Sharpes Gefecht
gegeben, ihr die mädchenhaften Tränen getrocknet und ihr dann einen väterlichen Kuss gegeben, bevor Sie sie zu Loup zurückgeschickt haben, damit sie ihm erzählen kann, wie Sie in San Cristóbal gestrandet sind?«
»Ich habe sie ein paar Meilen hinter uns einfach ausgesetzt.« Sharpe nickte in Richtung San Cristóbal. »Sie muss zu Fuß laufen, Sir, und sie hat keine Stiefel. Ich gehe davon aus, dass sie das verlangsamen wird. Und bevor sie gegangen ist, hat sie noch mit mir geredet, Sir. Ich habe alles aufgeschrieben. Ich hoffe, Sie können meine Handschrift lesen. Sie sagt, sie hätte die Zeitungen verbreitet, Sir. Sie hat sie in den Lagern der Iren verteilt.«
»Das Einzige, was Doña Juanita verbreiten könnte, Richard, ist die Syphilis. Und Jesus weinte! Sie haben sich von dieser Hexe um den Finger wickeln lassen. Um Himmels willen, Richard, ich wusste bereits, dass sie die Zeitungen besorgt hat. Aber sie war nur die Botin. Der wahre Feind ist jemand anderes, und ich hatte gehofft, dass sie mich zu ihm führt. Und Sie haben diese Hoffnung jetzt zunichte gemacht. Himmel!« Hogan hielt erst einmal inne, um sich wieder zu beruhigen. Dann schüttelte er müde den Kopf. »Wenigstens hat sie Ihnen Ihre verdammte Jacke gelassen.«
Sharpe runzelte verwirrt die Stirn. »Meine Jacke, Sir?«
»Erinnern Sie sich noch daran, was ich Ihnen erzählt habe, Richard? Dass Doña Juanita die Uniformen von jedem Mann sammelt, mit dem sie je geschlafen hat? Ihre Garderobe muss riesig sein, aber ich bin froh, dass da keine riflegrüne Jacke neben den anderen hängt.«
»Nein, Sir.« Sharpe errötete sogar noch mehr. »Tut mir leid, Sir.«
»Na ja, jetzt kann man das auch nicht mehr ändern«, sagte Hogan und kroch den Hang hinunter. »Sie sind ein Narr, wenn es um Frauen geht. Das waren Sie immer schon. Wenn wir Masséna schlagen, dann kann uns die Lady nichts mehr tun, und wenn nicht, dann haben wir diesen Krieg vermutlich ohnehin verloren. Sehen wir zu, dass wir hier wegkommen. Bis zu Ihrer Kreuzigung haben Sie einen Verwaltungsposten.« Er steckte sein Fernrohr wieder weg. »Ich werde mein Bestes für Sie tun – Gott allein weiß warum –, und ich hasse es, Ihnen das sagen müssen, Richard, aber beten Sie dafür, dass wir diese Schlacht verlieren, denn dann wird sich vielleicht niemand mehr an Ihre Torheit erinnern.«
Als sie San Cristóbal erreichten, war es bereits dunkel. Donaju war mit Hogan ins Dorf zurückgekehrt, und jetzt führte er seine fünfzig Mann der Real Compañía Irlandesa zu den britischen Linien zurück. »Ich habe Lord Kiely im Hauptquartier gesehen«, erzählte er Sharpe.
»Und was haben Sie ihm gesagt?«
»Ich habe ihm gesagt, dass seine Geliebte eine Afrancesada ist und dass sie mit Loup geschlafen hat.« Donajus Tonfall war hart. »Und ich habe ihm gesagt, dass er ein Narr war.«
»Und was hat er darauf erwidert?«
Donaju zuckte mit den Schultern. »Was glauben Sie? Er ist ein Aristokrat, und er hat seinen Stolz. Er hat gesagt, ich solle zur Hölle fahren.«
»Und morgen«, sagte Sharpe, »werden wir alle genau das tun.« Denn morgen würden die Franzosen angreifen, und Sharpe würde wieder die riesigen blauen Kolonnen mit den goldenen Adlern sehen, die von ihren Trommeln vorwärts getrieben wurden, begleitet vom ohrenbetäubenden Lärm der französischen Batterien. Er schauderte bei der Vorstellung. Dann drehte er sich zu seinen Grünröcken um, die an ihm vorbeimarschierten. »Perkins!«, rief er plötzlich. »Komm her!«
Perkins hatte versucht, sich auf der anderen Seite der Kolonne zu verstecken, doch nun trat er verlegen vor Sharpe. Harper begleitete ihn. »Es ist nicht seine Schuld, Sir«, sagte Harper rasch.
»Halt den Mund«, knurrte Sharpe und schaute auf Perkins hinab. »Wo ist deine grüne Jacke, Perkins?«
»Sie ist mir gestohlen worden, Sir.« Perkins trug nur Hemd, Stiefel und Hose sowie den Gürtel mit seiner Ausrüstung. »Sie ist nass geworden, Sir, als ich den Jungs Wasser gebracht habe. Also habe ich sie zum Trocknen aufgehängt, und dann ist sie gestohlen worden, Sir.«
»Diese Lady war nicht weit weg, als das passiert ist, Sir«, erklärte Harper vielsagend.
»Und warum sollte sie die Uniformjacke eines Rifleman stehlen?«, fragte Sharpe, fühlte aber gleichzeitig, wie ihm das Blut in die Wangen stieg. Er war froh, dass es so dunkel war.
»Warum würde überhaupt jemand Perkins’ Jacke wollen, Sir?«, entgegnete Harper. »Sie war vollkommen durchgescheuert und
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