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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Rumpf des Spaniers wie ein Fels mit Schießscharten. Sharpe suchte die französische Linie nach der Revenant ab, aber da gab es so viele schwarzgelbe Zweidecker, dass er sie nicht herausfinden konnte.
    Einige der Männer schrieben Briefe, benutzten ihre Geschütze als Schreibtische. Andere schrieben ihr Testament. Nur wenige konnte schreiben, sie diktierten anderen, und die Briefe wurden in die Sicherheit des Orlopdecks gebracht.
    Der Wind blieb schwach. Sharpe hatte das Gefühl, dass die großen Wellen, die von Westen kamen, mehr Wirkung auf die Schiffe hatten als der Wind. Diese Wellen waren ungeheuer lang, wirkten wie große glatte Hügel, die lautlos und grünlich auf den Feind zuliefen.
    »Ich befürchte«, sagte Chase, der sich zu Sharpe gesellte, »dass wir in einen Sturm geraten.«
    »Sie können das voraussagen?«
    »Ich hasse diese glasige Dünung«, sagte Chase, »und der Himmel hat einen unheilvollen Farbton.« Er blickte zurück, wo sich der Himmel verdunkelte, während er über dem Schiff blau und mit weißen Wolkenstreifen durchsetzt war. »Dennoch sollte das gute Wetter lange genug für die Arbeit des Tages anhalten.«
    Die Kapelle auf dem Vordeck hörte auf zu spielen, und Chase ging zur Reling des Achterdecks und hob eine Hand, um die Männer zum Verstummen zu bringen. Die meisten Männer von den unteren Decks befanden sich nun auf dem Hauptdeck. Und diese Männer blickten erwartungsvoll zu Chase auf, als er seinen Hut zog.
    »Wir werden die Franzmänner und Dons heute verprügeln, Männer«, sagte Chase, »und ich weiß, dass ihr mich stolz machen werdet!« Gemurmelte Zustimmung brandete von den Männern auf, die sich bei den Geschützen drängten. »Aber bevor wir an unsere Arbeit gehen«, fuhr Chase fort, »möchte ich all unsere Seelen dem Allmächtigen anvertrauen.« Er nahm ein Gebetbuch aus der Tasche und blätterte darin. Er war kein sehr religiöser Mann, aber er hatte einen unbekümmerten Glauben an Gott, der fast so stark war wie sein Vertrauen in Nelson. Er las das Gebet mit starker Stimme vor, und der leichte Wind spielte in seinem Haar. »O Herr, hilf uns und erlöse uns ...«, endete er. Die Männer riefen »Amen«, und einige bekreuzigten sich. Chase setzte seinen Hut wieder auf. »Wir werden glorreich siegen. Hört auf eure Offiziere und vergeudet keinen Schuss! Ich garantiere euch, ich werde uns längsseits vor einen Feind legen, und dann hängt es von euch ab. Ich weiß, dass der Feind den Tag bereuen wird, an dem er die Pucelle gesehen hat!« Er lächelte, dann nickte er zur Kapelle. »Ich glaube, wir könnten es ertragen, noch einmal ›Hearts of Oak‹ zu hören, oder?«
    Die Männer jubelten ihm zu, und die Kapelle spielte von Neuem. Einige der Kanoniere tanzten den Hornpipe, den alten Matrosentanz. Eine junge dralle Frau erschien auf dem Hauptdeck mit einer Kanne Wasser für eine der Geschützcrews. Sie war blass, weil sie so lange unter Deck gewesen war, und zerlumpt gekleidet mit einem langen Rock und einem schäbigen Umhängetuch. Sie hatte rotes Haar, das glatt und schmutzig herabhing, und die Männer, die erfreut waren, sie zu sehen, scherzten mit ihr, als sie sich ihren Weg über das Deck bahnte. Die Offiziere taten, als würden sie sie nicht bemerken.
    »Wie viele Frauen sind an Bord?«, fragte Lady Grace, die neben Sharpe stehen blieb. Sie trug ein blaues Kleid, einen breitkrempigen Hut und einen langen schwarzen Schiffsmantel.
    Sharpe warf einen schuldbewussten Blick zu Lord William, aber seine Lordschaft war in eine Unterhaltung mit Leutnant Haskell vertieft. »Chase sagte mir, es seien mindestens ein halbes Dutzend«, sagte Sharpe. »Sie werden von der Mannschaft versteckt.«
    »Und wo finden sie Schutz während der Schlacht?«
    »Nicht bei dir.«
    »Das ist nicht fair.«
    »Das Leben ist nicht fair«, sagte Sharpe. »Wie fühlst du dich?«
    »Gesund«, sagte sie, und sie sah tatsächlich blühend aus. Ihre Augen glänzten, und ihre Wangen, die so blass gewesen waren, als Sharpe sie zum ersten Mal in Bombay gesehen hatte, zeigten jetzt eine gesunde Farbe. Sie berührte kurz seinen Arm. »Du wirst auf dich Acht geben, Richard?«
    »Das werde ich«, versprach er, obwohl er bezweifelte, dass sein Leben oder der Tod heute in seiner Hand lagen.
    »Wenn das Schiff geentert wird ...«, sagte Grace zögernd.
    »Das wird nicht passieren«, unterbrach er sie.
    »Aber wenn«, sagte sie ernst, »dann möchte ich nicht noch einmal, dass ein Typ wie dieser Leutnant auf der

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