Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
unsere Munition sparen.«
    »Wofür? Wir haben doch jede Menge Patronen.«
    »Das hat er eben gesagt, Sir – keine Schüsse.«
    »Arbeiten Sie, Sergeant!« Mit ausgreifenden Schritten marschierte Slingsby die Reihe der Fässer entlang. »Wenn Sie diese Streifen behalten wollen, Sergeant, dann gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Guten Morgen, Sharpe!«
    Sharpe drehte sich langsam um und musterte Slingsby von Kopf bis Fuß. Der Mann mochte die ganze Nacht hindurch marschiert sein und in einem Feld geschlafen haben, aber er sah aus wie aus dem Ei gepellt, jeder Knopf glänzte, das Leder schimmerte, der rote Rock war ausgebürstet und die Stiefel sauber poliert. Slingsby, der sich unter Sharpes sardonischem Blick unbehaglich fühlte, knurrte: »Ich sagte guten Morgen, Sharpe.«
    »Ich habe gehört, Sie haben sich verlaufen«, erwiderte Sharpe.
    »Unsinn. Ein Umweg! Um den Wagen auszuweichen.« Der kleine Mann trat an Sharpe vorbei und betrachtete die Leichte Kompanie. »Geben Sie Ihr Bestes! Wir haben einen Krieg zu gewinnen!«
    »Um Gottes willen, kommen Sie bloß zurück«, sagte Harper leise.
    Mit weit aufgerissenen Augen fuhr Slingsby herum. »Haben Sie etwas gesagt, Sergeant?«
    »Er hat mit mir gesprochen«, erwiderte Sharpe und trat dem kleinen Mann, den er überragte, entgegen. Er zwang Slingsby, zwischen zwei Stapeln von Kisten zurückzuweichen, dorthin, wo kein Mitglied des Bataillons etwas hören konnte. »Er hat mit mir gesprochen, Sie Stück Scheiße«, sagte Sharpe. »Und wenn Sie noch einmal eines meiner Gespräche unterbrechen, reiße ich Ihnen die verdammten Eingeweide aus dem Arschloch und wickle Sie Ihnen um Ihre verdammte Kehle. Und jetzt gehen Sie und erzählen Sie das Ihrem Colonel.«
    Slingsby schauderte sichtlich, dann aber schien er Sharpes Worte abzuschütteln, als wären sie nie gesprochen worden. Er fand einen schmalen Durchgang zwischen den Kisten, schlüpfte hindurch wie ein Terrier, der eine Ratte verfolgte, und klatschte in die Hände. »Ich will Fortschritte sehen«, bellte er die Männer an.
    Sharpe folgte Slingsby und hätte gern Streit angefangen, dann aber entdeckte er, dass die portugiesischen Soldaten demselben Bataillon angehörten, das den felsigen Vorsprung eingenommen hatte, denn Hauptmann Vicente kommandierte die Männer, die auf die Rumfässer schossen, und das war Ablenkung genug, um Sharpe davor zu bewahren, eine weitere Dummheit mit Slingsby zu begehen. Er wandte sich ab, und Vicente sah ihn und lächelte, um ihn willkommen zu heißen. Doch bevor die beiden Männer einander begrüßen konnten, kam Colonel Lawford über das Holperpflaster des Kais auf sie zu. »Sharpe! Mister Sharpe!«
    Sharpe salutierte vor dem Colonel. »Sir!«
    »Ich bin kein Mann, der sich gern beklagt«, beklagte sich Lawford, »das wissen Sie, Sharpe. Ich bin an Unbequemlichkeit gewöhnt wie kein anderer Mann, aber diese Taverne ist wohl kaum ein angemessenes Quartier. Nicht in einer Stadt wie dieser. In den Betten sind Flöhe!«
    »Sie wollen etwas Besseres, Sir?«
    »Das will ich, Sharpe. Und zwar schnell.«
    Sharpe drehte sich um. »Sergeant Harper! Ich brauche Sie. Erteilen Sie mir die Erlaubnis, Sergeant Harper mitzunehmen, Sir?«, fragte er Lawford, der sich zwar darüber wunderte, dass Sharpe Gesellschaft brauchte, aber er nickte. »Geben Sie mir eine halbe Stunde Zeit, Sir«, versicherte Sharpe dem Colonel. »Und dann haben Sie das beste Quartier der ganzen Stadt.«
    »Einfach irgendetwas Angemessenes«, erwiderte Lawford bockig. »Ich verlange ja keinen Palast, Sharpe, nur etwas, das gerade so angemessen ist.«
    Sharpe winkte Harper zu sich und ging hinüber zu Vicente. »Du bist hier aufgewachsen, ja?«
    »Das habe ich dir doch erzählt.«
    »Also weißt du bestimmt, wo ein Mann namens Ferragus wohnt.«
    »Luis Ferreira?« Auf Vicentes Gesicht mischten sich Überraschung und Erschrecken. »Ich weiß, wo sein Bruder wohnt, aber Luis? Er kann überall wohnen.«
    »Kannst du mir das Haus seines Bruders zeigen?«
    »Richard«, warnte Vicente, »Ferragus ist kein Mann, der …«
    »Ich weiß, was er ist«, unterbrach ihn Sharpe. »Er hat mir das angetan.« Er wies auf sein verblassendes blaues Auge. »Wie weit ist es?«
    »Zehn Minuten zu Fuß.«
    »Führst du mich dorthin?«
    »Lass mich meinen Oberst fragen«, sagte Vicente und eilte hinüber zu Colonel Rogers-Jones, der auf dem Pferderücken saß und sich einen aufgespannten Schirm über den Kopf hielt, um sich vor der Morgensonne zu

Weitere Kostenlose Bücher