Sharpes Gefecht
Der ehemalige Wilderer hatte einen Hang zu solch moralisierendem Gerede.
»Ich war auch schon mal krank, verdammt, und deshalb muss ich Krankheiten ja auch nicht mögen, oder? Hat irgendwer den Bastard Loup gesehen?«
Das hatte niemand, und inzwischen war die große Masse von Loups Brigade an den Baracken vorbei und jagte den Portugiesen hinterher, die sich in zwei Linien aufgestellt hatten, um Salven mit ihren Gegnern auszutauschen. Der Kampf wurde vom Licht des Halbmonds und den Resten der Lagerfeuer erhellt.
Als der Kampf immer härter wurde, stellten die Franzosen ihr Wolfsgeheul ein, doch das Gefecht verlief noch immer einseitig. Die Portugiesen waren deutlich in der Unterzahl und standen Männern mit schnell zu ladenden Musketen gegenüber, während sie mit nur langsam zu ladenden Baker Rifles ausgerüstet waren. Selbst wenn sie auf die Lederflicken verzichteten, die für Halt an den Zügen sorgten, konnten sie nicht mit der Geschwindigkeit der gut ausgebildeten Franzosen mithalten. Außerdem waren Oliveiras Caçadores dafür ausgebildet, im offenen Gelände zu kämpfen. Sie waren es gewohnt zuzuschlagen, sich zu verstecken, wieder hinzulaufen und zu schießen. Den Schlagabtausch in geschlossener Formation kannten sie nicht.
Trotzdem ließen sich die Caçadores nicht so einfach besiegen. Der französischen Infanterie fiel es schwer, die Portugiesen im Halbdunkel zu sehen, und als sie dann doch die gegnerische Linie entdeckten, dauerte es seine Zeit, bis die verstreuten Einheiten zusammengezogen und in drei Reihen aufgestellt waren. Doch als es schließlich so weit war und die beiden französischen Bataillone Linienformation eingenommen hatten, da war ihre Linie länger als die der Portugiesen, und sie rückten an den Flanken vor. Und die Portugiesen kämpften hart. Mündungsfeuer zuckte durch die Nacht. Die Sergeants schrien ihre Männer an, die Linie im Zentrum zu schließen, als immer mehr von ihnen von schweren französischen Musketenkugeln zurückgeworfen wurden. Ein Mann fiel in die Glut eines Lagerfeuers und schrie furchtbar, als seine Patronentasche explodierte und ihm ein riesiges Loch in den Rücken riss. Sein Blut zischte und blubberte in der glühenden Asche, als er starb.
Colonel Oliveira ging hinter seinen Männern auf und ab, analysierte den Kampfverlauf und kam zu dem Schluss, dass die Schlacht verloren war. Dieser verdammte englische Rifleman hatte recht gehabt. Er hätte Zuflucht in den Baracken suchen sollen, doch jetzt standen die Franzosen zwischen ihm und dieser Rettung, und Oliveira wusste, was jetzt kam, und es gab so gut wie nichts, was er dagegen tun konnte. Und seine Möglichkeiten verringerten sich noch mehr, als er plötzlich Hufe hörte. Die Franzosen hatten Kavallerie im Fort.
Der Colonel schickte seine Fahnenträger zur Nordmauer zurück. »Sucht euch einen Platz, wo ihr euch verstecken könnt«, befahl er ihnen. In den Bastionen dort gab es alte Magazine, und durch eingestürzte Wände waren dunkle Höhlen inmitten der Ruinen entstanden. Also war es durchaus möglich, dass die Regimentsfahnen nicht erbeutet wurden, wenn sie nur tief genug versteckt wurden.
Oliveira wartete, bis seine stark unter Druck stehenden Männer noch zwei Salven abgefeuert hatten, dann gab er den Befehl zum Rückzug.
»Ruhig!«, rief er. »Ruhig! Zurück zur Mauer!« Er war gezwungen, seine Verwundeten zurückzulassen, doch einige der Verletzten versuchten, hinter der sich zurückziehenden Linie her zu humpeln oder gar zu kriechen. Die Franzosen rückten immer näher ran, und dann kam der Augenblick, vor dem sich Oliveira am meisten gefürchtet hatte: Eine Trompete blies in der Dunkelheit, und deutlich war zu hören, wie Säbel aus ihren Scheiden gerissen wurden. »Lauft!«, schrie Oliveira seine Männer an. »Lauft!«
Seine Männer lösten die Formation auf und rannten so schnell sie konnten zur Mauer. Dann griff die Kavallerie an, und die Caçadores waren ein Traumziel für jeden Reiter: eine gebrochene Einheit verstreuter Männer. Die grauen Dragoner hieben mit ihren schweren Säbeln auf die Fliehenden ein. Loup führte die Attacke persönlich an, und absichtlich machte er einen weiten Bogen, um die Fliehenden zur vorrückenden Infanterie zurückzutreiben.
Einige der Kompanien von Oliveiras linker Flanke erreichten die Sicherheit der Mauer. Loup sah, wie dunkle Uniformen eine Geschützrampe hinaufströmten, und er ließ sie ziehen. Wenn sie über die Mauer und ins Tal hinuntersprangen, dann
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