte die anderen Männer, die er während der wilden Verfolgungsjagd von Soults Armee quer über die Front im Norden kennengelernt hatte, dann wandte er sich wieder an Sharpe. »Ich habe Befehl, diese Kerle da von dem Felsen zu verjagen.«
    »Gute Idee«, bemerkte Sharpe. »Aber dazu seid ihr nicht genug Männer.«
    »Zwei Portugiesen zählen so viel wie ein Franzose«, erwiderte Vicente leichthin. »Und ihr könntet uns die Ehre erweisen, uns zu helfen.«
    »Zum Teufel«, sagte Sharpe, dann drückte er sich um die Antwort, indem er mit dem Kopf auf das Baker-Gewehr wies, das Vicente über der Schulter trug. »Und was machst du damit, warum trägst du ein Gewehr bei dir?«
    »Ich ahme dich nach«, antwortete Vicente unverblümt. »Und außerdem bin ich jetzt Hauptmann einer Kompanie von Atiradores , also von – wie heißt das bei euch? – Scharfschützen. Wir haben Gewehre, die anderen Kompanien haben Musketen. Ich habe vom Achtzehnten Regiment hinübergewechselt, als wir die Cazadores aufgestellt haben. Also was ist jetzt, greifen wir an?«
    »Was meinst du?«, gab Sharpe die Frage zurück.
    Vicente lächelte unsicher. Er war seit noch nicht ganz zwei Jahren Soldat. Zuvor war er Anwalt gewesen, und als Sharpe ihn kennengelernt hatte, hatte der junge Portugiese es mit den angeblichen Regeln der Kriegsführung peinlich genau genommen. Das konnte sich geändert haben oder nicht, aber Sharpe nahm an, dass Vicente zum Soldaten geboren war, tapfer und entschlussfreudig, kein Narr, und dennoch scheute er sich noch immer, seine Fähigkeiten Sharpe vorzuführen, der ihm so gut wie alles, was er vom Kampf verstand, beigebracht hatte. Er warf Sharpe einen Blick zu, dann schirmte er seine Augen ab, um einen Blick auf die Franzosen zu werfen. »Sie werden die Stellung nicht halten«, vermutete er.
    »Vielleicht doch«, erwiderte Sharpe. »Und diese Bastarde sind mindestens zu hundert. Wie viele sind wir? Hundertdreißig? Wenn ich zu entscheiden hätte, Jorge, dann würde ich dein ganzes Bataillon einsetzen.«
    »Mein Oberst hat befohlen, ich soll es machen.«
    »Und weiß er, was er tut?«
    »Er ist Engländer«, erwiderte Vicente trocken. Die portugiesische Armee war in den vergangenen achtzehn Monaten neu organisiert und ausgebildet worden, und jede Menge britischer Offiziere hatten sich um den Preis einer Beförderung freiwillig gemeldet.
    »Ich würde trotzdem mehr Männer einsetzen«, sagte Sharpe.
    Vicente hatte keine Zeit mehr zu einer Antwort, denn plötzlich ertönte Hufschlag auf dem federnden Boden, und eine schallende Stimme schrie zu ihm herüber: »Trödeln Sie nicht herum, Vicente. Wir haben Franzmänner kaltzumachen. Bringen Sie’s hinter sich, Capito , bringen Sie’s hinter sich. Wer zum Teufel sind denn Sie?« Diese letzte Frage war an Sharpe gerichtet und kam von einem Reiter, der Schwierigkeiten hatte, seinen Wallach zu zügeln, als er versuchte, ihn zwischen die beiden Offiziere zu lenken. Die Stimme des Reiters verriet, dass er Engländer war, obwohl er die braune Uniform der Portugiesen trug, der er einen schwarzen Zweispitz mit zwei goldenen Quasten hinzugefügt hatte. Eine der Quasten warf einen Schatten auf sein Gesicht, das gerötet war und glänzte.
    »Sharpe, Sir«, antwortete Sharpe auf die zornige Frage des Mannes.
    »95. Regiment?«
    »South Essex, Sir.«
    »Der verdammte Haufen von Taugenichtsen«, sagte der Offizier. »Haben Sie nicht vor zwei Jahren eine Standarte verloren?«
    »Bei Talavera haben wir uns einen Adler zurückgeholt«, gab Sharpe scharf zurück.
    »Ach, haben Sie das?« Der Reiter machte keinen besonders interessierten Eindruck. Er zog ein kleines Fernglas heraus und starrte auf den felsigen Vorsprung, wobei er ein paar Musketenkugeln, die aus extremer Entfernung abgefeuert worden waren und kraftlos vorbeiflogen, ignorierte.
    »Gestatte mir, dir Colonel Rogers-Jones vorzustellen«, sagte Vicente. »Meinen Oberst.«
    »Und den Mann«, fiel ihm Rogers-Jones ins Wort, »der Ihnen, Vicente, befohlen hat, diese Gauner von dem Felsen zu scheuchen. Ich habe Ihnen nicht befohlen, hier herumzustehen und ein Schwätzchen zu halten, oder?«
    »Ich habe Captain Sharpe um seinen Rat gebeten, Sir«, sagte Vicente.
    »Und Sie sind der Meinung, sein Rat ist irgendetwas wert?« Der Colonel wirkte amüsiert.
    »Er hat einen französischen Adler erobert«, ließ Vicente ihn

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