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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Mallon, denn Mallon war in erster Linie irischer Patriot und erst in zweiter Priester. Und ich glaube, Mallon wurde tatsächlich sein Freund, denn nach diesem ersten Treffen in Philadelphia begleitete er Tone auf jedem Schritt seines Weges. Er ging mit Tone nach Paris, hob die Freiwilligenarmee mit Tone aus und segelte mit Tone nach Irland. Er segelte mit ihm bis in den Lough Swilly. Das war 1798, Vater, für den Fall, dass Sie das vergessen haben, und seitdem hat niemand mehr Mallon gesehen. Der arme Tone wurde gefangen genommen, und die Rotröcke haben in ganz Irland nach Vater Mallon gesucht, aber es war keine Spur von ihm zu finden. Sind Sie sicher, dass Sie keinen Schnupftabak wollen? Es ist Irish Blackguard. Der ist hier nur schwer zu bekommen.«
    »Ich hätte lieber eine Zigarre, falls Sie eine haben«, erwiderte Sarsfield ruhig.
    »Leider nicht, Vater, aber irgendwann sollten Sie auch mal den Schnupftabak probieren. Er ist ein hervorragendes Fiebermittel – oder zumindest hat das meine Mutter immer gesagt. Wo war ich? Ach ja – bei dem armen Vater Mallon auf der Flucht vor den Briten. Ich glaube, dass er es irgendwie nach Frankreich geschafft hat, und ich glaube auch, dass er von dort nach Spanien geschickt worden ist. Die Franzosen konnten ihn nicht gegen die Engländer einsetzen, jedenfalls nicht, bevor die Engländer die Ereignisse von achtundneunzig vergessen hatten, aber Mallon muss in Spanien irgendwie nützlich gewesen sein. Ich nehme an, in Madrid hat er dann auch die alte Lady Kiely kennengelernt. Wie ich gehört habe, war das eine böse alte Hexe! Sie hat nur für die Kirche und für Irland gelebt. Allerdings hat sie von Ersterem zu viel gesehen und Letzteres nie. Glauben Sie, Mallon hat ihre Protektion ausgenutzt, um in Spanien für Bonaparte zu spionieren? Ich nehme an, ja, doch dann haben die Franzosen den spanischen Thron usurpiert, und irgendjemand muss sich gefragt haben, wo man Mallon nun einsetzen könnte, und ich nehme an, Mallon hat bei seinen französischen Herrn darum gebeten, gegen den echten Feind arbeiten zu dürfen. Immerhin, wer unter den Briten würde sich schon an Vater Mallon von achtundneunzig erinnern? Sein Haar war inzwischen sicherlich weiß. Er war ein anderer Mann. Und vielleicht hatte er auch ein wenig an Gewicht zugelegt, so wie ich.« Hogan klopfte sich auf den Bauch und lächelte.
    Vater Sarsfield runzelte die Stirn und starrte auf sein Skapulier. Er schien überrascht zu sein, dass er das fromme Kleidungsstück noch immer in der Hand hielt, und so steckte er es vorsichtig in seinen Beutel und holte genauso vorsichtig eine kleine Pistole hervor.
    »Vater Mallon mag sich ja äußerlich verändert haben«, sagte er, als er die Pfanne öffnete, um nachzusehen, ob die Waffe auch geladen war, »aber ich würde sagen, wenn er noch lebt, dann ist er ein genauso großer Patriot wie eh und je.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Hogan, dem die Pistole des Mannes offenbar nichts auszumachen schien. »Ein Mann wie Mallon? Sein Haar und sein Bauch mögen sich ja verändern, aber nicht seine Ideale.«
    Sarsfield schaute Hogan stirnrunzelnd an. »Und Sie sind kein Patriot, Major?«
    »O doch. Jedenfalls betrachte ich mich gern als solcher.«
    »Und doch kämpfen Sie für England.«
    Hogan zuckte mit den Schultern. Die Pistole des Priesters war geladen, doch im Augenblick lag sie nur locker in Sarsfields Hand. Hogan hatte ein Spiel mit dem Priester gespielt – ein Spiel, von dem er erwartet hatte, es zu gewinnen –, doch dieser Beweis seines Sieges freute den Major keineswegs, im Gegenteil.
    »Ich mache mir schon so meine Gedanken darüber, wem ich diene«, sagte er. »Das tue ich wirklich. Manchmal liege ich nachts wach, und ich frage mich, ob es wirklich das Beste für Irland ist, ein Teil von Großbritannien zu sein. Doch Zweifel hin oder her, eines weiß ich ganz genau, Vater: Ich will nicht von Bonaparte regiert werden. Vielleicht bin ich ja nicht so tapfer wie Wolfe Tone, und ich habe auch nie etwas mit seinen Ideen anfangen können. Sie jedoch schon, Vater, und dafür gebührt Ihnen mein Respekt, doch das ist nicht der Grund, warum sie sterben müssen. Sie müssen nicht dafür sterben, weil Sie für Irland gekämpft haben, Vater, sondern weil Sie für Napoleon kämpfen. Dieser Unterschied ist tödlich.«
    Sarsfield lächelte. » Ich muss sterben?«, fragte er amüsiert. Er spannte seine Pistole und hob sie vor Hogans Kopf.
    Der Schuss hallte durch den Hain. Die beiden

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