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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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verbessern. Vielleicht wird mich einer von ihnen dann ja von Erskine erlösen.« General Erskine war für gewöhnlich betrunken, halb blind und galt als verrückt. »Oder zumindest haben mir das die Horse Guards gestanden«, sagte Wellington und erwartete aus irgendeinem Grund, dass Hogan seinem erratischen Gedankengang folgen konnte. »Ich habe ihnen geschrieben, Hogan, und mich darüber beschwert, dass sie mir ausgerechnet Erskine geschickt haben. Und wissen Sie, was sie mir geantwortet haben?« Wellington hatte Hogan diese Geschichte in den letzten drei Monaten mindestens ein halbes Dutzend Mal erzählt, doch der Ire wusste, wie sehr der General sie genoss. Also zeigte er Nachsicht mit seinem Herrn und Meister.
    »Ich fürchte, das ist mir gerade entfallen, Mylord.«
    »Sie haben geschrieben – ich zitiere –, dass er ›ohne Zweifel ein wenig verrückt ist, doch in seinen lichten Augenblicken ist er ein bemerkenswert kluger Kerl. Allerdings sah er ein wenig wild aus, als er sich eingeschifft hat‹!« Wellington lachte sein Pferdelachen. »Und? Wird Masséna versuchen, die Garnison zu entsetzen?«
    Hogan erkannte am Tonfall des Generals, dass Wellington die Antwort darauf genauso gut kannte wie er. Deshalb entschied er sich, nichts dazu zu sagen. Die Antwort war ohnehin offensichtlich, denn sowohl Hogan als auch Wellington wussten, das Maréchal Masséna niemals fünfzehnhundert Männer nach Almeida geschickt hätte, nur damit sie ausgehungert wurden und den Rest des Krieges in irgendeinem ungastlichen Gefangenenlager in Dartmoor verbringen mussten. Almeida war zu einem bestimmten Zweck mit einer Garnison ausgestattet worden, und wie sein Herr und Meister, so vermutete auch Hogan, dass dieser Zweck kurz vor seiner Erfüllung stand.
    Eine weiße Rauchwolke markierte die Stelle, wo ein Geschütz auf den Mauern abgefeuert worden war. Hogan sah die Kugel als flackernden, dunklen Strich am Himmel – ein sicherer Hinweis darauf, dass das Geschoss direkt auf den Beobachter zuflog. Eine halbe Drehung zu viel am Einstellrad des Geschützes, und die Kugel schlug vor dem Ziel ein, eine halbe Drehung zu wenig, und sie flog kreischend über es hinweg.
    Der Schuss war hundert Yards zu kurz, doch die Kugel sprang auf und raste über Wellingtons Kopf hinweg in ein Eichenwäldchen. Blätter wurden von den Bäumen gerissen, während die Kugel mehrmals von Stämmen abprallte.
    »Ihre Geschütze sind zu kalt, Hogan«, sagte der General. »Sie schießen zu kurz.«
    »Aber nicht viel, Mylord«, erwiderte Hogan aufgeregt, »und die Rohre werden schnell warm.«
    Wellington lachte leise. »Sie lieben Ihr Leben, nicht wahr? Nun gut, reiten wir weiter.« Seine Lordschaft schnalzte mit der Zunge, und sein Pferd ging gehorsam den Hang hinunter und an einer britischen Batterie vorbei, die von einem mit Körben gekrönten Erdwall vor feindlichem Beschuss geschützt wurde. Viele der Kanoniere waren bis zur Hüfte nackt. Einige schliefen, und keiner von ihnen schien den vorbeireitenden Oberkommandierenden zu bemerken. Die meisten Generäle hätten sich von der Ignoranz der Männer beleidigt gefühlt, doch Wellington bemerkte nur den guten Zustand der Geschütze und nickte dem Batteriekommandeur anerkennend zu. Dann winkte er seinen Adjutanten, ihn und Hogan allein zu lassen. »Wohlan, was haben Sie mir zu berichten, Hogan?«
    »Viel zu viel, Mylord, und nichts davon ist gut«, antwortete Hogan. Er nahm seinen Hut ab und wedelte sich frische Luft damit zu. »Maréchal Bessière hat sich mit Masséna zusammengeschlossen, Mylord. Er hat jede Menge Kavallerie und Artillerie mitgebracht, aber keine Infanterie, soweit wir haben feststellen können.«
    »Wir? Meinen Sie damit Ihre Guerilleros?« Wellington fragte nach der Quelle der Information.
    »In der Tat, Mylord. Sie haben Bessière auf dem Marsch beobachtet.« Hogan holte seine Schnupftabakdose heraus und gönnte sich eine erfrischende Prise, während Wellington die Nachricht verdaute. Bessière befehligte die französische Armee in Nordspanien, und dass er Maréchal Masséna nun mit seinen Truppen verstärkte, deutete darauf hin, dass die Franzosen sich darauf vorbereiteten, Almeida zu entsetzen.
    Schweigend ritt Wellington ein Stück weiter. Sein Weg führte ihn einen sanften Hang hinauf und zu einer grasbewachsenen Kuppe, von wo aus man wieder einen guten Blick auf die feindliche Festung hatte. Er holte sein Fernrohr heraus und ließ seinen Blick über die Mauern und die von

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