Sharpes Gefecht
Tross der Real Compañía Irlandesa hinterher zu eilen.
Bei Einbruch der Nacht war die Real Compañía Irlandesa sicher im Fort von San Isidro, das Wellington ihnen als Kaserne zugeteilt hatte. Das Fort war alt und die Art der Befestigungen längst überholt. Die Portugiesen hatten es schon vor Jahren aufgegeben, sodass die müden, hungrigen Männer erst einmal die Baracken fegen mussten, die ihr neues Heim werden sollten.
Das hohe Torhaus des Forts war für die Offiziere reserviert, und Vater Sarsfield und Captain Donaju machten es sich dort gemütlich, während Sharpe und seine Riflemen eines der Magazine für sich selbst als Unterkunft requirierten.
Sarsfield hatte das königliche Banner von Spanien im Gepäck, und das ließ er nun stolz auf den Wehrgängen des alten Forts neben dem Union Jack hissen. »Ich bin jetzt sechzig Jahre alt«, sagte der Kaplan zu Sharpe, als sie beide neben den Flaggen standen, »und ich hätte nie gedacht, dass ich einmal unter diesem Banner dienen würde.«
Sharpe schaute zu der britischen Flagge hinauf. »Besorgt Sie das, Vater?«
»Was mir Sorgen macht, ist Napoleon, mein Sohn. Besiegen wir erst einmal Napoleon, dann können wir uns um harmlosere Feinde kümmern wie Sie.« Er machte diese Bemerkung in freundschaftlichem Ton. »Was mir sonst noch Sorgen bereitet, mein Sohn«, fuhr Vater Sarsfield fort, »ist, dass ich acht Flaschen guten Rotweins und eine Hand voll guter Zigarren habe, die ich nur mit Captain Donaju teilen kann. Würden Sie mir vielleicht die Ehre erweisen, sich zum Abendessen zu uns zu gesellen? Und spielen Sie vielleicht ein Instrument? Nein? Schade. Ich habe immer eine Violine gehabt, aber die habe ich irgendwo verloren. Sergeant Conners ist jedoch ein wahrer Künstler auf der Flöte, und die Männer in seiner Abteilung singen wunderschön. Sie singen von Heimat, Captain.«
»Von Madrid?«, fragte Sharpe verschmitzt.
Sarsfield lächelte. »Von Irland, Captain, von unserer Heimat jenseits des Meeres, in die nur wenige von uns je den Fuß gesetzt haben, und die meisten werden das wohl auch nie. Kommen Sie. Essen wir.« Vater Sarsfield legte Sharpe freundschaftlich den Arm um die Schulter und führte ihn zum Torhaus.
Ein kalter Wind wehte über die Berge heran, als die Nacht anbrach, und der Rauch der ersten Kochfeuer stieg in die Luft. Wölfe heulten in den Hügeln. Wölfe gab es überall in Spanien und Portugal, und im Winter schlichen sie sich manchmal an ein Soldatenlager heran in der Hoffnung, einem unvorsichtigen Soldaten das Essen wegzuschnappen, doch in dieser Nacht erinnerten die Wölfe Sharpe an die grauuniformierten Franzosen in Loups Brigade.
Sharpe aß mit dem Kaplan, und hinterher ging er mit Harper die Mauern ab. Unter ihnen knurrten die Iren über ihre Unterkünfte und das Schicksal, das sie an die ungastliche Grenze zwischen Spanien und Portugal verschlagen hatte, und Sharpe, der Befehl hatte, ihnen das Leben zur Hölle zu machen, fragte sich, ob er sie nicht lieber zu echten Soldaten machen sollte, mit denen er über die Hügel und nach Spanien marschieren konnte, denn dort galt es, einen Wolf zu jagen.
Pierre Ducos wartete nervös auf die Nachricht von der Ankunft der Real Compañía Irlandesa bei Wellingtons Armee. Die größte Angst des Franzosen war, dass man die Einheit so weit im Hinterland stationieren würde, so weit weg von den Kämpfen, dass sie für seine Zwecke nutzlos wäre, doch das war ein Risiko, zu dem Ducos gezwungen gewesen war. Seit der französische Geheimdienst Lord Kielys Brief an König Ferdinand abgefangen hatte, in dem er diesen um die Erlaubnis gebeten hatte, sich mit der Real Compañía Irlandesa den Alliierten anzuschließen, hatte Ducos gewusst, dass der Erfolg seines Plans entscheidend davon abhing, dass ihm die Alliierten unwissend in die Hände spielten. Doch Ducos’ ganze Cleverness war umsonst, wenn die Iren nicht bei den Briten eintrafen, und so wartete er nun mit wachsender Ungeduld.
Und Loup ging es ähnlich.
Nur wenige Nachrichten erreichten ihn von hinter den britischen Linien. Es hatte mal eine Zeit gegeben, da Loups Männer ungestraft auf beiden Seiten der Grenze hatten reiten können, doch jetzt standen die Armeen der Briten und Portugiesen in voller Stärke an der Grenze, und Loup musste sich bei seinen Informationen auf die Hand voll unzuverlässiger Zivilisten verlassen, die noch immer bereit waren, sich an die verhassten Franzosen zu verkaufen. Ansonsten konnte er nur Deserteure verhören
Weitere Kostenlose Bücher