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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Befehle«, konterte Sharpe. »Wir alle haben Befehle. Für die Franzosen sollen keine Nahrungsmittel zurückgelassen werden. Keine.« Er stach in einen weiteren Sack, dann fuhr er herum.
    Ferragus betrat die Kapelle, sein Körper warf einen Schatten in den Eingang. In bedrohlicher Weise bewegte er sich durch den schmalen Gang zwischen den Säcken, den er in Gänze ausfüllte. Sharpe begann plötzlich laut zu husten und mit den Füßen zu scharren, während Ferreira sich zwischen die Säcke quetschte, um Ferragus an sich vorbeizulassen.
    Der riesige Mann streckte Sharpe eine Hand entgegen. Darauf lagen Münzen, vielleicht ein Dutzend dicker Goldmünzen, größer als englische Guineen und vermutlich dem Gegenwert von Sharpes Sold für drei Jahre entsprechend. »Wir zwei können miteinander reden«, sagte Ferragus.
    »Sergeant Harper«, rief Sharpe an dem aufragenden Ferragus vorbei nach draußen. »Was machen diese verdammten Franzmänner?«
    »Halten Abstand, Sir. Bleiben uns hübsch vom Leib.«
    Sharpe sah zu Ferragus auf. »Es überrascht Sie nicht, dass französische Dragoner im Anmarsch sind, habe ich recht? Sie haben sie erwartet, oder?«
    »Ich bitte Sie, zu gehen«, sagte Ferragus und rückte näher an Sharpe heran. »Ich bin höflich, Captain.«
    »Das schmerzt, was?«, fragte Sharpe. »Und was tun Sie, wenn ich nicht gehe?«
    Ferragus war sichtlich keine Herausforderungen gewohnt, denn er schien zu zittern, als müsse er sich zwingen, Ruhe zu bewahren. »Ich habe Zugang zu Ihrer kleinen Armee, Captain«, sagte er mit seiner tiefen Stimme. »Ich kann Sie finden und dafür sorgen, dass Sie diesen Tag bereuen.«
    »Wollen Sie mir drohen?«, fragte Sharpe ungläubig.
    Major Ferreira, der hinter Ferragus stand, gab besänftigende Laute von sich, aber die beiden Männer ignorierten ihn.
    »Nehmen Sie das Geld«, sagte Ferragus.
    Als Sharpe gehustet und mit den Füßen gescharrt hatte, war er laut genug gewesen, um das Geräusch zu übertönen, das der Hahn seines Gewehrs beim Spannen machte. Es hing ihm von der rechten Schulter, die Mündung neben seinem Ohr, und jetzt bewegte er die rechte Hand auf den Abzug zu. Er sah auf die Münzen hinab. Ferragus musste den Eindruck gewonnen haben, Sharpe sei in Versuchung, denn er schob das Gold näher zu ihm. Sharpe sah ihm in die Augen und drückte ab.
    Das Geschoss schlug in eine der Dachschindeln und füllte die Kapelle mit Rauch und Getöse. Das Geräusch machte Sharpe vorübergehend taub und lenkte Ferragus eine halbe Sekunde lang ab – die halbe Sekunde, die Sharpe brauchte, um sein Knie hochzuziehen und es dem großen Mann in die Lenden zu stoßen, gefolgt von einem Hieb der linken Hand, die er mit gestreckten Fingern in die Augen des Gegners stach. Dann traf die geballte Rechte auf den Adamsapfel. Er vermutete, dass er in einem fairen Kampf keine Chance gehabt hätte, aber genau wie Ferragus fand auch Sharpe, faire Kämpfe seien etwas für Narren. Er wusste, dass er Ferragus schnellstens niederringen und ihm so erheblichen Schmerz zufügen musste, dass sich der Riese nicht wehren konnte, und eben das hatte er innerhalb eines einzigen Herzschlags getan. Der große Mann beugte sich vor Qual vornüber und rang nach Luft. Sharpe schaffte ihn aus dem Weg, indem er ihn vor den Altar zerrte, dann ging er an dem entsetzten Ferreira vorüber. »Haben Sie mir etwas zu sagen, Major?«, fragte Sharpe, und als Ferreira wie betäubt den Kopf schüttelte, setzte er seinen Weg fort und trat hinaus ins Sonnenlicht. »Lieutenant Slingsby?«, rief er. »Was machen diese verdammten Dragoner?«
    »Sie halten Abstand, Sharpe«, antwortete Slingsby. »Was war das für ein Schuss?«
    »Ich habe einem portugiesischen Kumpan gezeigt, wie so ein Gewehr funktioniert«, erwiderte Sharpe. »Wie viel Abstand halten sie denn?«
    »Mindestens eine Meile. Sie sind am Fuß des Hügels.«
    »Behalten Sie sie im Auge«, wies Sharpe ihn an. »Und ich will dreißig Mann in dieser Kapelle. Sofort! Mister Iliffe! Sergeant McGovern!«
    Er übertrug Ensign Iliffe das Kommando über die dreißig Männer, die die Säcke aus der Kapelle tragen sollten. Draußen sollten die Säcke aufgeschlitzt und ihr Inhalt über den Gipfel des Hügels verstreut werden. Ferragus humpelte aus der Kapelle. Seine Männer wirkten verstört und wütend, aber sie waren bei Weitem in der Unterzahl und konnten nichts tun. Ferragus vermochte wieder zu atmen, hatte jedoch noch immer Schwierigkeiten, aufrecht zu stehen. Erbittert sprach

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