Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
wissen.
    »Aber wohl kaum, indem er herumstand, oder?«, erwiderte Rogers-Jones. Er schob das Fernglas zusammen. »Ich sage den Kanonieren, sie sollen das Feuer eröffnen«, fuhr er fort. »Und Sie rücken vor, Vicente. Sie helfen ihm, Sharpe.« Diesen Befehl fügte er nebenher hinzu. »Vertreiben Sie sie, Vicente, und dann bleiben Sie dort und sorgen dafür, dass die Bastarde nicht wieder zurückkommen.« Er zog sein Pferd herum, gab ihm die Sporen und sprengte davon.
    »Unser Herr Jesus würde verdammt noch mal weinen«, sagte Sharpe. »Weiß er, wie viele von ihnen dort sind?«
    »Ich habe trotzdem meine Befehle«, erwiderte Vicente niedergeschlagen.
    Sharpe nahm sein Gewehr von der Schulter und lud es. »Willst du meinen Rat?«
    »Natürlich.«
    »Schick deine Schützen in der Mitte hinauf«, sagte Sharpe. »In aufgelöster Ordnung. Sie sollen unentwegt feuern, hart und schnell, keine Unterbrechungen, einfach feuern, damit sich die Bastarde weiter hinter ihre Deckung ducken müssen. Der Rest unserer Jungs rückt in Linie hinterher, mit aufgesteckten Bajonetten. Direkter Bataillonsangriff, Jorge, mit drei Kompanien, und dann kannst du nur hoffen, dass dein Bastard von einem Colonel zufrieden ist.«
    »Unserer Jungs?«, pickte sich Vicente zwei Worte aus Sharpes Ratschlag heraus.
    »Ich lasse dich doch nicht allein sterben, Jorge«, antwortete Sharpe. »Du würdest dich vermutlich auf der Suche nach dem Himmelstor verlaufen.« Er warf einen Blick nach Norden und sah, wie sich der Rauch der Kanonen verdichtete, als sich die französische Angriffstruppe dem Dorf unterhalb des Hügelkamms näherte. Dann wurde die erste Kanone in der Nähe des Vorsprungs abgefeuert, und knapp unterhalb des Vorsprungs explodierte eine Granate in Rauch und Splitter. »Also, packen wir es an«, sagte Sharpe.
    Es war nicht weise, dachte er, aber es war eben Krieg. Er legte sein Gewehr an und befahl seinen Männern, zu ihm aufzuschließen. Es war Zeit zu kämpfen.

KAPITEL 5
    Das Dorf Sula, das sich dort, wo die nördlichste Straße den Kamm überquerte, an den nach Osten gerichteten Hang der Anhöhe schmiegte, war ein kleiner Ort ohne Besonderheiten. Die Häuser standen dicht zusammengedrängt, die Dunghaufen waren groß, und sehr lange hatte es im Dorf nicht einmal eine Kirche gegeben, was bedeutete, dass man einen Priester aus Moura am Fuß des Hügels oder einen Bruder aus dem Kloster hatte holen müssen, um den Toten die letzte Ölung zu erteilen. Für gewöhnlich waren die Sakramente jedoch zu spät gekommen, und mithin waren die Toten von Sula ohne die letzte Beichte und Absolution in die lange Dunkelheit eingegangen. Aus diesem Grund behaupteten die Ortsansässigen, das kleine Örtchen werde von Geistern heimgesucht.
    Am Donnerstag, dem 27. September 1810, besetzten Plänkler das Örtchen. Das gesamte Erste Bataillon der 95. Schützen befand sich in dem Dorf oder um es herum, und bei ihnen waren die 3. Cazadores , von denen viele mit Baker-Gewehren bewaffnet waren, was bedeutete, dass mehr als tausend Plänkler in Grün und Braun das Feuer auf die beiden vorrückenden französischen Kolonnen eröffneten, die selbst beinahe ebenso viele Voltigeure im Einsatz hatten. Die Franzosen waren jedoch mit Musketen bewaffnet und standen Gewehren gegenüber, und somit starben die Voltigeure auf den kleinen eingezäunten Koppeln und in den Weingärten unterhalb des Dorfes zuerst. Der Kampflärm glich dem Geräusch trockenen brennenden Gebüschs, ein unentwegtes Krachen von Musketen und Gewehren, das von den Basstönen der Artillerie auf dem Hügelkamm verstärkt wurde. Von dort jaulten Granaten und Schrapnells über die britischen und portugiesischen Plänkler hinweg und rissen gewaltige Löcher in die beiden Kolonnen, die sich hinter den Voltigeuren den Berg hinaufkämpften.
    Für die französischen Offiziere in der Kolonne, die den Hang über sich mit den Augen absuchten, sah es aus, als würden sie ausschließlich von Plänklern und Artillerie angegriffen. Die Artillerie war auf einem Felsvorsprung hinter dem Dorf, nur knapp unterhalb des Horizonts, platziert worden, und in der Nähe der Geschütze befanden sich ein paar Reiter, die von ihrem Platz neben den weiß bemalten Überresten der Windmühle die Lage beobachteten. Die Artillerie fügte den Kolonnen Schaden zu, sie schossen Kugeln in die dichten Linien und ließen Granaten über den Reihen explodieren, aber zwei Batterien würden niemals in der Lage sein, diese beiden großen Kolonnen

Weitere Kostenlose Bücher