Sharpes Gefecht
Thompsons Leiche. Der feuchte, höhlenartige Raum stank nach Urin, verfaulten Eiern und Schweiß. Harper zog Sharpe durch den Rauch zur Hintertreppe, wo Latimer hockte. »Gehen Sie, Sir!« Latimer hatte sein Gewehr wieder geladen, um den Franzosen damit einen Abschiedsgruß zu geben.
Sharpe sprang der kühlen, sauberen Nachtluft entgegen. Latimer schoss ins Chaos und folgte Harper dann die gewundene Treppe hinauf. Cresacre und Hagman warteten oben und hatte die Gewehre nach unten gerichtet. »Nicht schießen!«, rief Sharpe, als er sich dem obersten Treppenabsatz näherte. Dann schob er sich an den beiden Riflemen vorbei und rannte zum inneren Mauerrand, um den ganzen Schrecken der Nacht überblicken zu können.
Harper lief zur Tür des Torhauses, doch nur, um festzustellen, dass sie von innen verriegelt war. Er schlug mit dem Kolben seines Salvengewehrs gegen das Holz. »Aufmachen!«, schrie er. »Macht auf!«
Hagman schoss die Treppe runter, und ein Schrei hallte die Stufen herauf.
»Hinter uns, Sir!«, rief Perkins. Er beschützte Miranda. »Und da sind noch mehr auf der Straße, Sir!«
Sharpe fluchte. Das Torhaus, von dem er geglaubt hatte, dass es sie in dieser Nacht retten würde, war bereits erobert. Er sah, dass das Tor weit offen stand und von grauuniformierten Soldaten bewacht wurde. Sharpe nahm an, dass zwei Kompanien von Loups Voltigeuren, die man an ihren roten Epauletten erkennen konnte, die Angriffsspitze gebildet hatten und nun im Fort waren. Eine Kompanie war geradewegs zum Magazin gelaufen, wo Sharpe und seine Männer lagerten, während der größte Teil der zweiten Kompanie eine Plänklerformation gebildet hatte und nun rasch auf die Baracken vorrückte. Ein weiterer Trupp grauer Infanterie lief eine der Rampen hinauf, die zu den alten Geschützstellungen führte.
Harper versuchte weiter, die Tür aufzubrechen, doch im Torhaus reagierte niemand darauf. Sharpe warf sich sein halb geladenes Gewehr über die Schulter und zog seinen Säbel. »Lass das, Pat!«, rief er. »Rifles! Zu mir!«
Die größte Gefahr ging nun von den Männern aus, die die Mauer hinaufstürmten. Wenn es diesen Männern gelang, sich in einer der Geschützbastionen festzusetzen, dann saßen Sharpes Männer in der Falle, während immer mehr von Loups Wölfen nach San Isidro strömten. Und diese Hauptstreitmacht des Feindes lief nun die Zugangsstraße hinauf, und einem kurzen Blick in Richtung Süden nach zu urteilen warf Loup seine gesamte Brigade gegen das alte Fort. Die Leichte Infanterie war nur die Speerspitze gewesen. Gottverdammt noch mal, dachte Sharpe, er hatte sich geirrt. Die Franzosen hatten nicht von Norden angegriffen, sondern von Süden, und dadurch hatten sie den stärksten Punkt des Forts bereits erobert, den Ort, den Sharpe in eine unbezwingbare Feste hatte verwandeln wollen. Er nahm an, dass die beiden Elitekompanien die Straße hinaufgeschlichen waren und die Brücke gestürmt hatten, bevor irgendjemand hatte Alarm schlagen können. Und ohne Zweifel war das Tor von genau derselben Person von innen geöffnet worden, die Loup verraten hatte, wo er Sharpe, seinen Erzfeind, finden konnte. Nur so war zu erklären, warum Loup eine ganze Kompanie direkt zum Magazin geschickt hatte.
Doch jetzt war nicht die Zeit, um Loups Taktik zu analysieren. Die Franzosen, die drohten, Sharpes Riflemen von den anderen abzuschneiden, mussten wieder von der Mauer runter.
»Bajonette pflanzt auf!«, befahl Sharpe und wartete, während seine Männer die langen Schwertbajonette an den Läufen befestigten. »Bleibt ruhig, Jungs«, sagte er. Er wusste, dass seine Männer Angst hatten, nachdem ein kluger Feind sie aus dem Schlaf gerissen hatte, doch jetzt war nicht die Zeit für Panik. Jetzt galt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und zu kämpfen. »Schnappen wir uns diese Bastarde! Vorwärts!«, rief Sharpe und führte seine Männer über die vom Mond erhellte Mauer. Die ersten Franzosen, die die Geschützstellung erreichten, knieten sich hin und zielten. Aber sie waren in der Unterzahl. Es war dunkel, und sie waren nervös, und so schossen sie zu früh, und ihre Kugeln verfehlten ihr Ziel. Dann machten die Voltigeure kehrt aus Angst, von der dunklen Masse der Riflemen überrannt zu werden. Sie liefen die Rampe wieder runter und schlossen sich der Plänklerformation an, die sich auf die Baracken mit Oliveiras Caçadores zu bewegte.
Die Portugiesen, entschied Sharpe, würden sich um sich selbst kümmern müssen. Seine Verantwortung
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