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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gerechnet, dass Captain Joubert zu spät dran ist«, sagte Pohlmann, »denn ein Mann, der gerade wieder mit seiner Frau vereint ist, hat Besseres zu tun, als pünktlich zum Essen zu erscheinen, wenn er überhaupt sein Abendessen einnimmt. Haben Sie ebenfalls Simone willkommen geheißen, Major?«
    »Nein, das habe ich nicht. Ich habe mich um die Posten gekümmert.«
    »Major Dodds Pflichtgefühl beschämt uns alle«, sagte Pohlmann. »Hatten Sie bereits das Vergnügen, Major Dodd kennen zu lernen, Colonel?«, fragte er McCandless.
    »Ich weiß, dass die Company fünfhundert Guineen für Lieutenant Dodds Gefangennahme zahlen wird«, grollte McCandless, »und mehr noch, wage ich zu sagen, nach seiner Bestialität in Chasalgaon.«
    Dodd zeigte keine Reaktion auf die Feindseligkeit des Colonels, aber Pohlmann lächelte. »Sie sind wegen der Belohnung gekommen, Colonel, nicht wahr?«
    »Ich würde das Geld nicht anrühren«, sagte McCandless, »denn es klebt Blut daran. Und Mord, Treulosigkeit und Unehre.«
    Die Worte waren zu Pohlmann gesprochen, aber an Dodd gerichtet, dessen Gesicht sich anspannte, als er sie hörte. Er hatte einen Platz am Ende des Tisches eingenommen und bediente sich mit Essen. Die anderen Gäste schwiegen, fasziniert von der Anspannung, die zwischen McCandless und Dodd herrschte.
    Pohlmann genoss die Konfrontation. »Sie sagen, Major Dodd ist ein Mörder, Colonel?«
    »Ein Mörder und Verräter.«
    Pohlmann blickte am Tisch entlang. »Major Dodd? Haben Sie nichts zu sagen?«
    Dodd griff nach einer Scheibe Brot und brach sie in zwei Hälften.
    »Als ich das Pech hatte, in der Company zu dienen, Colonel«, sagte er zu Pohlmann, »war Colonel McCandless wohlbekannt als Leiter der Nachrichtenabteilung. Er hatte die unehrenhafte Aufgabe, die Feinde der Company auszuspionieren, und ich zweifle nicht daran, dass er aus diesem Grund hier ist. Er kann große Töne spucken, wie er will, aber er ist hier, um zu spionieren, Colonel.«
    Pohlmann lächelte. »Ist das wahr, McCandless?«
    »Ich habe Madame Joubert zu ihrem Mann zurückgebracht, Pohlmann, nichts sonst«, sagte McCandless.
    »O doch«, widersprach Pohlmann. »Major Dodd hat recht! Sie sind der Chef des Nachrichtendienstes der Company, nicht wahr? Was bedeutet, dass Sie in der misslichen Lage der lieben Simone eine Chance gesehen haben, unsere Armee auszukundschaften.«
    »Sie folgern zu viel«, sagte McCandless.
    »Unsinn, Colonel. Probieren Sie das Lamm. Es ist in Milch gekocht. Was möchten Sie also sehen?«
    »Mein Bett«, sagte McCandless knapp und lehnte die Portion Lammfleisch ab. Er aß nie Fleisch. »Nur mein Bett«, fügte er hinzu.
    »Ich werde dafür sorgen, dass Sie es sehen«, sagte Pohlmann freundlich. Der Hannoveraner legte eine Pause ein und fragte sich, ob er die Feindseligkeit zwischen McCandless und Dodd neu anstacheln sollte, doch er sagte sich, dass die beiden einander genügend beleidigt hatten. »Aber morgen werde ich für eine Besichtigungstour für Sie sorgen. Sie können sich ansehen, was auch immer Sie wollen, McCandless. Sie können unsere Kanoniere bei der Arbeit sehen, unsere Infanterie inspizieren, Sie können überallhin gehen, wohin Sie wollen, und mit jedem reden, mit dem Sie möchten. Wir haben nichts zu verbergen.« Er lächelte den erstaunten McCandless an. »Sie sind mein Gast, Colonel, also muss ich Ihnen richtige Gastfreundschaft bieten.«
    Er hielt sein Wort, und am nächsten Morgen wurde McCandless eingeladen, Pohlmanns gesamte compoo zu inspizieren. »Ich wünschte, es wären mehr Soldaten hier, aber Sindhia ist ein paar Meilen nördlicher mit Saleurs und Duponts compoo s. Ich würde gern behaupten, dass sie nicht so gut wie meine sind, aber in Wirklichkeit sind beide sehr fähige Einheiten. Beide haben natürlich europäische Offiziere, und beide sind richtig ausgebildet. Ich kann nicht so viel über die Infanterie des Radschas von Berar sagen, aber seine Kanoniere sind unseren ebenbürtig.«
    McCandless sagte den ganzen Morgen wenig, und Sharpe, der es gelernt hatte, die Stimmungen des Schotten zu deuten, sah, dass er aus der Fassung gebracht worden war und sich unbehaglich fühlte. Das war auch kein Wunder, denn Pohlmanns Soldaten wirkten so gut wie alle im Dienst der Company. Der Hannoveraner befehligte sechseinhalbtausend Mann Infanterie, fünfhundert Kavalleristen und ebenso viele Pioniere und besaß achtunddreißig Geschütze. Diese compoo allein war der Infanterie von Wellesleys Armee zahlenmäßig

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