Sharpes Gefecht
nur so etwas tun?«
»Darauf gibt es keine Antwort, Pat. Das weiß Gott allein.« Sharpe war übel, wie auch Harper übel war, doch nach den Wurzeln der Sünde zu suchen würde die toten Kinder auch nicht rächen, die geistige Gesundheit des vergewaltigten Mädchens retten oder die blutüberströmten Toten begraben. Und Philosophie würde einer kleinen Leichten Kompanie, die gefährlich offen im Vorfeld des Feindes aufmarschiert war, wie Sharpe jetzt erkannte, auch nicht helfen, sicher zu den britischen Linien zurückzukehren. »Wenn du das unbedingt wissen willst, Pat, dann frag einen gottverdammten Kaplan. Vorausgesetzt natürlich, du findest einen außerhalb der Bordelle von Lissabon«, knurrte Sharpe und drehte sich dann wieder zu den Schlachthäusern um. »Wie, zum Teufel, sollen wir die alle begraben?«
»Das können wir nicht, Sir. Wir sollten einfach die Häuserwände über ihnen zum Einsturz bringen«, schlug Harper vor. Er schaute in das Tal hinab. »Am liebsten würde ich diesen Bastarden die Hälse umdrehen. Was sollen wir mit den beiden machen, die wir geschnappt haben?«
»Umbringen«, antwortete Sharpe rundheraus. »Aber jetzt werden wir wohl erst einmal ein, zwei Antworten erhalten«, fügte er hinzu, als er Harris aus der Hütte kommen sah.
Harris hielt einen der stahlgrauen Dragonerhelme in der Hand. Jetzt sah Sharpe auch, dass er tatsächlich nicht mit einem Tuch bespannt war, sondern von einem langen grauen Rosshaarschweif geziert wurde.
Harris strich mit der rechten Hand über den Schweif, als er auf Sharpe zuging. »Ich habe herausgefunden, wer die Bastarde sind, Sir«, berichtete er, als er näher kam. »Sie gehören zur Brigade Loup, der Wolfsbrigade. Sie ist nach ihrem befehlshabenden Offizier benannt, Sir, nach einem Kerl mit Namen Loup, Brigadier Guy Loup. Und Loup heißt Wolf auf Französisch, Sir. Sie betrachten sich als Eliteeinheit. Den Winter über hatten sie den Auftrag, den Weg durch die Berge freizuhalten, und das haben sie geschafft, indem sie den Einheimischen die Seele aus dem Leib geprügelt haben. Wird auch nur einer von Loups Männern getötet, dann bringt er aus Rache fünfzig Zivilisten um. Genau deshalb waren sie auch hier, Sir. Ein paar von seinen Männern sind in einen Hinterhalt geraten und getötet worden, und das hier ist der Preis dafür.« Harris deutete auf die Totenhäuser. »Und Loup ist nicht weit weg, Sir«, fügte er warnend hinzu. »Es sei denn, diese Kerle lügen, aber das bezweifle ich. Loup hat eine Abteilung hier zurückgelassen und ist mit einer Schwadron ins nächste Tal geritten, um dort ein paar Flüchtlinge zu jagen.«
Sharpe schaute zu dem Pferd des Kavalleristen, das noch immer in der Mitte des Dorfes angebunden war, und dachte an den Infanteristen, den er gefangen genommen hatte. »Diese Wolfsbrigade«, fragte er, »ist das eine Kavallerie- oder eine Infanteriebrigade?«
»Beides, Sir«, antwortete Harris. »Es ist eine besondere Brigade, Sir, speziell aufgestellt zur Guerillabekämpfung. Loup hat zwei Bataillone Infanterie und ein Bataillon Dragoner.«
»Und die tragen alle Grau?«
»Wie Wölfe, Sir«, bestätigte Harris.
»Na ja, und wir wissen ja alle, was man mit Wölfen macht«, sagte Sharpe und drehte sich im selben Augenblick um, als Sergeant Latimer eine Warnung rief.
Latimer kommandierte die kleine Sicherungslinie zwischen Sharpe und den Franzosen, doch es war kein neuer Angriff, der den Ruf provoziert hatte, sondern vier französische Reiter, die sich den Briten näherten. Einer von ihnen trug den Guidon mit der Trikolore, doch die kleine Standarte war halb verdeckt von einem schmutzigen weißen Hemd, das man auf die Lanzenspitze gesteckt hatte.
»Die Bastarde wollen mit uns reden«, sagte Sharpe.
»Überlassen Sie das mir«, knurrte Harper böse und spannte den Hahn seines Salvengewehrs.
»Nein!«, sagte Sharpe. »Und geh los und sag allen, sie sollen bloß nicht schießen. Das ist ein Befehl!«
»Aye, Sir.« Harper löste den Hahn wieder, funkelte die näher kommenden Franzosen an und ging dann los, um die Grünröcke zu warnen, ihr Temperament im Zaum zu halten und den Finger vom Abzug zu lassen.
Sharpe warf sich das Gewehr über die Schulter, zog seinen Säbel zurecht und schlenderte auf die vier Franzosen zu.
Zwei der Reiter waren Offiziere, flankiert von Standartenträgern. Das Verhältnis von Flaggen zu Männern wirkte unverschämt hoch. Offenbar hielten sich die Offiziere anderen Sterblichen für überlegen. Dabei
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