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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Trommlerjungen auch auf ihren prachtvollen grün-goldenen Schulterklappen trugen.
    Doch als Sharpe näher kam, sah er, dass die prächtigen Uniformen zerfranst, geflickt und ausgeblichen waren. Dennoch boten die Männer ein beeindruckendes Bild im hellen Licht der Frühlingssonne. Die Männer selbst sahen jedoch alles andere als beeindruckend aus. Stattdessen wirkten sie mutlos, müde und nervös.
    »Wo sind denn die Offiziere?«, fragte Sharpe Hogan.
    »Im Gasthaus zum Mittagessen.«
    »Sie essen nicht mit ihren Männern?«
    »Offensichtlich nicht.« Hogans Missbilligung war schwer zu überhören, aber nicht so nachdrücklich wie Sharpes. »Jetzt bekommen Sie mir bloß kein Mitleid, Richard«, warnte Hogan. »Sie sollen diese Kerle nicht mögen. Schon vergessen?«
    »Sprechen sie Englisch?«, fragte Sharpe.
    »Genauso gut wie Sie oder ich. Gut die Hälfte von ihnen sind gebürtige Iren, und die andere Hälfte stammt von Iren ab – und ich muss zugeben, dass eine ganze Reihe von ihnen einst den roten Rock getragen hat«, erklärte Hogan und meinte damit Deserteure der britischen Armee.
    Sharpe drehte sich um und winkte Harper heran. »Schauen wir uns diese Palastwache mal an, Sergeant«, sagte er. »Lass sie antreten, Pat.«
    »Wie soll ich sie denn ansprechen?«, fragte Harper.
    »Als Bataillon?«, schlug Sharpe vor.
    Harper holte tief Luft. »Bataillooon! Aaachtung!« Seine Stimme war laut genug, dass die Männer in der Nähe unwillkürlich zusammenzuckten, und die weiter weg sprangen überrascht auf, doch nur ein paar von ihnen nahmen Haltung an. »Zur Inspektion! In offener Formation – Marsch!«, bellte Harper, und wieder rührten sich nur wenige Gardisten. Einige starrten Harper einfach nur offenen Mundes an, während die meisten Hilfe suchend zu ihren eigenen Sergeants schauten. Und einer dieser prachtvoll herausgeputzten Sergeants trat nun auf Sharpe zu. Offensichtlich wollte er sich erkundigen, was die Riflemen hier zu sagen hatten, doch Harper wartete nicht auf irgendwelche Erklärungen. »Bewegt euch, ihr Bastarde!«, bellte er mit seinem Donegal-Akzent. »Ihr seid jetzt im Krieg! Nix mehr mit Bewachen des königlichen Pisspotts! Also benehmt euch gefälligst wie die guten Hurensöhne, die wir alle sind, und setzt eure verdammten Ärsche in Bewegung!«
    »Ich erinnere mich übrigens noch gut daran, dass du nie Sergeant werden wolltest«, murmelte Sharpe zu Harper, als die erschrockenen Gardisten dem bellenden Grünrock endlich gehorchten. »Kommen Sie mit, Major?«, fragte Sharpe Hogan.
    »Ich warte hier, Richard.«
    »Dann komm, Pat«, sagte Sharpe, und die beiden Männer inspizierten die erste Reihe der angetretenen Kompanie. Die unvermeidliche Bande spottender Dorfjungen schloss sich den beiden Grünröcken an und tat so, als wären sie Offiziere, doch Harper jagte den Frechsten mit einem Klaps hinters Ohr wieder weg, und die anderen folgten ihm so schnell sie konnten.
    Sharpe inspizierte mehr die Musketen als die Männer, obwohl er jedem einzelnen Soldaten auch in die Augen blickte, um abzuschätzen, wie es um das Selbstvertrauen der Gardisten bestellt war. Und die Soldaten inspizierten Sharpe ihrerseits, und das war auch kein Wunder, dachte er. Schließlich waren sie Iren, und es musste mehr als verwirrend für sie sein, sich plötzlich in der britischen Armee wiederzufinden. Sie hatten sich freiwillig zur Real Compañía Irlandesa gemeldet, um seine Allerkatholischste Majestät zu beschützen, und jetzt dienten sie in der Armee eines protestantischen Monarchen. Schlimmer noch: Mit Sicherheit waren viele von ihnen glühende irische Patrioten, wie nur Exilanten es sein können, und jetzt verlangte man von ihnen, ausgerechnet für die Unterdrücker ihrer Heimat zu kämpfen. Doch als Sharpe die Reihe entlang ging, fühlte er mehr Nervosität als Wut, und er fragte sich, ob diese Männer vielleicht schlicht Angst hatten, weil sie plötzlich echte Soldaten sein mussten, denn ihren Musketen nach zu urteilen hatte die Real Compañía Irlandesa schon lange nichts mehr mit dem Soldatentum zu tun. Ihre Waffen waren eine Schande. Die Männer trugen die typischen einfachen, aber guten Musketen der Spanier, nur dass diese speziellen Waffen hier alles andere als funktionstüchtig waren. Da war Rost auf den Pfannen, und in den Läufen klebten Pulver- und Ölklumpen. Einige hatten keinen Feuerstein, andere noch nicht einmal ein festes Schloss.
    »Hast du diese Muskete schon jemals abgefeuert, Sohn?«, fragte Sharpe

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