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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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schlimmer noch: Da war Verrat in Ihren Reihen. Sie sind nicht auf Wunsch Seiner Majestät hier, sondern weil der Feind es so gewollt hat, und jetzt ist es mein Wunsch, dass Sie wieder gehen. Und Sie werden auch gehen, Sir, und zwar mit allen Ehren, denn es ist undenkbar, dass wir die Garde von König Ferdinand einfach verjagen, doch diese Ehren, Sir, haben Sie sich auf Kosten anderer verdient. Ihre Truppen, Sir, werden in der Schlacht dienen, denn wir können sie nicht entfernen, bevor die Franzosen eintreffen, aber sie werden meine Munition bewachen. Sie können sie entweder befehligen oder in Ihrem Zelt schmollen. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Mylord.«
    »Mylord?« Der Adjutant sprach Kiely taktvoll an und trat zur Tür.
    Doch Lord Kiely besaß kein Taktgefühl. »Unverschämt?« Er fauchte förmlich. »Mein Gott, ich befehlige die Leibwache Seiner Allerkatholischsten Majestät, und …«
    »Und König Ferdinand, Sir, ist ein Gefangener!«, schnappte Wellington. »Und das wiederum, Sir, spricht nicht gerade für die Effektivität Ihrer Garde. Sie, Sir, sind mit Ihrer ehebrecherischen Hure zu uns gekommen und haben sie zur Schau gestellt wie eine preisgekrönte Hündin, und diese Hure, Sir, ist eine Verräterin! Diese Hure, Sir, hat ihr Bestes getan, um diese Armee zu zerstören, und das Einzige, was diese Armee vor dem Untergang bewahrt hat, ist, dass ihr Bestes nicht besser ist als Ihres, Sir! Ihre Bitte ist abgelehnt. Guten Tag.«
    Wellington schaute auf seine Papiere. Kiely hatte noch andere Beschwerden vorzubringen, vor allem über die Art, wie er von Captain Sharpe angegangen und beleidigt worden war, doch jetzt hatte auch Wellington ihn beleidigt. Lord Kiely nahm gerade seinen letzten Rest Mut zusammen, um gegen diese Behandlung zu protestieren, als der Adjutant ihn am Ellbogen packte und zur Tür zog. Und Kiely hatte einfach nicht die Kraft, sich dem zu widersetzen.
    »Möchten Euer Lordschaft vielleicht eine Erfrischung?«, fragte der Adjutant, um die Situation zu entspannen. Er führte den wütenden Kiely aber weiter in den Flur hinaus, wo eine Gruppe neugieriger Offiziere den entehrten Mann mitleidig anstarrte. Kiely schüttelte die Hand des Adjutanten ab, schnappte sich seinen Hut und seinen Säbel vom Tisch im Flur und stapfte wortlos zur Tür hinaus. Die beiden Wachen, die ihre Musketen präsentierten, ignorierte er.
    »Die alte Hakennase hat ihn ziemlich schnell abgefertigt«, bemerkte eine der Wachen und nahm dann wieder Haltung an, als Edward Pakenham, der Generaladjutant, die Stufen heraufkam.
    Kiely schien Pakenhams fröhlichen Gruß gar nicht zu bemerken. Stattdessen marschierte er in blinder Wut die Straße entlang, vorbei an langen Reihen von Geschützen, die in den schmalen Gassen nur langsam vorankamen. Doch Kiely sah nichts von alledem. Er wusste nur, dass er versagt hatte. Er hatte bei allem versagt, dachte er, doch nichts davon war seine Schuld. Die Karten waren gegen ihn gewesen, und so hatte er das wenige Geld verloren, das seine Mutter ihm hinterlassen hatte, nachdem sie den Großteil ihres Vermögens der verdammten Kirche und den irischen Rebellen gespendet hatte, die irgendwie immer an britischen Galgen endeten, und das gleiche Pech erklärte auch, warum es ihm nicht gelungen war, die Hand einer von zwei reichen Erbinnen in Madrid zu erobern. Sie hatten spanische Adelige einem Peer ohne Land vorgezogen. Und mit dem Selbstmitleid kamen die Erinnerungen an weitere Zurückweisungen. In Madrid war Kiely nur ein Bürger zweiter Klasse gewesen, weil er seine Abstammung nicht auf irgendeinen mittelalterlichen Schläger zurückführen konnte, der gegen die Mauren gekämpft hatte, und in dieser Armee hier galt er als Aussätziger, weil er Ire war.
    Doch die größte Wunde von allen hatte Juanitas Verrat hinterlassen. Juanita, die Wilde, die Unkonventionelle, die Kluge, die Verführerische, die Kiely hatte heiraten wollen. Sie hatte Geld, sie war von edlem Blut, und andere Männer hatten stets neidisch geschaut, wann immer Kiely Juanita an seiner Seite gehabt hatte. Doch sie hatte ihn nur getäuscht. Sie hatte sich Loup hingegeben. Sie hatte in Loups Armen gelegen, und Kiely nahm an, dass sie dem Franzosen auch all seine Geheimnisse verraten hatte. Er stellte sich ihr Lachen vor, wenn sie gemeinsam im Bett gelegen hatten, und erneut keimten Wut und Selbstmitleid in ihm auf. Als ihm klar wurde, dass ganz Madrid und diese Armee über ihn lachen würden, traten ihm die Tränen in die

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