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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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den meisten Männern viel zu klein. Aber ich gehe trotzdem davon aus, dass sie gestohlen worden ist, Sir, und ich schlage vor, dass Perkins nicht dafür bezahlen muss. Es war nicht seine Schuld.«
    »Geh, Perkins«, sagte Sharpe.
    »Jawohl, Sir. Danke, Sir.«
    Harper schaute dem Jungen hinterher, der zu den anderen zurückrannte. »Aber warum sollte Lady Juanita eine Jacke stehlen? Das verwirrt mich, Sir. Das verwirrt mich wirklich. Ich weiß nämlich nicht, wer es sonst gewesen sein könnte.«
    »Sie hat sie nicht gestohlen«, sagte Sharpe. »Diese verlogene Schlampe hat sie sich verdient. Und jetzt geh weiter. Wir haben noch ein gutes Stück vor uns, Pat.« Doch ob der Weg nun zum Guten führen würde, dass wusste Sharpe nicht mehr, denn er war ein Sündenbock, und er musste sich einer Untersuchungskommission stellen, deren Urteil schon längst feststand. Er folgte seinen Männern durch die Dunkelheit und schauderte.
    Nur zwei Wachen standen vor der Tür des Hauses, das Wellington als Hauptquartier diente. Andere Generäle dachten vielleicht, alles unter einer kompletten Kompanie oder gar einem Bataillon sei unter ihrer Würde, doch Wellington wollte stets nur zwei Mann, und die waren lediglich dazu da, die Kinder draußen zu halten sowie die aufdringlichsten Bittsteller, die glaubten, der General könne all ihre Probleme mit einem Federstrich lösen. Kaufleute versuchten, der Armee fauliges Fleisch oder Decken anzudrehen, die viel zu lange in mottenverseuchten Lagerhäusern gelegen hatten, und Priester wollten sich darüber beschweren, dass die britischen Soldaten die Heilige Mutter Kirche verspotteten, und inmitten all dieser Ablenkungen versuchte der General, seine eigenen Probleme zu lösen: den Mangel an Grabwerkzeugen, die Knappheit an schweren Geschützen, die eine Festung sturmreif schießen konnten, und die unablässige Pflicht, einem nervösen Ministerium in London zu versichern, dass der Feldzug nicht verloren war.
    So war auch Lord Kiely nicht gerade willkommen, als er den General kurz nach dessen traditionell frühem Abendessen besuchte. Und dabei war auch nicht gerade hilfreich, dass Kiely sich offensichtlich Mut angetrunken hatte, denn Wellington war schon früh in seiner Karriere zu dem Schluss gelangt, dass ein Übermaß an Alkohol die soldatischen Fähigkeiten eines Mannes stark beeinträchtigte. »Wenigstens ein Mann in dieser Armee sollte nüchtern bleiben«, sagte er gern zu sich selbst. Jetzt saß er hinter einem Tisch in dem Raum, der ihm als Büro, Salon und Schlafzimmer zugleich diente, und schaute säuerlich auf den knallroten, aufgeregten Kiely, der gerade mit einer dringenden Bitte eingetroffen war – dringend für Kiely.
    Kerzen flackerten auf dem von Landkarten bedeckten Tisch. Ein Kurier von Hogan hatte berichtet, dass die Franzosen auf dem Marsch waren und sich über die südliche Straße näherten, die durch Fuentes de Oñoro führte. Diese Nachricht kam nicht unerwartet, doch sie hieß, dass sich die Pläne des Generals nun im Musketen- und Geschützfeuer bewähren mussten. »Ich habe viel zu tun, Kiely«, sagte Wellington eisig.
    »Ich möchte Sie nur ersuchen, mir und meiner Einheit zu erlauben, in der vordersten Linie zu kämpfen«, sagte Kiely mit der sorgfältig bewahrten Würde eines Mannes, der wusste, dass der Alkohol seine Zunge schwer machte.
    »Nein«, sagte Wellington. Der Adjutant des Generals, der am Fenster stand, deutete zur Tür, doch Kiely ignorierte ihn.
    »Wir sind missbraucht worden, Mylord«, erklärte er unklug. »Wir sind auf die Bitte meines Souveräns in gutem Glauben hermarschiert, und wir haben erwartet, entsprechend eingesetzt zu werden, doch Sie haben uns ignoriert, uns unseren Nachschub verweigert …«
    »Nein!« Wellington war so laut, dass die beiden Wachen vor dem Haus unwillkürlich zusammenzuckten. Dann schauten sie einander an und grinsten. Der General hatte Temperament, auch wenn er das nur selten durchscheinen ließ. Aber wenn Wellington dann doch einmal beschloss, seine ganze Wut herauszulassen, dann war das ein imposanter Anblick.
    Der General starrte seinen Besucher an. Er senkte die Stimme wieder auf ein normales Niveau, doch seine Verachtung war ihm nach wie vor deutlich anzuhören. »Als Sie hierhergekommen sind, Sir, waren Sie schlecht vorbereitet, nicht willkommen, und Sie hatten kein Geld. Sie, Sir, haben von mir erwartet, Sie mit allen Annehmlichkeiten zu versorgen, und im Gegenzug haben Sie sich nur unverschämt gezeigt, und

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