Sharpes Gefecht
Soldat sollte besser lernen, ihn zu töten. Habe ich nicht recht, Sergeant Harper?«
»Und ob Sie recht haben! Jawohl, Sir!«
»Mein Name ist Captain Sharpe.« Sharpe stand mitten vor der Real Compañía Irlandesa. In den Gesichtern der Gardisten war eine Mischung aus Staunen und Überraschung zu sehen, und in jedem Fall hatte Sharpe die Aufmerksamkeit der Männer, und weder Kiely noch Valverde wagten es, sich einzumischen. »Mein Name ist Captain Sharpe«, sagte er noch einmal, »und ich habe genau dort begonnen, wo ihr jetzt seid. Ich war ein einfacher Soldat, und ich werde da enden, wo er jetzt ist: im Sattel.« Er deutete auf Lord Kiely. »Doch bis dahin ist es meine Aufgabe, Soldaten aus euch zu machen. Und ich wage zu behaupten, dass unter euch ein paar gute Mörder sind und auch gute Kämpfer, und schon bald werdet ihr auch gute Soldaten sein. Aber heute müssen wir zunächst einmal noch ein gutes Stück marschieren, doch dann gibt es etwas zu essen, Unterkunft, und wir werden herausfinden, wann ihr zum letzten Mal euren Sold gesehen habt. Sergeant Harper! Wir werden die Inspektion später fortsetzen. Lassen Sie die Kerle losmarschieren!«
»Sir!«, bellte Harper. »Jawohl, Sir! Bataillooon, rechts – um! Vorwärts – Marsch!«
Sharpe schaute noch nicht einmal zu Lord Kiely, geschweige denn, dass er ihn um Erlaubnis bat, die Real Compañía Irlandesa abmarschieren zu lassen. Stattdessen schaute er zu, wie Harper die Gardisten vom Platz und in Richtung Hauptstraße führte. Er hörte Schritte hinter sich, doch noch immer drehte er sich nicht um.
»Bei Gott, Sharpe, Sie stellen Ihr Glück wirklich auf die Probe.« Das war Major Hogan.
»Mein Glück ist auch alles, was ich habe, Sir«, erwiderte Sharpe verbittert. »Ich bin nicht von hoher Geburt, Sir. Ich habe kein Geld, um mir damit ein Offizierspatent zu kaufen, und ich verfüge nicht über die Privilegien, dass es mir von allein in den Schoß fällt. Also muss ich mich auf das bisschen Glück verlassen, das ich habe.«
»Indem Sie einen Vortrag darüber halten, wie man seine Offiziere umbringt?« Hogan Stimme klang kalt vor Missbilligung. »Dem Peer wird das nicht gefallen, Richard. Das riecht nach Republikanertum.«
»Scheiß auf das Republikanertum«, knurrte Sharpe. »Sie waren doch derjenige, der mir gesagt hat, man könne der Real Compañía Irlandesa nicht vertrauen. Aber eines will ich Ihnen sagen, Sir: Wenn hier was im Argen liegt, dann kommt das nicht von unten. Diesen Soldaten haben die Froschfresser sich nicht anvertraut. Dazu sind sie zu unbedeutend. Diese Männer sind, was Soldaten immer sind: Opfer ihrer Offiziere, und wenn Sie herausfinden wollen, was die Franzosen im Schilde führen, dann sollten Sie lieber bei diesen vollgefressenen, überbezahlten und aufgetakelten Offizieren suchen.« Sharpe warf einen verächtlichen Blick in Richtung der spanischen Offiziere, die sich nicht sicher zu sein schienen, ob sie ihren Männern nun nach Norden folgen sollten oder nicht. »Da sind Ihre faulen Äpfel, Sir«, fuhr Sharpe fort, »nicht bei den einfachen Soldaten. Ich würde genauso gerne neben diesen Gardisten kämpfen wie neben jedem anderen Soldaten auf der Welt, aber diesen parfümierten Narren würde ich mein Leben niemals anvertrauen.«
Hogan machte eine beruhigende Handbewegung, als fürchte er, Sharpes Stimme könne bis zu den besorgten Offizieren tragen. »Ich habe Sie schon verstanden, Richard.«
»Sir, Sie haben mir gesagt, ich solle ihnen das Leben zur Hölle machen, und genau das tue ich.«
»Jaja, ich bin mir nur nicht sicher, ob ich will, dass Sie als Folge davon eine Revolution anzetteln, Richard«, entgegnete Hogan, »in jedem Fall nicht vor Valverde. Sie müssen nett zu Valverde sein, und eines Tages, mit ein wenig Glück, werden Sie ihn für mich töten dürfen, doch bis dahin müssen Sie dem Bastard ein wenig Honig ums Maul schmieren. Wenn wir je den Oberbefehl über die spanischen Armeen haben wollen, Richard, dann muss man Bastarden wie Don Luis Valverde schmeicheln. Also bitte, bitte predigen Sie vor ihm nicht mehr die Revolution. Er ist ein einfältiger Aristokrat, der nicht weiter denken kann als bis zu seiner nächsten Mahlzeit oder seiner nächsten Mätresse. Aber wenn wir die Franzosen besiegen wollen, dann brauchen wir seine Unterstützung. Und er erwartet von uns, dass wir die Real Compañía Irlandesa gut behandeln. Wenn er also in der Nähe ist, Richard, dann spielen Sie den Diplomaten, verstanden?«
Hogan
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