Sharpes Sieg
Straßen rufen.
»Hier, Sir!«, rief er zurück. »Hier!«
McCandless brauchte einen Moment, um ihn zu finden, und als der Schotte bei ihm war, sah Sharpe, dass der Colonel vor Wut kochte.
»Wo sind Sie herumgeritten, Mann?«, fragte McCandless verdrossen. »Er ist entkommen! Einfach abgehauen! Wegmarschiert wie ein Spielzeugsoldat!« Er starrte vom Sattel aus wütend auf Sharpe hinab.
»Ich konnte keine Männer finden, Sir, es tut mir leid, Sir«.
»Nur eine Kompanie. Das war alles, was wir brauchten!«, sagte McCandless ärgerlich, dann bemerkte er Simone Joubert und riss seinen Feldhut vom Kopf. »Ma’am«, sagte er und nickte ihr zu.
»Dies ist Colonel McCandless, Ma’am«, stellte Sharpe vor, »und dies ist Simone, Sir.« Er konnte sich nicht an ihren Nachnamen erinnern.
»Madame Joubert«, stellte sich Simone selbst vor.
McCandless blickte sie finster an. Er fühlte sich immer verlegen in der Anwesenheit von Frauen, und er wusste nicht, was er zu dieser jungen Frau sagen sollte, und so sah er stattdessen Sharpe wütend an. »Ich brauchte nur eine Kompanie, Sharpe! Eine popelige Kompanie!«
»Er hat mich gerettet, Colonel«, sagte Simone.
»Das hatte ich angenommen, Ma’am, das konnte ich mir denken«, sagte der Colonel unglücklich und ließ durchblicken, dass Sharpe seine Zeit verschwendet hatte. Weitere Rußflocken wirbelten in dem Rauch von der Straße in den Hof, während in der Straße jenseits des Torwegs die Männer der Feldwache Plünderer aus den Geschäften und Häusern zerrten. McCandless starrte gereizt zu Simone, die ihn ruhig anblickte. Der Schotte war ein Gentleman und wusste, dass das Wohlergehen der Frau jetzt unter seine Verantwortung fiel, doch er verabscheute diese Pflicht. Er räusperte sich, doch dann stellte er fest, dass er nichts zu sagen wusste.
»Madame Jouberts Ehemann, Sir, dient in Dodds Regiment«, sagte Sharpe.
»So, so, tatsächlich?«, fragte McCandless mit plötzlichem Interesse.
»Mein Mann hoffte, das Kommando des Regiments nach Colonel Mathers zu übernehmen«, erklärte Simone. »aber leider traf Major Dodd ein.« Sie zuckte mit den Schultern.
Der Colonel runzelte die Stirn. »Warum haben Sie die Stadt nicht mit Ihrem Mann verlassen?«
»Das wollte ich ja, Colonel.«
»Und Sie wurden erwischt, wie?« Der Colonel tätschelte sein Pferd, das nervös tänzelte. »Sagen Sie, Ma’am, haben Sie in der Stadt ein Quartier?«
»Das hatte ich, Colonel. Das hatte ich. Aber ob jetzt noch etwas davon übrig ist ...«
Simone zuckte mit den Schultern, als erwarte sie, dass ihr Quartier ausgeraubt worden sei.
»Haben Sie Diener?«
»Der Hauswirt hat Dienerschaft, und sie stand uns zur Verfügung. Mein Mann hat natürlich einen Diener.«
»Aber Sie müssen irgendwo bleiben, Ma’am.«
»Das nehme ich an, ja.« Simone schwieg einen Moment nachdenklich und fügte dann hinzu: »Aber ich bin hier allein, Colonel.«
»Sergeant Sharpe wird sich um Sie kümmern, Ma’am«, sagte McCandless. Und dann kam ihm ein Gedanke, der ihn erschreckte. »Es macht Ihnen doch nichts aus, dies zu tun, Sharpe?«, fragte er besorgt.
»Ich werde es schon schaffen«, sagte Sharpe.
»Und ich soll einfach hier bleiben?«, fragte Simone. »Ist das alles, was Sie vorschlagen, Colonel?«
»Ich schlage vor, Ma’am, Sie wieder mit Ihrem Mann zu vereinen«, sagte McCandless, »aber das wird einige Zeit dauern. Einen Tag oder zwei. Sie müssen Geduld haben.«
»Verzeihung, Colonel«, sagte Simone und bedauerte ihren heftigen Tonfall.
»Es tut mir leid, Ihnen diesen Dienst aufbürden zu müssen, Sharpe«, sagte McCandless, »aber sorgen Sie für die Sicherheit der Dame, bis wir die Dinge arrangieren können. Halten Sie mich auf dem Laufenden, wo Sie sind, und ich werde kommen und Sie finden, wenn alles arrangiert ist.«
»Jawohl, Sir.«
Der Colonel zog sein Pferd herum und preschte vom Hof.
Seine Laune, die in den Keller gefallen war, als Dodd aus dem Nordtor der Stadt entkommen war, besserte sich, denn er sah in Simone Joubert eine von Gott geschickte Möglichkeit, in das Herz der Armee seines Feindes vorzustoßen. Die Frau ihrem Mann zurückzugeben mochte nicht die Rache der Company an Dodd vergelten, doch es würde sicherlich eine beispiellose Gelegenheit sein, Sindhias Streitkräfte auszukundschaften. So ritt McCandless, um Wellesleys Genehmigung für einen solchen Ausflug einzuholen, während Simone Sharpe durch die leeren Straßen führte, um ihr Haus zu finden.
Auf ihrem Weg
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