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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Besen und schrie den Reiter an, er solle sich verziehen.
    »Man kann es ihnen nicht verübeln«, sagte Leroy. »Sie haben gehört, wir haben die Schlacht gewonnen, und jetzt wollen Sie wissen, warum sie verdammt noch mal ihre Häuser verlassen sollen. Es ist eine scheußliche Sache, sein Zuhause zu verlassen.«
    Sein Tonfall war bitter, und Sharpe warf ihm einen Blick zu. »Haben Sie das getan?«
    »Ja, zum Teufel. Wir sind von den verdammten Rebellen vertrieben worden. Mit nichts als den Kleidern auf dem Leib sind wir nach Kanada gegangen. Die Bastarde haben versprochen, uns nach dem Krieg zu entschädigen, aber wir haben nie auch nur einen verdammten Penny bekommen. Ich war noch ein Kind, Sharpe, ich fand das alles aufregend, aber was wissen Kinder schon?«
    »Und dann sind Sie nach England gegangen?«
    »Und dort sind wir aufgeblüht, Sharpe, wir sind aufgeblüht. Mein Vater hat sein Vermögen gemacht, indem er mit Männern Handel trieb, die er einst bekämpft hat.« Leroy lachte, dann ritt er ein paar Yards schweigend und duckte sich unter dem tief hängenden Ast eines Baumes hinweg. »So, jetzt erzählen Sie mir mal von diesen Forts zum Schutz von Lissabon.«
    »Ich weiß nur, was Michael Hogan mir erzählt hat.«
    »Und was hat er Ihnen erzählt?«
    »Dass es die größten Verteidigungsanlagen sind, die in Europa je gebaut worden sind«, sagte Sharpe. Leroys skeptischer Blick entging ihm nicht. »Mehr als hundertfünfzig Forts«, fuhr Sharpe fort, »durch Schützengräben verbunden. Hügel neu geformt, um sie so steil zu machen, dass man nicht hinaufsteigen kann, Täler mit Hindernissen gefüllt, Seitenarme des Tajo eingedämmt, damit man das Land dahinter überfluten kann, und dazu überall Kanonen. Zwei Linien, die sich vom Tajo bis zum Meer erstrecken.«
    »Der Plan besteht also darin, dahinterzugelangen und dann den Franzosen die Zungen rauszustrecken.«
    »Und die Bastarde verhungern zu lassen«, sagte Sharpe.
    »Und Sie, Sharpe, was werden Sie tun? Sich entschuldigen?« Leroy lachte über Sharpes Gesichtsausdruck. »Der Colonel wird nicht nachgeben.«
    »Ich auch nicht«, sagte Sharpe.
    »Also werden Sie Quartiermeister bleiben?«
    »Die Portugiesen wollen britische Offiziere«, erwiderte Sharpe. »Und wenn ich mich ihnen anschließe, kann ich befördert werden.«
    »Zum Teufel«, stieß Leroy hervor und dachte darüber nach.
    »Nicht, dass ich die Leichte Kompanie verlassen will«, fuhr Sharpe fort und dachte an Pat Harper und die übrigen Männer, die er zu seinen Freunden zählte. »Aber Lawford will Slingsby. Mich will er nicht.«
    »Er will Sie, Sharpe«, widersprach Leroy. »Aber er hat nun einmal Versprechungen gemacht. Sind Sie der Frau des Colonels je begegnet?«
    »Nein.«
    »Hübsch«, sagte Leroy. »Bildhübsch, aber in etwa so sanftmütig wie ein wütender Drachen. Ich habe erlebt, wie sie einen Dienstboten ausgepeitscht hat, nur weil der arme Teufel in eine Blumenvase nicht genug Wasser gefüllt hatte, und als sie mit ihm fertig war, war von dem Mann nicht viel mehr übrig als Hautfetzen und Blut. Eine energische Dame, unsere Jessica. Sie würde einen wesentlich besseren befehlshabenden Offizier abgeben als ihr Mann.« Der Major zog an seiner Zigarre. »Aber ich würde mich an Ihrer Stelle nicht allzu sehr beeilen, mich den Portugiesen anzuschließen. Ich bin mir sicher, dass Mister Slingsby sich sein eigenes Grab schaufeln wird.«
    »Durch Suff?«
    »In der Nacht vor der Schlacht war er voll bis zum Rand. Getaumelt ist er. Am nächsten Morgen war ihm nichts anzumerken.«
    Lange nach Einbruch der Dunkelheit erreichten sie Coimbra, und es war bereits kurz vor Mitternacht, als sie das Büro des Stadtmajors entdeckten, des britischen Offiziers, der für die Beziehungen mit der Stadtverwaltung zuständig war. Der Major selbst war nicht da, aber sein Diener, der eine Nachtmütze mit Troddeln trug, öffnete ihnen die Tür und murmelte etwas über Offiziere, die zu nachtschlafender Zeit umherzogen. »Was wollen Sie, Sir?«
    »Kreide«, sagte Sharpe. »Und vor dem Morgengrauen bekommen Sie zwei Bataillone in die Stadt.«
    »O gütiger Heiland«, sagte der Diener. »Zwei Bataillone? Kreide?«
    »Mindestens vier Stück. Wo finden wir die zuständigen Offiziere?«
    »Die Straße hinauf, Sir, sechs Türen weiter links. Aber wenn Sie auf Verpflegung aus sind, dann müssen Sie sich am Kai der Stadt selbst bedienen. Dort gibt’s Tonnen, Sir.«
    »Eine Laterne wäre von Nutzen«, warf Major Leroy

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