Sharpes Sieg
passierten sie einen Ochsenkarren, der umgekippt und mit Steinen beschwert worden war, sodass seine Deichsel himmelwärts ragte. An der Deichsel hing ein aufgehängter Sepoy. Der Mann war noch nicht ganz tot und zuckte im Todeskampf, und Offiziere, sowohl schottische als auch indische, zwangen verlegene und halb betrunkene Männer, auf den sterbenden Sepoy zu schauen, als Mahnung an das Schicksal, das Plünderer erwartete.
Simone erschauerte, und Sharpe führte sie schnell vorbei, die Zügel ihres Pferdes in der linken Hand.
»Hier, Sergeant«, sagte sie schließlich und führte ihn in eine Gasse, die mit weggeworfener Beute von Plünderern übersät war. Oberhalb von ihnen trieb Rauch durch die Stadt, in der Frauen weinten und Rotröcke an der Stadtmauer patrouillierten.
Ahmadnagar war gefallen.
Major Dodd hatte Wellesley falsch eingeschätzt, und das erschütterte ihn. Eine Eskalade war zu tollkühn, zu draufgängerisch für den Mann, den Dodd als Boy Wellesley verspottete. Es war weder das, was Dodd von Wellesley erwartet hatte, noch das, was er erhofft hatte. Dodd hatte Vorsicht erwartet, denn ein vorsichtiger Feind ist leichter zu besiegen, doch stattdessen hatte Wellesley eine verletzende Verachtung für Ahmadnagars Verteidiger gezeigt und einen Angriff durchgeführt, der leicht hätte zurückgeschlagen werden können. Wenn Dodds Männer während des Angriffs auf den Wehrgängen gewesen wären, dann wäre der Angriff zurückgeschlagen worden, daran hatte Dodd keinen Zweifel, denn es waren nur vier Leitern eingesetzt worden, und diese kleine Anzahl machte die Leichtigkeit und Schnelligkeit des britischen Siegs sogar noch demütigender. Es ließ darauf schließen, dass General Sir Arthur Wellesley ein Selbstvertrauen besaß, für das weder sein Alter noch seine Erfahrung hatten sorgen können. Es machte klar, dass Dodd Wellesley unterschätzt hatte, und das setzte ihm zu.
Dodds Entscheidung, zu Pohlmanns Armee zu desertieren, war ihm durch die Umstände aufgezwungen worden, und er hatte sie nicht bereut, denn europäische Offiziere, die den Marathen-Führern dienten, waren bekannt für die Reichtümer, die sie anhäuften, und die Marathen-Armeen waren ihren britischen Feinden zahlenmäßig weit überlegen, sodass sie wahrscheinlich die Gewinner dieses Kriegs sein würden. Aber wenn sich die Briten plötzlich als unbesiegbar erwiesen, würde es keine Reichtümer und keinen Sieg geben. Es würde nur die Niederlage und schändliche Flucht bleiben.
Als Dodd von der gefallenen Stadt wegritt, war er geneigt, Wellesleys plötzlichen Erfolg auf Anfängerglück zurückzuführen. Dodd redete sich ein, dass die Eskalade ein dummes Spiel gewesen war, das unfairerweise mit einem Sieg belohnt worden war. Es war eine vorschnelle Strategie, sagte sich Dodd, und weil sie Erfolg gehabt hatte, konnte sie Wellesley leicht wieder zur Unbesonnenheit verführen, und nächstes Mal würde sie sicherlich bestraft werden. So versuchte Dodd, etwas Gutes im Schlechten zu entdecken.
Captain Joubert konnte nichts Gutes dabei finden. Er ritt hinter Dodd und drehte sich ständig im Sattel um, weil er hoffte, einen Blick auf Simones weißes Kleid unter den Flüchtlingen zu erhaschen, die aus dem nördlichen Tor strömten, aber er sah kein Anzeichen von ihr, ebenso wenig wie von Lieutenant Sillière. Er spürte, wie seine Augen feucht wurden, und dann hatte er die schreckliche Vorstellung, dass seine junge Simone vergewaltigt werden würde, und eine Träne rann aus seinem Augenwinkel über die Wange.
»Warum, zum Teufel, blasen Sie Trübsal?«, fragte Dodd.
»Mir ist was ins Auge gekommen«, antwortete Joubert. Er wünschte, forscher aufzutreten und sich durchzusetzen, doch er fühlte sich von dem Engländer herabgesetzt und eingeschüchtert.
Eigentlich hatte sich Joubert die meiste Zeit seines Lebens herabgesetzt gefühlt. Seine kleine Statur und seine schüchterne Natur machten ihn zum Ziel Mächtigerer, und als sein Regiment in Frankreich den Befehl erhalten hatte, einen Offizier zu suchen, der als Berater zu Sindhia, dem Maharadscha von Gwalior, geschickt werden konnte, war die Wahl auf ihn gefallen. Sie hatten Joubert geschickt, den Offizier, den niemand vermissen würde, doch der unbeliebte Posten hatte Joubert eine Glückssträhne gebracht, als das Schiff auf der Fahrt nach Indien auf der Insel Île de France einen Stopp eingelegt hatte.
Er hatte Simone kennen gelernt, sie umworben und erobert, und er war stolz auf sie, denn
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