Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Kinder brauchen sie.«
    »Sie wird mit ihren eigenen Leuten gehen«, herrschte Ferragus seine Schwägerin an. »Und jetzt steigt in den Wagen.«
    »Ich werde mit den Briten gehen?«, hatte Sarah nachgefragt.
    »Os ingleses por mar« , hatte er zurückgeknurrt, »und Sie können mit ihnen davonrennen. Ihre Zeit hier ist um. Haben Sie Papier, einen Federhalter?«
    »Natürlich.«
    »Dann stellen Sie sich selbst ein Zeugnis aus. Ich werde es im Namen meines Bruders unterzeichnen. Aber einen Unterschlupf können Sie sich bei Ihren eigenen Leuten suchen. Also warten Sie in Ihrem Zimmer.«
    »Aber meine Kleider, meine Bücher!« Sarah wies auf den Gepäckwagen. Ihre geringen Ersparnisse, alles in Münzgeld, befanden sich ebenfalls in der Truhe.
    »Ich lasse sie herunterholen«, sagte Ferragus. »Und jetzt verschwinden Sie.«
    Sarah war nach oben gegangen und hatte sich ein Empfehlungsschreiben ausgestellt, in dem sie sich selbst als effizient, fleißig und geeignet, ihren Zöglingen Disziplin beizubringen, darstellte. Sie schrieb nichts darüber, dass die Kinder sie mochten, denn sie war sich nicht sicher, dass sie das taten, und sie vertrat auch nicht die Ansicht, dass das zu ihren Aufgaben gehörte. Einmal hatte sie beim Schreiben des Briefes innegehalten und sich aus dem Fenster gelehnt. Sie hatte gehört, wie die Tore des Hofs geöffnet wurden, und sie sah den Reisewagen und den Gepäckwagen, die von vier mit Pistolen und Messern bewaffneten finsteren Reitern begleitet wurden und hinaus auf die Straße rumpelten. Sie setzte sich wieder hin und fügte einen Satz hinzu, in dem sie wahrheitsgemäß schrieb, sie sei ehrlich, trinke nicht und ginge pflichtbewusst ihrer Arbeit nach. Sie hatte gerade das letzte Wort zu Ende geschrieben, als sie die schweren Schritte hörte, die die Treppe zu den Zimmern der Dienstboten hinaufstiegen. Augenblicklich hatte sie gewusst, dass es Ferragus war, und ihr Instinkt riet ihr, die Tür zu verschließen, doch bevor sie auch nur hinter ihrem kleinen Tisch aufstehen konnte, hatte Ferragus die Tür schon aufgestoßen und füllte den Eingang aus. »Ich bleibe hier«, hatte er ihr mitgeteilt.
    »Wenn Sie das für klug halten, senhor «, sagte sie in einem Ton, der ihm zu verstehen gab, dass ihr gleichgültig war, was er tat.
    »Und Sie blieben bei mir«, fuhr er fort.
    Einen Herzschlag lang glaubte Sarah, sie müsse sich verhört haben, dann schüttelte sie heftig den Kopf. »Machen Sie sich nicht lächerlich«, sagte sie. »Ich reise mit den britischen Truppen.« Dann hielt sie abrupt inne, abgelenkt von den Schüssen, die aus der Unterstadt herüberdrangen. Der Lärm kam von den Musketen, deren Kugeln die ersten Rumfässer durchlöcherten, aber das konnte Sarah nicht wissen. Stattdessen fragte sie sich, ob der Lärm von der Ankunft der Franzosen kündete. Alles war so verwirrend. Zuerst waren die Neuigkeiten von der Schlacht gekommen, dann eine Nachricht, dass die Franzosen besiegt worden waren, und jetzt hatte jedermann Anweisung, Coimbra zu verlassen, weil die Feinde kamen.
    »Sie bleiben bei mir«, sagte Ferragus ausdruckslos noch einmal.
    »Das werde ich ganz sicher nicht tun!«
    »Halten Sie Ihren gottverdammten Mund«, sagte Ferragus und erkannte das Entsetzen auf ihrem Gesicht.
    »Ich denke, Sie sollten jetzt besser gehen«, sagte Sarah. Sie sprach noch immer mit fester Stimme, aber ihre Furcht war jetzt deutlich zu spüren, und das versetzte Ferragus in Erregung. Er beugte sich über den Tisch, dass dessen zierliche Beine ächzten.
    »Ist das das Empfehlungsschreiben?«, fragte er.
    »Das Sie versprochen haben zu unterzeichnen«, erwiderte Sarah.
    Stattdessen hatte er es in Fetzen zerrissen. »Scheiß auf dich«, sagte er, »fahr zur Hölle!« Und er fügte noch ein paar weitere Worte hinzu, die er in der Royal Navy gelernt hatte, und die Wirkung eines jeden war so, als hätte er sie ins Gesicht geschlagen. Dazu mochte es sehr wohl auch noch kommen, dachte er. In der Tat würde es mit ziemlicher Sicherheit so kommen, gerade deshalb bereitete es ihm ja ein solches Vergnügen, dieser arroganten englischen Ziege eine Lektion zu erteilen. »Nun zu deinen Pflichten, Frau«, hatte er gesagt. »Sie haben mir Vergnügen zu bereiten.«
    »Sie haben den Verstand verloren«, sagte Sarah.
    Ferragus lächelte. »Weißt du, was ich mit dir machen kann?«, hatte er gefragt. »Ich kann dich mit Miguel nach Lissabon schicken, damit er dich nach Marokko oder Algerien verschifft. Ich kann dich da

Weitere Kostenlose Bücher