Sharpes Gefecht
versank hinter den Wolken im Westen und tauchte das Land in ein prachtvolles Licht. Eine Zeitlang fielen die Schatten der britischen Geschütze monströs lang auf die Ebene zwischen dem Eichenwald und der französischen Armee, und genau zu dieser Zeit legte Sharpe sein Fernrohr auf den Lauf eines Neunpfünders und richtete es aus, bis er die feindlichen Soldaten an ihren Kochfeuern sehen konnte.
Es war nicht das erste Mal an diesem Tag, dass er die feindlichen Linien absuchte. Den ganzen Morgen über war er immer wieder zwischen dem Munitionslager und den Geschützen hin und her gegangen, um dort den Feind anzustarren. Und jetzt, nach seiner Rückkehr aus Vilar Formoso und mit Sodbrennen und einem dicken Kopf nach zu viel Wein, schaute er wieder zu Massénas Linien.
»Jetzt kommen sie nicht mehr«, sagte ein Artillerie-Lieutenant. Er dachte, der Rifleman fürchte einen Nachtangriff. »Die Froschfresser kämpfen nicht gern im Dunkeln.«
»Ja«, stimmte Sharpe ihm zu, »jetzt kommen sie nicht mehr.« Aber er ließ seinen Blick weiter über die Feuer und Männer wandern. Und dann, plötzlich, schaute er genauer hin.
Sharpe hatte graue Uniformen gesehen. Loup war also doch hier. Seine Brigade war Teil von Massénas Armee, die sich den ganzen Tag über auf den Angriff vorbereitet hatte, der morgen sicher folgen würde.
Sharpe beobachtete den Feind, richtete sich dann wieder auf und schob das Fernrohr zusammen. In seinem Kopf drehte sich alles vom Wein, aber er war nicht so betrunken, dass er keine Angst mehr gehabt hätte. Er wusste ganz genau, was über diese vernarbten Felder kommen würde, wenn die Sonne wieder auf Spanien schien.
Morgen.
KAPITEL NEUN
Die Reiter kamen aus dem Nebel wie Albtraumkreaturen. Die Franzosen ritten auf großen Pferden, die durch das Sumpfland galoppierten und bei jedem Sprung Wasser aufwirbelten. Dann erreichten die vorderen Schwadronen das höher gelegene Gelände bei dem Dorf Nave de Haver, wo die spanischen Guerilleros biwakierten, und das Geräusch der französischen Hufe war wie ein Donnern, das die Erde erbeben ließ. Eine Trompete trieb die Reiter an. Es war früh am Morgen, und die Sonne war in dem Nebel, aus dem der Tod hervorbrach, nur eine kleine silberne Scheibe.
Die spanischen Wachtposten feuerten eine überstürzte Salve und zogen sich dann vor dem zahlenmäßig überlegenen Feind zurück. Einige der Guerilleros schliefen, nachdem sie die ganze Nacht über Wache geschoben hatten, und als sie nun aufwachten und aus den requirierten Häusern liefen, wurden sie von Säbeln und Lanzen niedergestreckt. Die Brigade der Guerilleros war in Nave de Haver stationiert worden, um die südliche Flanke der Alliierten zu bewachen. Niemand hatte hier mit einer französischen Attacke gerechnet, doch jetzt strömte schwere Kavallerie durch die Gassen, Gärten und Obsthaine hinter den Häusern, weit südlich von Fuentes de Oñoro.
Der Befehlshaber der Guerilleros schrie seinen Männern zu, sie sollten sich zurückziehen, doch die Franzosen droschen gnadenlos auf die Verteidiger ein, die verzweifelt versuchten, ihre Pferde zu erreichen. Einige Männer weigerten sich jedoch zu fliehen und stürmten mit dem leidenschaftlichen Hass gegen den Feind, wie ihn nur ein Guerillero empfinden konnte. Blut strömte auf die Straßen und spritzte an die Häuserwände. Eine Straße wurde blockiert, als ein Spanier einem Dragoner das Pferd unter dem Hintern wegschoss und das Tier auf dem Pflaster zusammenbrach. Der Spanier spießte den Reiter mit dem Bajonett auf und wurde dann selbst nach hinten geworfen, als ein zweites Pferd, das nicht mehr anhalten konnte, stolperte und über den blutenden Kadaver fiel. Ein ganzer Haufen Spanier stürzte sich auf das Pferd und seinen Reiter. Messer und Säbel stießen wieder und wieder zu, dann kletterten weitere Guerilleros über die blutenden und sterbenden Tiere hinweg und feuerten eine Salve auf die anderen Reiter, die von den Toten aufgehalten wurden. Immer mehr Franzosen fielen aus ihren Sätteln.
Dann erschien ein Trupp Ulanen hinter den spanischen Verteidigern, und die Lanzenspitzen wurden auf Hüfthöhe der Guerilleros gesenkt. Die Reiter gaben ihren Pferden die Sporen, und die Spanier saßen zwischen den Dragonern und Ulanen in der Falle. Verzweifelt versuchten sie, sich zu wehren, doch jetzt waren die Franzosen mit Töten dran. Ein paar Guerilleros gelang es, durch die Häuser zu fliehen, doch kaum kamen sie auf der anderen Seite wieder heraus, da
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