Sharpes Sieg
im Auftrag von Colonel McCandless Fragen stellte. »Wenn Sie uns gegenüberstehen, Sharpe, sollten wir über hunderttausend Mann sein. Und von diesen sind fünfzehntausend Infanteristen erstklassig, dreißigtausend Infanteristen verlässlich, und der Rest sind Reiter, die nur gut zum Plündern der Verwundeten sind. Wir haben ebenfalls hundert Geschütze, jedes davon so gut wie jedes europäische. Und wie groß wird eure Armee sein?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Sharpe mit ausdrucksloser Miene.
Pohlmann lächelte. »Wellesley hat vielleicht siebeneinhalbtausend Mann, Infanterie und Kavallerie, während Colonel Stevenson vielleicht weitere siebentausend hat. Wie viel ist das zusammen? Vierzehneinhalbtausend? Mit vierzig Geschützen? Sie glauben, vierzehntausend Männer können hunderttausend besiegen? Und was geschieht, Sergeant Sharpe, wenn ich es schaffe, eine eurer kleinen Armeen zu schlagen, bevor die andere sie unterstützen kann?«
Sharpe sagte nichts, und Pohlmann lächelte. »Sie sollten überlegen, ob Sie mir nicht besser Ihr Können verkaufen, Sharpe.«
»Ich, Sir?«, antwortete Sharpe leichthin.
»Sie, Sergeant Sharpe«, sagte Pohlmann eindringlich und drehte sich auf seinem Sitz, um Sharpe anzustarren. »Deshalb habe ich Sie an diesem Nachmittag eingeladen. Ich brauche europäische Offiziere, Sharpe, und jeder Mann, der so jung wie Sie Sergeant wird, muss über großes Können verfügen. Ich biete Ihnen Rang und Reichtum an, Sharpe. Sehen Sie mich an. Vor zehn Jahren war ich Sergeant wie Sie. Jetzt reite ich auf einem Elefanten in den Krieg, brauche zwei weitere, um mein Gold zu transportieren, und habe drei Dutzend Frauen, die darin wetteifern, meinen Säbel scharf zu machen. Haben Sie jemals von George Thomas gehört?«
»Nein, Sir.«
»Ein Ire, Sergeant, und nicht mal ein Soldat! George war ein ungebildeter Seemann, des Lesens und Schreibens unkundig, aus der Gosse von Dublin, und bevor er sich zu Tode soff, der arme Mann, war er der General der Begum Somroo. Ich glaube, er war auch ihr Liebhaber, obwohl das kein Unterschied für diese besondere Dame war, aber bevor George starb, brauchte er einen ganze Herde von Elefanten, um sein Gold zu transportieren. Und warum? Weil die indischen Fürsten unsere Fähigkeiten brauchen, Sergeant. Statten Sie sich mit einem guten Europäer aus, und Sie gewinnen Ihre Kriege. Ich habe in der Schlacht von Malpura zweiundsiebzig Geschütze erbeutet, und habe das Gewicht dieser Geschütze in purem Gold als meine Belohnung verlangt. Und bekommen. In zehn Jahren könnten Sie so reich sein, wie Sie wollen, so reich wie Benoît de Boigne. Sie haben von ihm gehört?«
»Nein, Sir.«
»Er war ein Savoyarde, Sergeant, und in nur vier Jahren verdiente er hunderttausend Pfund, und dann kehrte er heim und heiratete eine siebzehnjährige Adlige. In nur vier Jahren! Von einem Captain in Savoyens Armee zum Gouverneur des halben Territoriums von Sindhia. Hier kann man ein Vermögen machen, und Rang und Geburt spielen keine Rolle. Nur die Fähigkeit zählt, nichts als die Fähigkeit.« Pohlmann legte eine Pause ein, den Blick auf Sharpe gerichtet. »Ich würde Sie morgen zu einem Lieutenant machen, Sergeant, und Sie können in meiner compoo kämpfen, und wenn Sie gut sind, werden Sie nach einem Monat Captain sein.«
Sharpe schaute den Hannoveraner an, sagte jedoch nichts. Pohlmann lächelte. »Wie stehen Ihre Chancen, ein Offizierspatent in der britischen Armee zu bekommen?«
Sharpe grinste. »Null Chance, Sir.«
»Also? Ich biete Ihnen Rang, Reichtum und so viele bibbis , wie Sie flach legen können.«
»Ist Mister Dodd deswegen desertiert, Sir?«
Pohlmann lächelte. »Major Dodd ist desertiert, Sharpe, weil ihm die Hinrichtung wegen Mordes drohte und weil er vernünftig ist und meinen Job will. Was er jedoch nicht zugeben würde.« Der Hannoveraner drehte sich auf dem Sitz. »Major Dodd!«, rief er.
Der Major trieb seine Stute an die Seite des Elefanten und blickte zum Sitz hoch. »Sir?«
»Sergeant Sharpe möchte wissen, warum Sie sich unserer Armee angeschlossen haben.«
Dodd bedachte Sharpe mit einem misstrauischen Blick und zuckte mit den Schultern. »Ich bin abgehauen, weil es keine Zukunft für die Company gibt«, sagte er. »Ich war seit zweiundzwanzig Jahren Lieutenant, zweiundzwanzig Jahre lang! Für die Company zählt nicht, wie gut ein Soldat ist, man muss warten, bis man an der Reihe ist, und während ich die ganze Zeit zuschaute, wie sich reiche,
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