Sharpes Sieg
beschäftigt, doch Major Stokes machte die Dinge gern selbst, und außerdem waren die meisten der Inder bei der Vorbereitung des Dusshera-Festes und stellten drei riesige Figuren her, die zum Hindutempel getragen und dort verbrannt wurden. Diese Inder waren in einem anderen an den Seiten offenen Schuppen beschäftigt, wo sie Leim auf einem offenen Feuer kochten. Einige der Männer klebten Tücher auf einen Weidenkorb, der bei einem der Riesen den Kopf bilden würde. Stokes war fasziniert von ihren Aktivitäten, und Sharpe wusste, dass der Major sich bald zu ihnen gesellen würde.
»Habe ich Ihnen gesagt, dass ein Sergeant heute Morgen hier war und nach Ihnen gefragt hat?«, fragte Stokes.
»Nein, Sir.«
»Kam kurz vor dem Mittagessen«, sagte Stokes. »Ein sonderbarer Typ.« Der Major hockte sich zu dem Lafettenschwanz und hobelte weiter. »Er zuckte so komisch im Gesicht.«
»Obadiah Hakeswill«, meinte Sharpe.
»Ja, ich glaube, so stellte er sich vor«, sagte Stokes. »Schien mir nicht sehr wichtig zu sein. Er sagte, er sei nur auf Besuch in der Stadt und schaue bei alten Gefährten vorbei. Wissen Sie, was ich dachte?«
»Nein, aber ich hoffe, Sie erzählen es mir, Sir«, sagte Sharpe und fragte sich, warum, zum Teufel, Obadiah Hakeswill nach ihm gesucht hatte. Er führte nichts Gutes im Schilde, das war sicher.
»Diese Teakbalken im alten Thronsaal Tippus«, sagte Stokes, »werden gut ausgereift sein. Wir könnten ein halbes Dutzend davon herausbrechen und allerhand Achsen und Wellen daraus machen.«
»Die vergoldeten Balken, Sir?« Sharpe sah den Major fragend an.
»Die Goldschicht haben wir schnell runter, Sharpe. Die hobeln wir im Nu ab!«
»Das könnte dem Radscha missfallen, Sir«, gab Sharpe zu bedenken.
Stokes machte ein langes Gesicht. »Da ist was dran, da ist was dran. Man hat es für gewöhnlich nicht so gern, wenn einem die Deckenbalken runtergerissen werden und Lafetten oder Uhrwellen daraus gemacht werden. Trotzdem ist der Radscha für gewöhnlich sehr gefällig, wenn man erst an seinen verdammten Höflingen vorbeikommen kann. Die Uhr gehört ihm. Schlägt acht, wenn sie neun schlagen sollte, oder vielleicht ist es auch andersrum. Glauben Sie, dass dieser Richtkeil passt?«
Sharpe blickte auf den Keil, mit dem das Kanonenrohr gesenkt und gehoben wurde. »Sieht gut aus, Sir.«
»Ich könnte ihn noch ein Spur abhobeln. Ich frage mich, ob unsere Stellböcke richtig abgeschliffen sind. Das sollten wir vielleicht überprüfen. Ist dieser Regen nicht herrlich? Die Blumen waren am Verwelken! Alles wäre kaputtgegangen. Aber nach diesem feinen Regen kann ich dieses Jahr eine Blumenpracht zeigen. Sie müssen kommen und sich das ansehen.«
»Sie wollen immer noch, dass ich hier bleibe, Sir?«, fragte Sharpe.
»Hierbleiben?« Stokes, der den Richtkeil in einen Schraubstock spannte, blickte auf und sah Sharpe an. »Natürlich will ich, dass Sie hier bleiben, Sergeant. Sie sind der beste Mann, den ich habe!«
»Ich habe sechs Männer verloren, Sir.«
»Und es war nicht Ihre Schuld, überhaupt nicht Ihre. Ich werde Ihnen sechs andere besorgen.«
Sharpe wünschte, es wäre so leicht, aber er konnte die Schuldgefühle nach dem Massaker von Chasalgaon nicht aus seinen Gedanken vertreiben. Nach dem Blutbad war er wie in Trance durch die Festung geirrt. Die meisten der Frauen und Kinder hatten noch gelebt, doch sie waren, noch unter Schock, furchtsam vor ihm zurückgewichen. Captain Roberts, der stellvertretende Kommandeur der Festung, war am Nachmittag von der Patrouille zurückgekehrt. Er hatte sich übergeben müssen, als er das Grauen innerhalb der Kakteenwälle gesehen hatte.
Sharpe hatte Roberts Bericht erstattet, und der Captain hatte einen Kurier nach Hurryhur, dem Hauptquartier der Armee, geschickt und Sharpe wegtreten lassen.
»Es wird eine Untersuchung dieser Sache geben, nehme ich an«, hatte Roberts gesagt. »So wird Ihre Aussage zweifellos erforderlich sein, aber Sie können ebenso gut in Seringapatam warten.« Und so war Sharpe ohne andere Befehle zurückgekehrt. Er hatte den Beutel mit Rupien Major Stokes zurückgegeben, und jetzt hatte er insgeheim mit einer Bestrafung vom Major gerechnet, doch Stokes interessierte sich mehr für den Richtkeil.
»Ich habe schon Schrauben brechen sehen, weil der Winkel des Keils zu steil war, und es ist nicht gut, wenn in der Schlacht Schrauben brechen. Ich habe Geschütze der Franzmänner mit metallischen Richtkeilen gesehen, aber die rosten nur.
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