Sharpes Sieg
Frage schien Simone zu überraschen. Sie errötete und sah zu Lieutenant Sillière. »Ich werde hier bleiben, Colonel«, antwortete sie auf Englisch.
»Bringen Sie sie sicher nach Hause, Major«, sagte Pohlmann zu Dodd.
»Das werde ich, Sir.«
Pohlmann erhob sich. Seine purpurfarben berockten Leibwächter, die vor dem Zelt gestanden hatten, beeilten sich, ihre Plätze an den Flanken des Elefanten einzunehmen, während der Elefantenführer, der im Schatten des Dickhäuters verweilt hatte, jetzt das schläfrige Tier am Schwanz packte und an seinem Hintern hinaufkletterte wie ein Matrose an einem Tau. Er schob sich um den vergoldeten Sitz herum, setzte sich auf den Nacken des Elefanten und lenkte ihn auf Pohlmanns Zelt zu.
»Sind Sie sicher«, wandte sich Pohlmann Simone Joubert zu, »dass Sie nicht lieber mit mir reisen wollen? Der Sitz ist sehr bequem, solange Sie nicht an der Seekrankheit leiden.«
»Ich werde mit meinem Mann zusammenbleiben«, sagte Simone. Sie stand auf und erwies sich als viel größer, als Dodd angenommen hatte. Groß und irgendwie plump, dachte er. Aber sie besaß immer noch eine sonderbare Anziehungskraft.
»Eine gute Frau sollte bei ihrem Mann bleiben«, sagte Pohlmann, »jedenfalls bei ihrem Ehemann.« Er wandte sich zu Dodd. »Ich werde Sie in ein paar Tagen mit Ihrem neuen Regiment sehen. Enttäuschen Sie mich nicht.«
»Das werde ich nicht, Sir, das werde ich nicht«, versprach Dodd. Er hielt seinen neuen Säbel und beobachtete, wie sein Befehlshaber die silbernen Stufen hinauf- und dann zum Sitz auf dem Rücken des Elefanten emporstieg.
Er musste ein Regiment retten und sich einen guten Namen machen.
Bei Gott, beides werde ich gut schaffen, dachte Dodd.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2011
KAPITEL 2
Sharpe saß in dem offenen Schuppen, in dem die Lafetten der Waffenkammer lagerten. Es hatte zu regnen begonnen, nicht der prasselnde Platzregen des Monsuns, sondern ein stetiger grauer Nieselregen, der die rötliche Erde im Hof in glitschigen Morast verwandelte.
Major Stokes, der den Nachmittag mit frischem roten Rock, weißer Seidenhalsbinde und auf Hochglanz polierten Stiefeln begonnen hatte, ging vorsichtig um eine kürzlich fertig gestellte Lafette herum.
»Es war wirklich nicht Ihre Schuld, Sharpe«, sagte er.
»Aber ich habe dieses Gefühl, Sir.«
»Das gibt sich, das gibt sich«, sagte Stokes. »Denken Sie gut darüber nach, Sharpe, dann werden Sie das bestimmt erkennen. Sie trifft in keiner Weise Schuld.«
»Ich habe alle sechs Männer verloren, Sir. Und den jungen Davi.«
»Das arme Stachelschwein.« Stokes duckte sich, um am Lafettenschwanz entlangzuspähen. »Meinen Sie, das Holz ist gerade, Sharpe? Oder ein bisschen gewellt?«
»Mir kommt es gerade vor, Sir.«
»Ist nicht richtig gemasert, diese Eiche, nicht richtig ausgereift«, sagte der Major und begann, sein Koppel abzulegen. Jeden Morgen und Nachmittag schickte ihn seine Ordonnanz in sorgfältig gewaschener und gebügelter Kleidung zur Waffenkammer, und binnen einer Stunde war Stokes nur in Hose und in Hemdsärmeln und hatte Hobel oder Sägen oder Ahlen in der Hand.
»Ich will einen schnurgeraden Lafettenschwanz sehen«, sagte er. »Da hängt ein Hobel Nummer vier an der Wand, Sharpe, seien Sie so gut.«
»Soll ich ihn schärfen, Sir?«
»Das habe ich gestern Abend getan, Sharpe. Der ist richtig scharf.« Stokes zog seinen roten Uniformrock aus und krempelte die Ärmel hoch. »Das Holz reift hier nicht richtig, das ist die Krux.« Er bückte sich zu der neuen Lafette herunter und hobelte über den Schwanz, dass weiße Späne segelten. »Ich repariere eine Uhr«, erzählte er Sharpe beim Hobeln, »ein hübsch gemachter Schatz, mit Macken in der Verzahnung. Sollten Sie sich ansehen. Sie ist in meinem Büro.«
»Das werde ich, Sir.«
»Und ich habe etwas neues Holz für die Achsen gefunden, Sharpe. Ach, ist das aufregend!«
»Sie werden immer noch brechen, Sir«, sagte Sharpe trübsinnig. Dann bückte er sich nach einer der vielen Katzen, die in der Waffenkammer hausten, nahm sie auf den Schoß und streichelte sie, bis sie zufrieden schnurrte.
»Seien sie nicht so miesepetrig, Sharpe! Wir werden das Problem mit der Achse schon lösen. Es ist nur eine Frage des guten Holzes. Nichts sonst. Hier. Das sieht schon besser aus.« Der Major trat von seinem Werk zurück und unterzog es einem kritischen Blick.
Es waren viele indische Handwerker in der Waffenkammer
Weitere Kostenlose Bücher