Sharpes Flucht
aufzuhalten. Die Reiter bei der Mühle stellten keine Gefahr dar. Lediglich vier oder fünf von ihnen kamen in Sicht, als sich der Kanonenrauch lichtete, und alle trugen Zweispitze, woraus sich schließen ließ, dass es sich nicht um Kavalleristen handelte. Es hatte also den Anschein, als hätten die britischen und portugiesischen Plänkler, unterstützt von den Kanonen, den Auftrag, den Angriff niederzuschlagen. Was bedeutete, dass die Franzosen siegen würden, denn es waren ja keine Rotröcke in Sicht, keine verdammten Linien, die die Kolonnen mit ihren Feuersalven einhüllen würden.
Die Trommler schlugen ihr »Pas de Charge« , und die Männer ließen ihren Kriegsruf »Vive l’Empereur!« ertönen. Eine der beiden Kolonnen teilte sich in zwei kleinere Einheiten, um einen aufragenden Felsen zu umgehen, und dann vereinigten sie sich wieder auf der Straße, gerade als über den Köpfen ihrer vorderen Linien zwei Granaten explodierten. Ein Dutzend Männer wurde zu Boden geworfen, die staubige Straße färbte sich rot, und die Feldwebel zerrten die Toten und Sterbenden beiseite, sodass die nachfolgenden Linien nicht von ihnen behindert wurden. Vor der Kolonne schwoll der Kampflärm der Plänkler an, als die Voltigeure mit ihren Musketen das Feuer auf die Schützen eröffneten. Es waren jetzt so viele Plänkler im Einsatz, dass der Lärm ihres Kampfes ein ununterbrochenes Krachen darstellte. Rauch stieg vom Hang auf. »Vive l’Empereur!« , riefen die Franzosen, und die ersten Schützen begannen, die vorderen Linien der Kolonnen aufs Korn zu nehmen. Eine Kugel traf einen der Adler und schoss ihm eine Flügelspitze weg, ein Offizier in der vorderen Linie ging zu Boden und schnappte vor Schmerz nach Luft, als die Reihen über ihn hinwegtrampelten. Die Voltigeure, die mit den Schützen nicht mithalten konnten, wurden in die Kolonnen zurückgetrieben, daher ordnete Marschall Ney, der diesen Angriff befehligte, an, dass weitere Kompanien als Plänkler eingesetzt werden sollten, um die Schützen und die Cazadores die Anhöhe hinauf zurückzuzwingen.
Die Trommler setzten ihren monotonen Rhythmus fort. Ein Schrapnell, dazu gedacht, in der Luft zu bersten und seine Ladung von Geschossen nach unten und nach vorne auszuwerfen, explodierte über der rechten Kolonne, und einen Augenblick lang fielen die Trommeln in Schweigen, als ein Dutzend Jungen zu Boden gingen und die Männer dahinter mit ihrem Blut bespritzt wurden.
»Aufschließen«, brüllte ein Feldwebel. Hinter ihm schlug eine Granate ein, ein Hut flog spiralförmig in die Luft und fiel mit einem schweren Knall auf der Straße nieder, weil der halbe Kopf des Mannes noch daruntersteckte. Ein Trommlerjunge mit zwei gebrochenen Beinen und von Granatsplittern aufgeschlitztem Bauch saß am Boden und trommelte weiter, während die Reihen an ihm vorbeimarschierten. Die Männer berührten seinen Kopf, weil das Glück bringen sollte, dann ließen sie ihn unter den Weinreben sterben.
Vor den Kolonnen kämpften nun die neuen französischen Plänkler, und ihre Offiziere trieben sie brüllend den Hügel hinauf und deckten die verhassten Grünröcke mit Musketenfeuer ein. Das Baker-Gewehr war eine Tötungsmaschine, aber es war langsam. Um es akkurat abzufeuern, musste ein Mann jede einzelne Kugel in einen gefetteten Lederfetzen einwickeln und sie dann den Lauf hinunterstoßen, und eine umwickelte Kugel zu stoßen war ein hartes Stück Arbeit, sodass sich das Gewehr nur langsam laden ließ. Während ein Schütze mit Laden beschäftigt war, konnte man eine Muskete dreimal abfeuern. Man konnte Zeit sparen, indem man den Lederflicken wegließ, aber dann hatte die Kugel in den Nuten und Rillen, die spiralförmig innerhalb des Laufs verliefen, keinen rechten Halt, und die Waffe war kaum noch zielgenauer als eine Muskete. Die Voltigeure samt ihrer Verstärkung rückten vor, und der schiere Ansturm ihres Feuers warf die Schützen und die Cazadores zurück. Dann schlossen sich weitere portugiesische Plänkler dem Gefecht an, namentlich die gesamten 1. Cazadores , aber die Franzosen konterten mit drei weiteren Kompanien in blauen Röcken, die aus den Kolonnen hervorstürmten und durch die Weinreben jagten, um an der Stelle hinaufzusteigen, wo der Pulverrauch dem Hang Tupfer aufsetzte. Ihre Musketen fügten noch mehr Rauch hinzu, und ihre Kugeln zwangen die Männer in den braunen und grünen Röcken zurück.
Ein Schütze, der in die Lunge getroffen worden war, lag über einem der
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